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Interview
14.06.2020

Krimi-Autor Fitzek: Wie das Glück dauert auch eine Krise nicht ewig an

48 Jahre alt und mit seinen drastischen Büchern ein absoluter Publikumsliebling: Sebastian Fitzek.
Foto: Helmut Henkensiefken

Exklusiv Wegen persönlicher Krisen hat Sebastian Fitzek einst mit dem Schreiben begonnen. Heute ist er Deutschlands Thriller-König und spricht offen über Schicksalsschläge.

Eigentlich müssten die letzten Wochen ideal für einen Schriftsteller gewesen sein. Sie konnten sich ganz aufs Schreiben konzentrieren, hatten weniger Ablenkung durch die Außenwelt …

Sebastian Fitzek: Nicht unbedingt. Denn ich habe viel Zeit damit verbracht, die Nachrichtenlage zu durchforsten. Außerdem habe ich mich mit neuen Meeting-Programmen wie Google Hangouts oder Zoom beschäftigt. Diese Informationsflut hat mich zunächst in der Kreativität behindert. Und ich musste mich selbst dazu konditionieren, meinen Kopf wieder freizubekommen.

Wie haben Sie das geschafft?

Fitzek: Es war wichtig, die Bildschirmzeit zu limitieren. Es gibt keinen guten Grund, stündlich die Nachrichtenfenster zu aktualisieren. Ich habe mich am Ende wie ein Hobbyvirologe empfunden, und als ich mir auf Worldometer auch noch die ganzen Statistiken angesehen habe, dachte ich: Jetzt ist mal gut. Das Handy weg, den Fernseher und das Radio aus und etwas machen, was nichts damit zu tun hat. Zum Beispiel ein gutes Buch lesen.

Werden in Zeiten von Social Distancing Bücher einen Boom erleben?

Fitzek: Das Interesse am Reisen nimmt auf alle Fälle zu. Und wenn man das nicht physisch tun kann, sind Bücher das ideale Mittel, um fremde Welten zu erkunden, ohne sich zu bewegen.

Mit welchem Buch sind Sie zuletzt verreist?

Fitzek: Ich bin verreist in das Jahr 1794 nach Stockholm. Das ist die Fortsetzung eines historischen Krimis von Niklas Natt och Dag, der mit „1793“ den schwedischen Krimipreis gewann. Das ist ziemlich düster, sprachlich sehr gewaltig.

Sind Krisenzeiten für Autoren nicht auch inspirierend?

Fitzek: Das äußere Ereignis als solches ist eher erschreckend als inspirierend. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche der Gesellschaft und des Individuums werden mich aber sehr wohl beeinflussen. Als Autor interessieren mich die Konsequenzen von Krisen und von Schicksalsschlägen.

Welche der Auswirkungen der Krise halten Sie für am relevantesten?

Fitzek: Wenn man mit etwas Positivem beginnen will: Dass viele Menschen ihre Prioritäten neu sortieren. Was ich wirklich vermisse, sind meine sozialen Kontakte. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass alles, was für selbstverständlich gehalten wurde, sehr zerbrechlich ist. Es gibt Werte, für die es sich zu kämpfen lohnt. Es war früher abstrakt, wenn man gesagt hat, es gibt Dinge, für die du einstehen musst. Jetzt merkt man, dass selbst der Gang über die Landesgrenze nicht immer selbstverständlich ist. Negative Erkenntnisse, die ich gewonnen habe, betreffen die psychologischen Auswirkungen. Etwa wenn Menschen sich anfeinden und Verteilungskämpfe über die neue Ladung Klopapier im Supermarkt führen.

Sie entwerfen ja in Ihren Büchern eher düstere Szenarien. Brauchen Sie einen harmonischen Alltag, um das tun zu können?

Fitzek: Tatsächlich brauche ich die Diskrepanz. Deshalb steht mein Schreibtisch in einem relativ hellen Zimmer mit Ausblick auf einen sehr schönen Garten. Ich finde es gut, wenn das Grauen einem nicht ins Gesicht springt, sondern langsam Einzug hält. Stephen King ist da ein Meister.

Können Sie schreiben, wenn Sie in Weltuntergangsstimmung sind?

