Entwicklungsminister Müller warnt vor Bürgerkriegen und Flüchtlingswelle
Exklusiv Entwicklungsminister Gerd Müller spricht über mögliche Folgen der Corona-Krise. Zudem präsentiert er eine neue Theorie des Ausbruchs der Pandemie in China.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller warnt vor dem Ausbruch von bewaffneter Gewalt und neuen Flüchtlingswellen, wenn die Corona-Pandemie in den kommenden Wochen Afrika erfasst. „Die Lage ist dramatisch, denn mit einer Verzögerung von zwei Monaten kommt das Virus jetzt in den Entwicklungs- und Schwellenländern an“, sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion. „Ich habe große Sorgen, dass es in fragilen Staaten zum Ausbruch von Unruhen kommt, auch zu Bürgerkriegen“, betonte er.
Die wirtschaftlichen Verwerfungen der Krise träfen Afrika mit voller Wucht: „Millionen Menschen haben in Entwicklungsländern schon ihre Arbeit verloren, verfügen über keinerlei Absicherung und Einkommen“, sagte Müller. „Es kommt bereits zu Unruhen. Terroristische Gruppen verüben verstärkt Anschläge, mit dem Ziel Regierungen zu stürzen“, betonte er. „Chaos bis hin zum Bürgerkrieg und Flüchtlingswellen wären die Folge. Dies alles betrifft auch uns.“
Müller: Coronavirus ist in 47 der 54 afrikanischen Länder angekommen
Müller sagte weiter: „Ich mag mir nicht vorstellen, was geschieht, wenn in Nordafrika oder im Nahen Osten Staaten unter dem Druck der Krisenfolgen zusammenbrechen, das könnte unglaubliche Flüchtlingsströme auslösen.“ Die internationale Staatengemeinschaft müsse alles tun, um die Region zu stabilisieren. „Ansonsten brechen nicht nur Krankenhäuser, sondern die gesamte öffentliche Ordnung und ganze Staaten zusammen.“
Das Virus sei bereits in 47 der 54 afrikanischen Länder angekommen. „Es gibt auf dem afrikanischen Kontinent im Vergleich zu Deutschland und Europa, bis auf wenige Ausnahmen, nahezu keine intensivmedizinischen Einrichtungen“, warnte Müller. Das Entwicklungsministerium konzentriere sich ebenso wie die Weltgesundheitsorganisation WHO darauf, die Gesundheitssysteme in den armen Ländern systematisch zu stärken.
Minister Müller: Virus verbreitete sich über chinesischen Marderhund auf der ganzen Welt
Bundesentwicklungsminister Müller hat erstmals eine neue Theorie präsentiert, wodurch die Coronavirus-Epidemie nach Regierungserkenntnissen auf dem Tiermarkt im chinesischen Wuhan ausgelöst worden ist. „Das Virus ist dort von einem Marderhund, der Fledermäuse frisst, auf den Menschen übergesprungen“, sagte Müller. „Und von dort hat es sich über die ganze Welt verbreitet.“
Der CSU-Politiker forderte angesichts des Übertragungswegs Konsequenzen für die internationale Gesundheitspolitik und medizinische Forschung: „Klar ist, wir müssen das weltweite Zusammenwirken von Human- und Tiermedizin besser erforschen und verstehen“, betonte der Minister. „Denn zwei Drittel aller beim Menschen neu auftretenden Infektionskrankheiten stammen ursprünglich von Nutz- oder Wildtieren.“ Deshalb unterstütze die Bundesregierung bei der WHO den Aufbau der Arbeitseinheit „One Health“ zur Pandemie-Bekämpfung.
Marderhunde wurden bereits 2003 mit dem Ausbruch der Sars-Epidemie in Verbindung gebracht. (AZ)
Lesen Sie hier das vollständige Interview: Gerd Müller: „Habe Sorgen, dass es in fragilen Staaten zu Bürgerkriegen kommt“
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.