Chodorkowski rechnet mit lebenslanger Haft
Moskau (dpa) - Der kremlkritische Ex-Ölmanager Michail Chodorkowski (46) rechnet nach Ende des zweiten Prozesses gegen ihn mit lebenslanger Haft: "Sie werden versuchen, mich bis zu meinem Tod im Gefängnis zu lassen".
Das sagte der Chef des inzwischen zerschlagenen russischen Ölkonzerns Yukos dem Nachrichtenmagazin "Focus" in einem Interview. Chodorkowski sieht hinter dem neuen Verfahren gegen ihn Vertreter der Sicherheitsorgane im Umfeld des russischen Regierungschefs Wladimir Putin. Chodorkowski drohen im aktuellen Prozess wegen Geldwäsche 22 Jahre Gefängnis. Deutschland und die USA zweifeln die Rechtmäßigkeit dieses zweiten Verfahrens an.
Chodorkowski war 2003 festgenommen worden und sitzt nach dem Schuldspruch von 2005 eine achtjährige Haftstrafe wegen Steuerbetrugs ab. Experten halten das Vorgehen gegen die frühere Konzernleitung von Yukos für politisch motiviert. Ungeachtet der Ankündigungen von Kremlchef Dmitri Medwedew, für mehr Rechtsstaatlichkeit in Russland zu sorgen, erwartet Chodorkowski keinen fairen Prozess. Bis zu einer Unabhängigkeit der Gerichte sei es noch ein weiter Weg, sagte er in dem Interview. Die bisherigen Schritte hätten bruchstückhaften Charakter und führten nicht zu wirklich qualitativen und unumkehrbaren Änderungen.
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