Ein Hoffnungsschimmer für Langzeitarbeitslose
Am harten Kern der Erwerbslosen geht der Wirtschaftsaufschwung vorbei. Jetzt wollen Deutschlands Großstädte neue Wege gehen.
Manchmal wundert sich Nürnbergs SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly: Auf der einen Seite klagen ihm die Unternehmer seiner Region den wachsenden Fachkräftemangel, doch zugleich berichten ihm die Mitarbeiter der Jobcenter, dass die Zahl der bereits seit langer Zeit arbeitslosen Nürnberger kaum zurückgehe. Tatsächlich bewegt sich die Arbeitslosenquote trotz anhaltendem Wirtschaftsboom in der Großstadt seit langem beharrlich um die Sechs-Prozent-Marke.
„Im zehnten Jahr des Aufschwungs sind wir offenbar an einer Grenze angelangt, mit den Kräften der Konjunktur die Arbeitslosigkeit sozusagen auf natürlichem Weg abzubauen“, sagt Maly. Obwohl es mehr Jobs in seiner Stadt gibt, sinkt die Zahl der Langzeitarbeitslosen kaum, dafür steigt aber die Zahl der Pendler ins Stadtgebiet deutlich. Und so wie Nürnberg ergeht es vielen deutschen Großstädten, selbst in Boom-Regionen wie Bayern.
Konkret soll 150.000 Menschen geholfen werden
Deshalb wollen die Kommunen nun gemeinsam mit der Bundesregierung neue Wege gehen, wie rund 20 Oberbürgermeister jetzt beim Treffen des Deutschen Städtetags in Augsburg vereinbarten. Gastgeber Kurt Gribl, der als Augsburger CSU-Oberbürgermeister Vize-Präsident des Verbands ist, lobte, dass sich dabei alle Bürgermeister parteiübergreifend schnell einig waren. Konkret soll 150.000 Langzeitarbeitslosen in neue Jobs geholfen werden – immerhin ein Sechstel aller Betroffenen. Als langzeitarbeitslos gilt, wer länger als ein Jahr keinen Job findet. Und seit Jahren steigt in diesem Kreis die durchschnittliche Dauer ihrer Arbeitslosigkeit.
Die Städte und der Bund zielen mit dem neuen Programm nun insbesondere auf die schwierigsten aller Fälle: jene gut 300.000 Bundesbürger, die schon länger als drei Jahre Hartz IV als sogenanntes Arbeitslosengeld II beziehen. „Wir müssen den Teufelskreis durchbrechen, wo Hartz-IV-Karrieren in Familien vererbbar werden“, betonte Maly.
„Chance geben, die Würde der Arbeit zu erleben“
Dabei gehe es um Menschen, die in der Sprache der Jobcenter „multiple Vermittlungshindernisse“ aufwiesen. Das fange damit an, manchen Betroffenen mit Unterstützung von Sozialarbeitern wieder beizubringen, überhaupt pünktlich bei einer Arbeitsstelle zu erscheinen und sie fit für den Arbeitsmarkt zu machen, sagte SPD-Mann Maly. „Wir dürfen diese Menschen nicht auf der Strecke lassen, sondern müssen ihnen und ihren Familien eine neue Chance geben, die Würde der Arbeit zu erleben“, betonte er.
Vier Milliarden Euro – vor allem für Lohnzuschüsse und Qualifizierungen – will der Bund bis 2021 für das Programm zur Verfügung stellen, um die Betroffenen in Unternehmen unterzubringen. Ob das Geld für die Ziele ausreiche, sei zwar fraglich, sagte Städtetagspräsident Markus Lewe, CDU-Oberbürgermeister von Münster. Die Städte hätten aber unter anderem mit ihren Sozialarbeitern die Kompetenz, um ihren Teil zum Erfolg des Programms beizutragen.
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