Deutsche Geisel erst freigelassen, dann erneut verschleppt
Die seit mehr als zwei Monaten verschleppte deutsche Geisel in Afghanistan ist am Mittwoch offenbar zunächst freigelassen und danach wieder verschleppt worden. Auch vier Mitarbeiter des Roten Kreuzes seien nun in der Gewalt der Taliban.
Kabul (dpa) - Die seit mehr als zwei Monaten verschleppte deutsche Geisel in Afghanistan ist nach übereinstimmenden Angaben aus Behörden und aus Kreisen der Taliban am Mittwoch erst freigelassen und danach wieder verschleppt worden.
Aus den Behörden in der Provinz Wardak in Zentralafghanistan und den Reihen der Aufständischen hieß es am Donnerstag, eine Operation des afghanischen Geheimdienstes gegen die Entführer habe dazu geführt, dass Rudolf B. und vier seinerzeit mit ihm verschleppte afghanische Geiseln kurz nach ihrer Freilassung wieder entführt worden seien. Auch die zwei ausländischen und zwei einheimischen Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die die Geiseln nach Kabul bringen sollten, seien nun in der Gewalt der Taliban.
Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf sagte dagegen, die vier verschleppten Mitarbeiter des IKRK seien am Mittwochabend ohne Geiseln auf dem Rückweg nach Kabul gewesen, als sie entführt wurden. Darüberhinaus hatte sie lediglich erklärt, die IKRK-Mitarbeiter sollten die deutsche Geisel "abholen".
Ein hochrangiger Behördenvertreter in Wardak, der anonym bleiben wollte, sagte: "Alle fünf (Geiseln) wurden übergeben." Sie seien mit dem IKRK bereits auf dem Weg Richtung Kabul gewesen. Dann hätten Geheimdienstkräfte aber vier Männer aus der Gruppe der Geiselnehmer festgenommen, die zuvor in einer Bank in Kabul das Lösegeld empfangen hätten.
In Geheimdienstkreisen hieß es am Donnerstag in Kabul, die beiden Angehörigen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), die am Donnerstag entführt wurden, hätten in der Provinz Wardak über die Freilassung des am 18. Juli entführten deutschen Bauingenieurs Rudolf B. verhandelt. Sie hätten aber offensichtlich keinen Erfolg erzielt. Auf der Rückfahrt nach Kabul seien sie verschleppt worden.
Der für eine deutsch-afghanische Baufirma arbeitende Rudolf B. war in der Provinz Wardak gemeinsam mit seinem Kollegen Rüdiger D. gekidnappt worden. Zu der Entführung hatten sich die Taliban bekannt. Rüdiger D. war von den Entführern erschossen worden. Die Freilassung von Rudolf B. war mehrere Male in letzter Minute gescheitert. Mitte August war die 31-jährige Deutsche Christina M. in Kabul nach zwei Tagen aus der Hand krimineller Afghanen befreit worden.
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