Fitzek: Ich kann tatsächlich gut schreiben, selbst wenn ich nicht so gut drauf bin. Schreiben hat, wie aus der Psychotherapie bekannt, auch eine therapeutische Wirkung. Wenn man die Probleme festgehalten hat, ist man sie zwar nicht los, aber man hat sie bearbeitet. Und was so flüchtig als Grübelei im Kopf herumgeschwirrt ist, ist fassbar. Das ist die erste Stufe zur Problemlösung. Es heißt ja, dass jede Kreativität aus einem Mangel heraus kommt. Ich bin mir sicher, dass viele Höchstleistungen dadurch entstehen, dass die Betreffenden Minderwertigkeitskomplexe abbauen wollen. Beim Schriftsteller ist das nicht anders.

Was ist der Mangel bei Ihnen?

Fitzek: In meinem Buch „Fische, die auf Bäume klettern“ habe ich sehr ausführlich darüber geschrieben. Bis zur fünften Klasse war ich alles andere als der coole Junge, auch wenn ich kein Mobbing-Opfer war. Da würde sicher ein Psychologe sagen, dass ich ein mangelndes Selbstwertgefühl entwickelt hatte. Das hat sich geändert, weil ich einen sehr coolen besten Freund bekam, der neu in die Klasse kam – damals galt er als der größte Rüpel der Schule. Der hat meinem Selbstbewusstsein einen Schub gegeben und zählt auch heute noch zu meinen besten Freunden.

So gesehen war ja dann alles bei Ihnen im Lot, und Sie hätten nicht Autor werden müssen …

Fitzek: Es gab auch noch einen anderen Mangel – nämlich die Angst, in irgendeiner Art und Weise zu versagen. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich viel gelesen habe. Dieser Eskapismus hat mir sehr geholfen, mit anderen mitleiden und mitfiebern zu können, denen es noch schlimmer ging als mir.

Jetzt dürften Ihre Verkaufserfolge schmerzlindernd wirken …

Fitzek: Erfolg ist schwer zu bemessen. Wenn ich von meinem nächsten Buch nur noch 30.000 Stück verkaufe, sagt jeder: Fitzek floppt. Wenn ein Newcomer 30.000 Bücher aus dem Stand verkauft, ist er der neue Star. Eine Lebensweisheit, die ich sofort unterschreibe, ist: Vergleich ist der sichere Weg ins Unglück. Sobald ich anfange, mich mit anderen zu vergleichen, finde ich immer jemanden, der mehr Bücher verkauft, der mehr Auslandslizenzen hat, der länger auf der Bestsellerliste steht. Darum kann es im Leben nicht gehen. Man muss sehr aufpassen, dass man nicht fremden Erfolgsmaßstäben hinterherhechelt.

Was ist für Sie Erfolg?

Fitzek: Erfolg stellt sich für mich immer dann ein, wenn etwas Unerwartetes passiert, das mich persönlich begeistert. Wenn ich eine neue Idee umsetzen kann.

Warum finden sich diese Ideen bei Ihnen fast nur im Thriller-Genre?

Fitzek: Ich vermag es nicht zu sagen. Man sucht sich seine Ideen nicht aus, wenn man ernsthaft schreiben will. Man kann nicht sagen: Ich schreibe heute einen historischen Roman, nächstes Jahr ein Sachbuch und dann einen Thriller. Die Idee kommt zu einem.

Was heißt das, sie kommt zu einem?

Fitzek: Gläubige Menschen würden das als göttliche Eingebung bezeichnen, andere als biochemischen Impuls im Gehirn, der dazu führt, dass man sich auf diese Art verwirklichen will. Ich persönlich kann nichts anderes tun, als diesem Impuls zu folgen. Wenn die Idee in einem anderen Genre spielt, würde ich mich nicht dagegen sträuben. So wie ich mich nicht dagegen gewehrt habe, zwei Kinderbücher zu schreiben. Das war kein Kalkül. Ich dachte, das ist doch mal toll. Beim ersten „Auris“-Roman, dachte ich, das würde ein gutes Hörspiel abgeben. Dabei hatte ich mir nie auf die Fahne geschrieben, Hörspielautor zu werden.

Im Mittelpunkt der „Auris“-Romane, deren zweiter Teil jetzt erschienen ist, steht ein forensischer Phonetiker, der Stimmen aufs Feinste analysieren kann. Wie gut sind Sie selbst in der akustischen Wahrnehmung?

