Vertuschte Tebartz die hohen Baukosten?
Ausgerechnet aus einer Armen-Stiftung soll der Limburger Bischof Millionen zweckentfremdet haben, um zu verschleiern, wie teuer sein Bau auf dem Domberg wurde.
Wenn es auch nur ansatzweise stimmt, was am Montag bekannt wurde, dann ist Franz-Peter Tebartz-van Elst als Limburger Bischof keinesfalls mehr zu halten. Dann hat er den Kampf um seinen Ruf endgültig verloren und der katholischen Kirche einen Schaden zugefügt, der so schnell nicht zu reparieren sein wird – Franz-Peter Tebartz-van Elst soll Stiftungsgelder in Millionenhöhe für seinen neuen Bischofssitz zweckentfremdet haben.
Man kann es noch drastischer formulieren: Er und sein früherer Generalvikar Franz Kaspar sollen Geld, das für arme, kinderreiche Familien bestimmt war, für das „Diözesane Zentrum St. Nikolaus“ auf dem Limburger Domberg verwendet haben. Und zwar, um die tatsächlichen, enorm hohen Baukosten zu verschleiern.
Tebartz-van Elst soll Millionensummen zweckentfremdet haben
Das Bistum hatte diese im Oktober 2013 auf 31 Millionen Euro beziffert. Drei Jahre zuvor war von 5,5 Millionen Euro die Rede: 2,5 Millionen aus Kirchensteuermitteln, drei Millionen aus dem sogenannten Bischöflichen Stuhl, einer eigenen Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Die Vorwürfe wurden durch die Süddeutsche Zeitung publik, die sich auf den Abschlussbericht einer von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzten Untersuchungskommission stützt. Demnach sollen Tebartz-van Elst und sein Generalvikar Franz Kaspar – „als treibende Kraft“ – Millionensummen des 2011 aufgelösten und zum Bischöflichen Stuhl gehörenden „St. Georgswerk“ zweckentfremdet haben.
Der Grund: Außerhalb eines Kreises von Eingeweihten sollte niemand erfahren, dass das Bauvorhaben „ein Vielfaches der öffentlich kommunizierten fünf bis sechs Millionen Euro kosten würde“.
„Ein System der Vertuschung und Verschleierung“
Die Führungsriege im Bistum Limburg habe „ein System der Vertuschung und Verschleierung“ aufgebaut, „um möglichst ungestört von Kontrolle und Kritik aufwendig auf dem Domberg bauen zu können, zahlreiche Sonderwünsche des Bischofs inklusive“.
Und weiter: Die Unterlagen über die Finanzierung seien in eine Geheimregistratur ausgelagert und Mitarbeiter unter Druck gesetzt worden, damit sie nichts verraten. Alle entscheidenden Dokumente sollen die Unterschrift des Bischofs tragen.
Das 1948 gegründete „St. Georgswerk der Diözese Limburg“ hatte das Ziel, nach dem Zweiten Weltkrieg Wohnungen für bedürftige Familien bereitzustellen. Im Jahr 1950 unterstützte es Bischof Wilhelm Kempf durch den Aufruf zum „Stundenlohnsparen“. Katholiken sollten „monatlich den Lohn einer Arbeitsstunde dem St. Georgswerk als zinsloses Darlehen“ geben, schreibt Klaus Schatz in seiner „Geschichte des Bistums Limburg“.
Stiftung sollte Bedürftige fördern
Bis 1974 habe es auf diese Weise in rund 5800 Fällen zum Bau eines Eigenheims oder zur Beschaffung einer Wohnung beigetragen. Das St. Georgswerk habe im Dienste des 1949 von den Bistümern Limburg, Mainz und Fulda gegründeten „Gemeinnützigen Siedlungswerks“ gestanden. Das befindet sich nach wie vor in kirchlicher Trägerschaft. Auf seiner Internetseite präsentiert es sich als „moderner Immobiliendienstleister“, der 7500 Wohneinheiten bewirtschafte. Betriebsergebnis 2012: knapp zehn Millionen Euro.
Im August 2012 hatte der Spiegel berichtet, Tebartz-van Elst habe Immobilien des Bischöflichen Stuhls ans eigene Bistum verkauft, um „seinen neuen umstrittenen Prunkbau“ zu finanzieren. Der Ertrag sei in die Kasse des Bischöflichen Stuhls geflossen, über den der Bischof keinerlei Rechenschaft ablegen müsse. Tebartz-van Elst ließ scharf dementieren.
„Wahr ist, dass der Bischöfliche Stuhl seinen rund 48-prozentigen Anteil an der Gemeinnütziges Siedlungswerk GmbH, Frankfurt, zum Buchwert auf das Bistum Limburg übertragen hat“, hieß es in einer Pressemitteilung mit der Überschrift „Fehlinformationen und Fehlinterpretationen“. In ihr wird der Bischofssitz als „schlichter Neubau“ bezeichnet.
Die Zukunft von Tebartz-van Elst dürfte sich in den nächsten Wochen entscheiden
Möglicherweise schafft die Untersuchungskommission auch dazu Klarheit. Ihr Bericht belaste den Bischof schwer, dürfte ihn aber nicht „vor ein weltliches Gericht bringen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Nach Informationen des Spiegel soll der Bericht am Mittwoch Papst Franziskus sowie dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, übergeben werden. Die Bischofskonferenz wies das zurück.
So oder so: Die Entscheidung über die Zukunft von Tebartz-van Elst dürfte nur noch eine Frage von Wochen sein. Der vom Papst zur Verwaltung des Bistums eingesetzte Generalvikar Wolfgang Rösch sagte kürzlich: „In Rom wissen alle, dass sie nicht lange zögern können.“
Papst Franziskus hatte dem umstrittenen Limburger Bischof am 23. Oktober „eine Zeit außerhalb der Diözese“ gewährt – „in Erwartung der Ergebnisse besagter Prüfung“. Seitdem hat sich Franziskus ein Bild über die Vorgänge gemacht. Es ist davon auszugehen, dass er bestens unterrichtet ist.
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