Kita-Ausbau ist nicht zu schaffen
Im März 2012 fehlten bundesweit noch immer 220000 Betreuungsplätze . Auf die Städte und Gemeinden könnte eine Welle von Klagen zukommen.
Augsburg/Berlin Der geplante Ausbau der Betreuung für Kleinkinder unter drei Jahren bis zum August 2013 steht vor dem Scheitern. Die Zahlen, die das Statistische Bundesamt am Dienstag vorstellte, belegen, dass das beim „Krippengipfel“ 2007 von Bund, Ländern und Kommunen gegebene Versprechen, ausreichend Betreuungsangebote für Kleinkinder in Kitas oder von Tagesmüttern zu schaffen, kaum noch flächendeckend gehalten werden kann. Knapp neun Monate, bevor der Rechtsanspruch wirksam werden soll, steht die Einlösung dieses Versprechens in vielen Regionen Westdeutschlands in den Sternen. Kommunen fürchten bereits eine abgewiesener Eltern.
780000 Betreuungsplätze wären bis zum Sommer nächsten Jahres nötig. Doch im März 2012 fehlten bundesweit noch immer 220000. Die Betreuungsquote in Bayern gibt das Bundesamt mit 23 Prozent an – danach liegt der Freistaat noch immer unter dem bundesweiten Durchschnitt von 27,6 Prozent. Doch das bayerische Familienministerium vermeldet einen spürbaren Aufwärtstrend: Die Quote liege aktuell bereits bei rund 30 Prozent, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung.
Soll aber deutschlandweit bis August 2013 die angestrebte Betreuungsquote von 39 Prozent erreicht werden, bedarf es gewaltiger Anstrengungen. Allein von März 2012 bis zum Stichtag 2013 müssten in der ganzen Republik die Betreuungsplätze um fast 40 Prozent zunehmen. „Der Zuwachs müsste binnen 18 Monaten damit stärker ausfallen als in den letzten vier Jahren insgesamt“, erklärte Karl Müller, Direktor beim Statistischen Bundesamt.
In allen Bundesländern ist der Bedarf höher als das Angebot
Der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren liegt in Deutschland einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Deutschen Jugendinstituts zur Folge bei 39,4 Prozent. In Bayern ist die Nachfrage mit 31,6 Prozent am niedrigsten in ganz Deutschland. Am größten ist sie in den neuen Bundesländern – dort ist die Quote bereits vorhandener Plätze jedoch deutlich höher. Dennoch: In jedem Bundesland ist der Betreuungsbedarf der Eltern größer als das tatsächliche Angebot.
Bayern wartet derweil mit eigenen Berechnungen auf (siehe Infokasten). Danach stehen im Freistaat derzeit für 43 Prozent der ein- bis zweijährigen Kinder Krippenplätze zur Verfügung. Bis zum Stichtag sollen es gar 52 Prozent werden. Der Unterschied: Das Statistische Bundesamt bezieht alle Kinder unter drei Jahre ein.
Egal, wie gerechnet wird: Sollten Eltern für ihr Kleinkind ab 1.August 2013 keinen Betreuungsplatz bekommen, können sie nach Stand der Dinge die betreffende Kommune verklagen. Denn, dass am Rechtsanspruch „nicht gerüttelt“ wird, betonte am Dienstag Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU).
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