Das Massaker von Srebrenica
8000 Männer erschossen
Augsburg Das Massaker von Srebrenica gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Am 11. Juli 1995 eroberten bosnisch-serbische Truppen die von Muslimen bewohnte Stadt, obwohl sie UN-Schutzzone war. Kampflos überließ ein Kontingent niederländischer Blauhelme den etwa 2000 gut ausgerüsteten Angreifern unter General Ratko Mladic die Stadt. Tausende Einwohner flohen und suchten Schutz auf dem Gelände der Blauhelme im nahe gelegenen Potoˇcari. Von dort aus wollten sie in Bussen, eskortiert von Blauhelmsoldaten, ihre Flucht fortsetzen.
Die Tatsache, dass die UN-Soldaten das dann folgende Massaker nicht verhindert hatten, löste vor allem in den Niederlanden eine heftige Diskussion aus. Kritiker warfen den Blauhelmen vor, sie hätten Teile davon mitbekommen und durch ihr Nichteinschreiten geduldet.
Tatsächlich wurden die Busse von Mladics Truppen erobert. Die Milizen begannen dann damit, Männer im wehrfähigen Alter aus der Masse der Flüchtlinge auszusondern. Bis zu 8000 muslimische Männer und Buben wurden abgeführt, die meisten erschossen und in Massengräbern verscharrt. Dabei gingen die Schlächter systematisch vor. Zuerst ließen sie ihre Opfer ohne Wasser und Nahrung, dann brachten sie sie gefesselt zu den Exekutionsplätzen. Die Gefangenen mussten sich, ehe auf sie geschossen wurde, in einer Reihe aufstellen. Mit Baggern wurden die Leichen in Massengräber geschoben. Die meisten Frauen und Kinder wurden deportiert.
Neben Mladic gilt der frühere politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, als Hauptverantwortlicher des Massakers. Erst im Juli 2008 wurde er enttarnt: Der Mediziner hatte unter falschem Namen in Belgrad gelebt und als Kräuterdoktor und esoterischer Heilpraktiker gearbeitet. In Den Haag muss er sich seit Oktober 2009 wegen Völkermordes vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal verantworten.
Das Parlament der Republik Serbien hat sich im März 2010 mit hauchdünner Mehrheit und einer halbherzigen Erklärung für das Verbrechen entschuldigt. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat Karadzic unter anderem des Völkermordes in bosnischen Bürgerkrieg angeklagt. (ute)
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