Fitzek: Ich wollte immer Musiker werden. Ich habe in Schülerbands lange Schlagzeug gespielt, war nur nicht gut genug. Musik ist für mich nach wie vor das unmittelbarste Erlebnis. Man spielt einen Song auf der Bühne, und die Emotion verbreitet sich in dem Moment, in dem man ihn hört. Ich mache auch Lesungen, bei denen Soundtracks aufgeführt werden, die zum Buch passen.

Auch so können Lesungen von Sebastian Fitzek aussehen: Er hängt jonglierend am Seil im Berliner Tempodrom.
Foto: Annette Riedl, dpa

Sie haben die „Auris“-Bücher mit Vincent Kliesch verfasst, dessen Karriere noch nicht ganz so lange währt wie die Ihre. Was vermag jemand wie er von Ihnen zu lernen?

Fitzek: Man muss immer zwei Sachen unterscheiden: Das eine ist das Handwerk, das andere die Kunst. Gerade Schriftsteller in Deutschland rümpfen häufig die Nase, wenn man ihnen mit Handwerk kommt, weil sie meinen, es sei alles „sui generis“, also allein aus ihnen heraus entstanden.

Und was ist Ihre Antwort?

Fitzek: Ich würde vorsichtig widersprechen: Jein. Auch ein Pablo Picasso war auf der Kunsthochschule. Architekten, die bauliche Kunstwerke schaffen, müssen die Statikregeln kennen. Analog gibt es Regeln für gute Geschichten. Diese Regeln sollte man zumindest kennen, bevor man sie bricht. Ein Architekt kann nach allen Regeln der Mathematik ein standfestes Haus bauen lassen. Ob die Leute dann dort einziehen wollen und es als Kunstwerk bewundern, das steht auf einem anderen Blatt. Das ist etwas, was Vincent Kliesch auf keinen Fall von mir lernen kann. Das braucht er auch nicht. Das hat er selbst drauf, nämlich seine ureigene Art, etwas aus seinem Handwerk zu machen.

Aber was kann Ihr Ko-Autor von Ihnen lernen?

Fitzek: Was ich beisteuern kann, ist Erfahrung. Da kann ich Impulse geben und sagen: An der und der Stelle war ich auch schon mal, und da hat mir das und das geholfen, um auf eine neue Idee zu kommen. Aber ich gebe ihm kein Rezept vor, das man nachbacken muss.

Ein Schriftsteller schöpft auch aus Lebenserfahrungen. Die sind nicht immer positiv, wie Sie selbst bezeugen können. Sie machten die Frühgeburt Ihres Sohns oder die Trennung von Ihrer Frau publik. Sind Sie als Autor über solche Erlebnisse froh oder hätten Sie doch lieber darauf verzichtet?

Fitzek: Da muss ich nachdenken. Es gibt den Spruch: Lieber Zahnschmerzen als gar keine Gefühle. Aber da muss man differenzieren. Ich bin nicht auf der Suche nach persönlichen Schicksalsschlägen, um sie ausschlachten zu können.

Aber können diese hilfreich sein?

Fitzek: Der Gedanke, dass man schon einiges glücklich überstanden hat, kann einem Halt geben. Denn der Mensch tendiert leider dazu, im Moment des Unglücks zu denken: Das hält ewig so an. Wenn wir dagegen glücklich sind, sagen wir: Es wird bald wieder vorbei sein. Aber es gilt ja auch: Genau wie das Glück nicht ewig andauert, wird auch eine Krise wie die aktuelle irgendwann überstanden sein. Abgesehen davon hat die Menschheit schon ganz andere Dinge gemeistert.

Diese Erkenntnis gilt auch für persönliche Krisen?

Fitzek: Die hilft natürlich, künftigen Krisen in einem hoffentlich aufregenden Leben mit etwas mehr Gelassenheit zu begegnen. Gleichwohl habe ich lieber mehr glückliche Momente als Krisenmomente. Es gibt Künstler wie Mark Rothko, der sich mit dem Messer die Arme aufschlitzte, um sein Leiden auf die Leinwand zu bringen. Ich bin nicht so masochistisch veranlagt.

Zur Person: Sebastian Fitzek, 1971 in Berlin geboren, ist Jurist, war lange Radiomacher und veröffentlichte 2006 seinen ersten Thriller – der gleich ein Bestseller wurde. Wie alle seine Bücher seitdem, die teils auch verfilmt wurden. Zudem gibt es Dramatisierungen, Spiele … Fitzek, dreifacher Vater und seit 2019 geschieden, ist eine Millionenmarke.

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