Chinas Präsident trifft angeblich Kim Jong Il
Peking/Boston (dpa) - Bei seinem überraschenden Besuch in China ist Nordkoreas Militärmachthaber Kim Jong Il nach südkoreanischen Berichten vermutlich mit Staats- und Parteichef Hu Jintao zusammengetroffen.
Wie die Nachrichtenagentur Yonhap am Samstag unter Hinweis auf Geheimdienstinformationen berichtete, gibt es Anzeichen für ein solches Treffen in der nordostchinesischen Stadt Changchun. Nach unbestätigten Berichten soll Chinas Präsident in der Region gerade Urlaub machen. Südkoreanische Quellen gingen davon aus, dass sich Kim Jong Il am Samstag wieder auf den Heimweg gemacht hat.
Der aus nordkoreanischer Haft freigelassene Amerikaner Aijalong Mahli Gomes traf am Freitag zusammen mit dem früheren US-Präsident Jimmy Carter in Boston ein. Der Friedensnobelpreisträger hatte die Freilassung des 30-Jährigen in Pjöngjang erwirkt. Er war im Januar bei einem illegalen Grenzübertritt festgenommen und zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Gomes wurde von seiner Familie empfangen, gab am Flughafen aber wie Carter keine Erklärung ab.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon lobte den Einsatz Carters. Er begrüße es, dass Pjöngjang den Amerikaner aus humanitären Überlegungen freigelassen habe, sagte der UN-Chef in New York. Bei der Gelegenheit bat Ban Ki Moon auch um humanitäre Nothilfe für Nordkorea, das durch Überschwemmungen schwer betroffen sei. Die Arbeit des UN-Teams im Land sei durch fehlende Finanzierung stark beeinträchtigt, sagte der UN-Generalsekretär.
Hilfe für das verarmte Nordkorea und die Flutopfer dürfte nach Einschätzung von Beobachtern auch eine wichtige Rolle bei Kim Jong Ils Besuch in China gespielt haben. Außerdem wurde spekuliert, dass der gesundheitlich angeschlagene 68-Jährige die chinesische Führung über seine Überlegungen für seine Nachfolge unterrichtet haben könnte. Als potenzieller Nachfolger gilt sein Sohn Kim Jong Un, der bei einem Anfang September bevorstehenden wichtigen Parteitreffen auf einen hohen Posten gehoben werden könnte.
Die Unerfahrenheit seines Sohnes mache Kim Jong Il Sorge, hieß es. So sei Unterstützung aus China für ihn besonders wichtig, sagte Liu Ming, Korea-Experte der Shanghaier Akademie der Sozialwissenschaften der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post. "Anders als Kim Jong Il, der schon lange vorher auf die Nachfolge vorbereitet wurde, ist sein 28-jähriger Sohn ein neues Gesicht, das nicht genügend Zeit hatte, um Regierungserfahrungen zu sammeln, Beziehungen aufzubauen und eine Basis für Autorität innerhalb der regierenden Partei und der Armee aufzubauen - und das beunruhigt den Führer am meisten."
Chinas Regierung hüllte sich wie bei früheren Besuchen Kim Jong Ils auf nordkoreanischen Wunsch hin in Schweigen über dessen Reise. Der Militärführer verließ laut Yonhap am Samstag mit einem Konvoi sein Hotel in Changchun. Südkoreanische Diplomaten hielten es für höchst wahrscheinlich, dass er noch am Samstag nach Nordkorea zurückkehren würde. Sein Besuch fand unter strengster Geheimhaltung statt. Filmaufnahmen des japanischen Fernsehens NHK zeigten am Freitag einen Mann umringt von Sicherheitsbeamten an dem Hotel, in dem Kim Jong Il gewesen sein könnte.
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