Gewalt ist bei Erziehung heute tabu
Berlin (dpa) - Gewalt bei der Erziehung ist für Eltern heute laut einer Studie tabu. Gleichzeitig wollen die meisten Mütter und Väter ihre Kinder zu mehr Selbstvertrauen und Eigenständigkeit erziehen.
Ein starkes Selbstbewusstsein, Durchsetzungsfähigkeit und Willensstärke sei den Eltern wichtiger als Anpassungsbereitschaft, Bescheidenheit und eine religiöse Orientierung, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie.
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte zu den Ergebnissen: "Die Ohrfeige ist out, bei Konflikten wird geschimpft, aber es wird nicht mehr körperlich gezüchtigt." Laut der Studie haben Mütter immer mehr Zeit für ihre Kinder, obwohl sie weit öfter berufstätig sind.
Nach den Ergebnissen des "Generationen-Barometers 2009" hat die Hälfte der Eltern den Eindruck, dass die Kindererziehung heute schwieriger geworden ist. Viele Eltern machen sich Sorgen, dass ihr Nachwuchs zu viel vor Fernseher und Computer sitzt, sich zu wenig bewegt und zu fett isst. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung wünscht sich von den Schulen, mehr bei der Erziehung zu helfen. Dafür hat sich die Erziehung von Mädchen und Jungen stark angeglichen.
Autoritäre Erziehungsstile und körperliche Strafen machen Diskussionen, Überzeugung und der Suche nach Kompromissen Platz. Während jeder zweite über 60-Jährige noch mit Ohrfeigen bestraft wurde, ist dies nur bei 23 Prozent der 16- bis 29-Jährigen der Fall.
In armen und bildungsschwachen Familien sagt mehr als ein Drittel der Eltern und Großeltern, dass elektronische Medien öfter mal als Babysitter für die Kinder genutzt werden. In der Mittelschicht ist dies nur bei einem Fünftel der Familien der Fall. Mehr als die Hälfte der 14- bis 17-Jährigen aus der "einfachen Schicht" sitzt im Schnitt mehr als drei Stunden am Tag vor dem Fernseher oder Computer. In der Mittelschicht ist es noch rund ein Drittel der Jugendlichen.
63 Prozent der 16- bis 29-Jährigen finden, dass ihre Mutter ausreichend Zeit für sie hatte. Von den Menschen ab 60 Jahren wurde dies nur von 38 Prozent so empfunden. Die Klage, dass der Vater nicht genügend Zeit für das Kind hat, ist von 54 auf 31 Prozent zurückgegangen. Trotzdem wünschen sich noch immer viele Kinder, dass sich ihre Väter mehr Zeit für sie nehmen. 46 Prozent der Väter und 20 Prozent der Mütter wünschen sich selbst mehr Zeit für ihre Kinder.
Für die zweite Studie im Auftrag des "Forums Familie Stark Machen" wurden knapp 2200 Menschen ab 16 Jahren befragt. Alle drei Jahre sollen mit der Untersuchung die Veränderungen in der Beziehung zwischen den Generationen in Deutschland sichtbar gemacht werden.
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