Erneut Zusammenstöße bei Trauerfeier im Iran
Teheran (dpa) - Neue Zusammenstöße zwischen Polizei und Opposition im Iran: Wie auf Internetseiten von Regimekritikern berichtet wurde, ereigneten sich die Auseinandersetzungen am Mittwoch in Isfahan anlässlich einer Trauerfeier für den gestorbenen Großajatollah und Regimekritiker Hussein Ali Montaseri.
Nach unbestätigten Angaben gab es mehrere Verletzte und rund 50 Festnahmen. Demnach begannen die Auseinandersetzungen, nachdem den Menschen der Zugang zu einer Moschee verweigert worden sei. Dort sollte ein der Reformbewegung nahestehender Geistlicher die Trauerfeier für Montaseri leiten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars riefen Trauergäste Parolen gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Anhänger des Präsidenten versammelten sich zu einer spontanen Gegendemonstration.
Bereits am Montag hatte es in der heiligen Stadt Ghom Zusammenstöße zwischen Oppositionellen und Sicherheitskräften bei der Beerdigungsfeier für Montaseri mit Zehntausenden Teilnehmern gegeben. Der im Alter von 87 Jahren gestorbene Geistliche war ein scharfer Kritiker von Ahmadinedschad. Einen Tag nach seiner Beerdigung in Ghom hatten dort am Dienstag nach Oppositionsangaben Anhänger des Präsidenten das Haus des Großajatollah Yussef Sanei angegriffen. Er gilt als möglicher Nachfolger Montaseris. Nach Angaben reformorientierter Kräfte gingen bei dem Angriff Fensterscheiben zu Bruch. Einige Mitarbeiter des Geistlichen seien verletzt worden. Eine offizielle Bestätigung des Vorfalls lag nicht vor.
Unterdessen kündigte der Chef der iranischen Polizei, Esmail Ahmadi-Moqadam, ein entschiedenes Vorgehen der Sicherheitskräfte an, fall die Proteste von Oppositionellen unter dem Vorwand des Gedenkens an Montaseri weitergingen. Wie Fars weiter berichtete, richtete auch der als Anhänger Ahmadinedschads geltende Großajatollah Hossein Nouri-Hamedani eine Warnung an die Regimegegner. Es gebe keine größere Sünde, als den Feinden des Islam freie Fahrt zu geben. "Es gibt ebenso keine größere Sünde als Beziehungen zu Feinden des Islam zu unterhalten wie zu Obamas, Sarkozys und Merkels", sagte der Geistliche.
Der iranische Oppositionspolitiker Mir Hussein Mussawi wurde am Dienstag von seinem Posten als Leiter des iranischen Kunstinstituts entlassen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Fars am Abend. Mussawi, der auch Künstler und Architekt ist, hatte diesen Posten seit 11 Jahren inne. Mussawi war bei den Präsidentenwahlen im vergangenen Juni gegen Ahmadinedschad angetreten und gilt seitdem als Kopf der oppositionellen "grünen" Bewegung, die Ahmadinedschads Wahlsieg vom Juni nicht anerkennt und ihm Wahlmanipulation vorwirft.
Die Diskussion ist geschlossen.