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Abschied
17.04.2018

Nach fast 60 Jahren endet die Ära Castro auf Kuba

Noch immer verehren sie auf Kuba ihre kommunistischen Revolutionäre. Doch die Ära der Castros an der Staatsspitze geht nun zu Ende.
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Noch immer verehren sie auf Kuba ihre kommunistischen Revolutionäre. Doch die Ära der Castros an der Staatsspitze geht nun zu Ende.
Foto: Yamil Lage, afp

Erst war Fidel, dann Raúl. Und jetzt ist es vorbei. Am Mittwoch beginnt eine neue Zeitrechnung. Herrscht nun Aufbruchsstimmung in dem maroden Staat?

Nichts wird geschehen, was Erwartungen wecken könnte. Keine bestellten Artikel, keine Plakate, keine Aufmärsche zur Unterstützung der neuen Spitze. Die kommunistische Führung ist bemüht, aus diesem großen Ereignis ein Nicht-Ereignis zu machen. Dabei ist es von historischer Bedeutung, was sich am Mittwoch auf Kuba zutragen wird.

Präsident Raúl Castro übergibt sein Amt offiziell an den vom Staatsrat bestimmten Nachfolger. Was bedeutet: Zum ersten Mal seit fast 60 Jahren wird dann kein Castro mehr an der Staatsspitze das Sagen haben.

Große Erwartungen kann das Regime gleich gar nicht gebrauchen. Denn die Insel hat gewaltige Probleme. Die Wirtschaft schrumpft, die Partei ist intern zerstritten, und der Reformstau schürt zunehmend Unmut in der Bevölkerung. Das Timing für die vom 86-jährigen Castro angekündigte "Verjüngung" an der Staatsspitze ist demzufolge denkbar ungünstig. Denn sein Nachfolger wird zwar die Probleme, nicht aber das Charisma oder die historische Legitimation der Castros erben.

Raúls Nachfolger hat es schwer - auch wegen Trump

"Als US-Präsident Barack Obama 2016 in Havanna war, da herrschte Aufbruchsstimmung, wir alle haben Hoffnung geschöpft, dass es jetzt vorangeht", erzählt Jorge Mecías, ein inzwischen pensionierter Angestellter des staatlichen Pharmaunternehmens, mit glänzenden Augen. Doch zwei Jahre später sind die Träume der Kubaner verpufft, irgendwo zwischen Parteitag, Hurrikan Irma und Hurrikan Trump.

Der Parteitag 2016 bremste die liberalen Wirtschaftsreformen aus. Der Wirbelsturm Irma zerstörte 2017 die touristisch wichtige Infrastruktur des Nordteils der Insel und viel landwirtschaftliche Anbaufläche. Und US-Präsident Donald Trump machte die Embargo-Lockerungen seines Vorgängers postwendend wieder rückgängig.

Cojimar, ein Stadteil der kubanischen Hauptstadt Havanna, liegt in Trümmern. 1,5 Millionen Kubaner waren vorsorglich in Sicherheit gebracht worden, bevor Hurrikan „Irma“ dort am Samstag große Schäden anrichtete.
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Hurrikan „Irma“ verwüstet Kuba und Florida
Foto: Yamil Lage, afp

Erst lief das Geschäft. Und dann das...

Mecías hat nach der Pensionierung seine Wohnung am Malecón von Havanna zu einer Privatunterkunft für Touristen ausgebaut. In den ersten Jahren lief das Geschäft blendend. Seit 2017 ist es eingebrochen und der Aufschwung der US-Touristen zum Erliegen gekommen, seit Trump die Sanktionen wieder verschärft hat. "Was kann da unser neuer Präsident schon ausrichten?" fragt Mecías. "Er ist Geisel des Konfrontationskurses der USA und wird gegängelt von Partei und Militär."

