Er öffnete die Türen
Wie Johannes XXIII. die Kirche veränderte
Rom Als Angelo Giuseppe Roncalli 1958 zum Papst gewählt wurde, rechnete kaum jemand mit den tief greifenden Veränderungen, die er in der Kirche auslösen würde. Der damals 77-Jährige galt bei vielen nur als Übergangspapst, als Kompromisslösung. Doch Johannes XXIII. bewies in seiner fünfjährigen Amtszeit Mut zu historischen Reformen und Entschlossenheit. Mit der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils 1962 leitete er einen Umbruch ein, mit seiner herzlichen Art gewann er die Sympathien der Menschen. Kurz nach seinem 50. Todestag sol Johannes XXIII. nun heilig gesprochen werden.
Geboren wurde Roncalli am 25. November 1881 in einem Bergdorf bei Bergamo. Er wuchs als eines von zwölf Kindern in einer Bauernfamilie auf. Im ersten Weltkrieg war er Sanitäter und Feldprediger, später wurde er Bischof und Patriarch von Venedig.
Die Menschen in Italien liebten ihn für seinen warmherzigen Charakter, seine Bescheidenheit und seine Volksnähe. Das Zweite Vatikanische Konzil war eines der herausragenden kirchlichen Ereignisse im 20. Jahrhundert, das tiefe Spuren hinterließ. Es tagte bis 1965 und markiert für viele eine Zeitenwende in der katholischen Kirche.
Johannes wollte mit dem Konzil die Kirche modernisieren, zur Welt hin öffnen und sie der sich wandelnden Zeit anpassen. Neben der Reform des Gottesdienstes wurde auch das Verhältnis zu anderen Religionen neu bestimmt. Sein Erbe und der Erfolg des Zweiten Vatikanischen Konzils sind dennoch bis heute umstritten. Viele sahen Nachholbedarf bei der Umsetzung oder kritisierten die Öffnung als nicht weitgehend genug.
Dennoch hat Johannes XXIII. die katholische Kirche grundlegend verändert. Er öffnete – wie er selber sagte – die Fenster und Türen der Kirche, um frischen Wind hereinzulassen. Miriam Schmidt, dpa
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