Als die Eiserne Lady ihr Geld zurückwollte
Nicht zum ersten Mal gehen die Briten ihren eigenen Weg in Europa.
Margaret Thatcher ist Britin durch und durch. Das Verhältnis der langjährigen Premierministerin zu Europa war stets ein etwas unterkühltes – um es ganz vorsichtig auszudrücken. Legendär wurde ein Wutausbruch der ansonsten äußerst selbstdisziplinierten Eisernen Lady im Jahr 1984.
Auch damals schon ging es ums Geld. Um Geld, das die Briten in den europäischen Haushalt einzahlten. Thatchers Satz „I want my money back!“ (Ich will mein Geld zurück!) ging in die Geschichtsbücher ein, obwohl er in dieser Schärfe wohl nie gefallen ist. Auch ist nicht zweifelsfrei geklärt, ob die Premierministerin tatsächlich derart die Contenance verlor, dass sie „wild mit ihrer Handtasche herumfuchtelte“, wie es später hieß. Völlig klar war hingegen Thatchers Botschaft: Großbritannien sah sich benachteiligt und die Premierministerin war entschlossen, diesen aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustand zu beenden.
Margaret Thatcher war stets eine außerordentlich harte Gesprächspartnerin
Hintergrund des Streits war die Verteilung der Gelder aus Brüssel an die Mitgliedstaaten der damaligen Europäischen Gemeinschaft. Die Mittel im gemeinsamen Etat wurden vor allem für die Förderung der Landwirtschaft ausgegeben. Und weil diese in Großbritannien nur eine vergleichsweise geringe Rolle spielte, bekamen die Briten auch wenig Geld aus dem Brüsseler Topf.
Nun muss man wissen, dass die heute 87-jährige Margaret Thatcher stets eine außerordentlich harte Gesprächspartnerin war. Nur so lässt sich im Rückblick erklären, wie es ihr gelingen konnte, den sogenannten Britenrabatt herauszuhandeln. Das Vereinigte Königreich gehört wie Deutschland zu jenen Staaten, die mehr in den EU-Haushalt einbezahlen als sie über Zuschüsse und Subventionen wieder herausbekommen. Dank des Rabatts bekommen die Briten zwei Drittel der „zu viel“ bezahlten Summe wieder zurück. Das ist bis heute so, obwohl Großbritannien längst zu den reichsten Staaten Europas gehört.
Misstrauen gegenüber zusammenwachsendem Kontinent
Es blieb nicht der einzige Fall, in dem London seinen eigenen Weg ging. Auch als die EU-Länder 1990 die Passkontrollen an ihren gemeinsamen Grenzen abschafften, spielten die Briten nicht mit. Sie wollten niemanden in ihre Einwanderungspolitik hineinreden lassen. Das Misstrauen gegen einen zusammenwachsenden Kontinent prägte die Politik in „10 Downing Street“ schon bei der Entstehung der Europäischen Gemeinschaft in der 1950er-Jahren. Großbritannien trat erst 1973 bei.
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