Einen Gorbatschow, eine kubanische Perestroika, kann sich kaum einer vorstellen. "Kurzfristig wird hier gar nichts passieren", sagt Claudia García. Sie ist Redaktionsleiterin des Magazins OnCuba, eine der unabhängigen Online-Publikationen, die im Zuge des Reformkurses entstanden sind, von wohlhabenden Exilkubanern finanziert und bislang von der Führung noch geduldet werden, weil sie sich vor allem touristischen und kulturellen Themen widmen. "Die neue Führung wird sich erst eine eigene Machtbasis schaffen müssen, bevor sie vielleicht in vier oder fünf Jahren Veränderungen in Angriff nehmen kann." Aber hat Kuba so lange Zeit?

Foto: Alejandro Ernesto, afp

Raúls Kuba leidet unter Benzinmangel

Der venezolanische Kollaps schwebt wie ein Damoklesschwert über der neuen Führung. Noch immer liefert das südamerikanische Erdölland täglich 42.000 Fass Öl. Doch schon jetzt wird das Benzin knapp und ist an Tankstellen rationiert. Die in den vergangenen Jahren mühsam umgeschuldeten Auslandsverbindlichkeiten in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar häufen sich schon wieder, ausländische Investoren klagen über die miserable Zahlungsmoral des Staates und Hindernisse bei der Rückführung ihrer Gewinne.

Besonders im Landesinnern kommt es wieder häufiger zu Stromausfällen, der öffentliche Transport ist prekär. Die Reformen greifen zu kurz, und ein neuer Verbündeter, der die Insel und ihre marode Mangelwirtschaft aushalten würde, ist nicht in Sicht.

Santa Clara, die Hochburg der Revolution und Standort des Mausoleums mit den Gebeinen des Freiheitskämpfers Ernesto "Che" Guevara, wirkt wie ein in der alten Zeit eingefrorenes Freilichtmuseum. Pferdekutschen und Fahrräder bestimmen das Stadtbild. Zu vaterländischen Aufmärschen halten Kinder in Uniform Transparente in die Höhe, vor allem welche des 2016 gestorbenen Fidel Castro, der gerade zum neuen Mythos wird.

Wer Favorit auf die Nachfolge von Raúl Castro ist

Im Kulturzentrum hofft Roberto Rodríguez noch immer auf den großen Wurf. Der bildende Künstler ist ein glühender Verfechter der Revolution und hatte einst Großes vor. Er wollte ganz Santa Clara mit seinen Wandbildern aus Mosaiksteinen verschönern. Und er hatte einen einflussreichen Fürsprecher: den aktuellen Vizepräsidenten und damaligen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei für die Region, Miguel Díaz-Canel.

Nun ist dieser Favorit auf die Thronfolge Raúl Castros. Der Mann wird am Freitag 57 Jahre alt; sollten die vom Parlament gewählten 30 Mitglieder des Staatsrats aus ihrer Mitte tatsächlich ihn für fünf Jahre zum neuen Präsidenten machen, würde zumindest die von Castro angekündigte Verjüngung auch umgesetzt. Und: Er wäre der Erste, der nicht mehr der Generation der Revolution von 1959 entstammen würde.

Raúl Castro allerdings will Generalsekretär der Kommunistischen Partei bleiben. Seine Amtszeit dauert noch bis zum nächsten Parteitag 2021. Er wäre dann 90 Jahre alt. Der neue Präsident werde über "sehr viel weniger Macht" verfügen als die Castro-Brüder vor ihm, glaubt Jorge Duany, Direktor des Instituts für Kuba-Forschungen der Universität von Florida. Die Macht werde er mit anderen hochrangigen Politikern und Militärs teilen müssen.

Foto: Yamil Lage, afp

"Díaz-Canel hat ein Herz für Kultur und dafür gesorgt, dass ich mein Projekt dem zuständigen Komitee vorlegen durfte", erzählt Künstler Rodríguez voller Stolz. Die Bürokraten schienen angetan, Rodríguez war sogar bereit, sich mit seinem normalen Lohn als staatlich angestellter Kunstschaffender von umgerechnet knapp 20 Euro monatlich zufriedenzugeben. Er wurde freundlich verabschiedet – und es passierte nichts.

