Putin hält Vorwürfe gegen Chodorkowski für bewiesen
Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder nannte ihn einen "lupenreinen Demokraten". Jetzt hat der russische Regierungschef Putin eine neue Verurteilung seines Kritikers Michail Chodorkowski gefordert.
Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder nannte ihn einen "lupenreinen Demokraten". Jetzt hat der russische Regierungschef Putin hat eine neue Verurteilung seines inhaftierten Kritikers Michail Chodorkowski gefordert. "Der Dieb muss im Gefängnis sitzen", sagte Putin bei einer live im Staatsfernsehen übertragenen Bürger- Fragestunde am Donnerstag.
Das Urteil in dem zweiten international kritisierten Prozess gegen den Milliardär war am Vortag überraschend verschoben worden. Der russische Staat wirft dem einst reichsten Mann des Landes vor, 218 Millionen Tonnen Öl unterschlagen zu haben.
Chodorkowskis Anwälte sprachen im Zusammenhang mit Putins Äußerung vor dem neuen Urteilstermin am 27. Dezember von "unerlaubtem Druck auf das Gericht". Damit stehe endgültig fest, dass ihr seit 2003 inhaftierter Mandant zu einer neuen Gefängnisstrafe verurteilt werde, sagte die Verteidigerin Karina Moskalenko. Oppositionelle sprachen von einem "Skandal", weil Putin die Unabhängigkeit des Gerichts missachte und einen Angeklagten schon vorher schuldig spreche.
Die Verbrechen Chodorkowskis seien bewiesen, sagte Putin. Für ähnlich schwere Vergehen sei der US-Finanzmakler und Milliardenbetrüger Bernard Madoff von einem amerikanischen Gericht zu 150 Jahren Haft verurteilt worden. Im Vergleich dazu seien die russischen Gerichte geradezu human, sagte Putin mit kühlem Lächeln.
Erneut warf Putin seinem Erzfeind zudem vor, in Auftragsmorde verwickelt zu sein. Der frühere Chef des mittlerweile zerschlagenen Ölkonzerns Yukos hatte die Vorwürfe stets als politisch motiviert zurückgewiesen. Beobachter vermuten, dass die russische Führung den weiterhin einflussreichen und finanzstarken Chodorkowski über die Präsidentenwahl 2012 hinaus politisch kaltstellen will. Unter anderem hatten Deutschland und die USA den Prozess scharf kritisiert. dpa
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