Ahmadinedschad leugnet Holocaust erneut
Teheran (dpa) - In der iranischen Hauptstadt Teheran und anderen Städten des Landes haben Hunderttausende am Al-Kuds-Tag nach Angaben der staatlichen Medien gegen Israel demonstriert.
Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem. Auf einer anti-israelischen Kundgebung am Freitag bestritt der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad erneut den Holocaust. Er sei "eine falsche Behauptung, ein Märchen, das als Vorwand für Verbrechen gegen die Menschheit benutzt wird", sagte er. Erstmals seit neun Wochen nutzten Anhänger der Opposition die Demonstrationen für Proteste gegen die Regierung des erzkonservativen Ahmadinedschads.
Augenzeugen sprachen von vielen tausend Menschen, die sich durch grüne Armbänder oder Kleidung als Anhänger von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi zu erkennen gaben. Sie protestierten gegen den umstrittenen Wahlsieg Ahmadinedschads, dem sie Betrug bei der Abstimmung am 12. Juni vorwerfen. Trotz eines großen Polizeiaufgebots in Teheran riefen sie "Freiheit, Freiheit" sowie "Tod dem Diktator".
Nach Berichten von Oppositionsanhängern kam es zu Zusammenstößen zwischen Protestlern und Polizei, die Tränengas einsetzte. Im Internet wurden Fotos von verletzten Demonstranten veröffentlicht. Zudem kursierten Gerüchte über Verhaftungen. Auf den ehemaligen Präsidenten Mohammed Chatami soll es einen Übergriff gegeben haben. Die Polizei und die Revolutionsgarden hatten die Opposition im Vorfeld scharf davor gewarnt, die Veranstaltung für Proteste gegen die Regierung zu nutzen.
Auch Mussawi war nach einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur IRNA bei den Protesten dabei. Nachdem sein Auto von Ahmadinedschad-Anhängern angegriffen worden sei, habe er die Demonstration jedoch verlassen. Unter den Demonstranten war zudem der früheren Parlamentspräsident und Führer der Oppositionspartei Etemad Melli, Mehdi Karrubi.
Der Al-Kuds-Tag ist im Iran ein gesetzlicher Feiertag und wird traditionell am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan begangen. Hintergrund ist die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Der Iran erkennt Israel nicht an und erachtet seine Regierung als Wurzel aller Probleme im Mittleren Osten.
Höhepunkt des Al-Kuds-Tages war ein Gebet in der Teheraner Universität mit der anti-israelischen Rede Ahmadinedschads. Er sagte, falls die Europäer Millionen von Juden getötet haben sollten, dann sollten sie den Juden auch "in Europa, Amerika oder Kanada" Land geben. "Warum sollen die Palästinenser wegen eines Vorfalls leiden, an dem sie nicht beteiligt waren?", fragte Ahmadinedschad. "Es ist unsere nationale, religiöse und islamische Pflicht, dem zionistischen Regime weiterhin entgegenzutreten."
In einem Interview des Nachrichtensenders NBC hatte Ahmadinedschad zuvor den Anspruch seines Landes auf die friedlichen Nutzung der Atomenergie bekräftigt. "Wir brauchen solche Waffen nicht." Explizit ausschließen wollte er die Entwicklung solcher Waffen im Iran für alle Zeit allerdings nicht.
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