Vertröstungen und Vorwände mussten herhalten, während andere Projekte Vorrang bekamen. Ein Platz, der den Beatles gewidmet ist, beispielsweise. Manche behaupten, der Tourismus-Minister sei ein Fan der Kultband, andere glauben, Projekte gäbe es nur gegen Schmiergelder. Aus Rodríguez’ Idee wurde schließlich ein bescheidenes Mosaik, ein Fabelwesen, das in der Fußgängerzone an der Fassade eines Devisenshops prangt, irgendwo zwischen Seifen und vergilbten Schwarz-Weiß-Fotos von Revolutionshelden.

Foto: Sandra Weiss

Rodríguez schnaubt: "Wir prostituieren uns, nur noch Devisen zählen." Ginge es nach dem 75-Jährigen, sollte die neue Regierung die Zeit zurückdrehen. Etwa dahin, wo sich sein zweites großes Kunstwerk befindet, ein überlebensgroßes Mosaik des "Che" an der gleichnamigen Oberschule vor den Toren von Santa Clara. 1200 Schüler in adretten braun-weißen Uniformen werden hier unterrichtet.

"Bei Schulwettbewerben schneiden wir immer spitze ab", erzählt der Direktor stolz, um den desolaten Zustand der Vorzeige-Schule zu übertünchen: Auf den Toiletten gibt es keine Klobrillen, und Wasser wird wegen der maroden Leitungen im Zisternenwagen angeliefert. Obst und Gemüse sind aus der Schulkantine verschwunden. "Der Hurrikan", entschuldigt er sich.

"Immer gibt es einen Schuldigen, ich kann es nicht mehr hören", schimpft Osvaldo, der Sammeltaxi-Fahrer. Er steht frustriert in einer Schlange, weil er einen Hotdog kaufen will. Die Verkäuferin hat ihm gerade offenbart, dass sie weder kalte Getränke hat, weil der Strom ausgefallen ist, noch Hotdogs, weil es kein Brot gibt "wegen des US-Embargos".

Rebellenführer Fidel Castro und seine Kämpfer demonstrieren im Mai 1957 in der Sierra Maestra.
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Fidel Castro - sein Leben in Bildern
Foto: epa, dpa

Der 40-Jährige würde gerne weg, doch auch dieses Ventil existiert nicht mehr, seit Obama in seiner letzten Amtshandlung das automatische Bleiberecht für Kubaner in den USA gestrichen hat. Nicht nur die Vereinigten Staaten, auch fast alle Länder Lateinamerikas verlangen nun von Kubanern Visa und den Nachweis wirtschaftlicher Solvenz. Das Geld haben wenige, Osvaldo ist stattdessen in die innere Emigration gegangen.

Mehr Geld wäre schön. Und günstigeres Internet

Auch bei der Jugend ist wenig politischer Enthusiasmus zu finden. Abends versammelt sie sich auf dem Hauptplatz und in der Fußgängerzone, um für umgerechnet einen US-Dollar eine Stunde im staatlichen Wlan zu surfen – oder dem zahlungskräftigeren Kumpel dabei über die Schulter zu schauen. Was er von der neuen Staatsführung erwarte? Boxtrainer Yasiel blickt irritiert auf.

"Billigeres Internet?", stottert der 22-Jährige unsicher, als hätte er sich nie solche Zukunftsfragen gestellt. "Bessere Gehälter, damit wir auch mal in die Devisen-Disco können", fällt sein Freund Joel ein. "Hier kann sich ein Arzt von seinem Gehalt nicht mal eine Nacht in einem Touristenhotel leisten." Ach, so schlecht sei es doch gar nicht, entgegnet seine Freundin Violeta. "Hier hast du Bildung, Gesundheit und tolles Wetter gratis, und hart arbeiten musst du auch nicht."

Dass sich daran so schnell etwas ändert, kann sich keiner aus dem Trio vorstellen. "Das entscheiden die Politiker, und die leben in einer anderen Welt."

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