Nordkorea: Kims Tod stürzt Asien in Krisenangst
Sein Sohn wird als Nachfolger vorgestellt und testet eine Kurzstreckenrakete
Pjöngjang Der Tod des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il beunruhigt die Nachbarstaaten des Landes. Es wird bezweifelt, dass sein dritter Sohn Kim Jong Un, der von Medien des Landes gestern als „großer Nachfolger“ vorgestellt wurde, innenpolitisch so mächtig wie sein Vater ist. So wurde spekuliert, Kim junior könne außenpolitisch noch aggressiver als sein Vater auftreten.
Über Kim Jong Un ist wenig bekannt. Er soll unter 30 sein und Englisch- und Deutschkenntnisse haben. Kim Jong Il war nach offiziellen Angaben am Samstagmorgen im Alter von 69 Jahren während einer Zugreise an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Das nordkoreanische Fernsehen zeigte schluchzende Menschen auf den Straßen und Plätzen. Eine in Schwarz gekleidete Nachrichtensprecherin hatte am Montagmorgen die Todesnachricht mit tränenerstickter Stimme verkündet.
Kim Jong Il hatte Nordkorea seit dem Tod seines Vater Kim Il Sung im Jahr 1994 diktatorisch regiert und das verarmte Land, in dem immer wieder Menschen verhungern, zur Atommacht gemacht.
„Die Erschütterung der Menschen ist echt“, berichtete ein Europäer aus der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang per Telefon. „Niemand hat damit gerechnet.“ Obwohl Kim nach einem Schlaganfall im Jahr 2009 als schwer krank galt, hatte Nordkoreas Propaganda das Volk nie über den kritischen Gesundheitszustand des Diktators informiert.
Der designierte Nachfolger Kim Jong Un soll am Montag als erste Amtshandlung eine Kurzstreckenrakete getestet haben, berichtet eine südkoreanische Nachrichtenagentur. Die Rakete habe vermutlich eine Reichweite von 120 Kilometern gehabt, hieß es. Mit dem Abschuss wollte der Nachfolger offenbar seine Macht demonstrieren und sich die Loyalität des Militärs sichern.
Unklarheit über Stabilität des Landes
Über die Stabilität des Landes herrscht Unklarheit. „Niemand weiß, wie gefestigt Kim Jong Uns Macht ist“, sagte Kim Taewoo, Präsident von Südkoreas staatlichem Institut für Wiedervereinigung, dieser Zeitung. „Theoretisch ist alles denkbar – auch ein offener Machtkampf.“ Kim juniors Führungsqualitäten bezweifelt er. „Er hat keine eigene Machtbasis, keine politische Plattform, keine charismatische Persönlichkeit“, sagt der Experte aus Südkorea. Trotzdem erwartet er, dass Nordkoreas privilegierte Klassen, insbesondere das Militär, alles tun werden, um am jetzigen Zustand festzuhalten. (mit dpa) "Porträt Seite 2 und Politik
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