Nach schweren Ausschreitungen riegelt KFOR Kosovo-Grenze ab
Nach den schweren Ausschreitungen im Norden des Kosovos hat dieNATO-geführte internationale Schutztruppe KFOR am Mittwoch die Grenzezu Serbien abgeriegelt. KFOR-Soldaten rückten in zwei von Serbenzerstörte Grenzübergänge ein.
Pristina (dpa) - Nach den schweren Ausschreitungen im Norden des Kosovos hat die NATO-geführte internationale Schutztruppe KFOR am Mittwoch die Grenze zu Serbien abgeriegelt. KFOR-Soldaten rückten in zwei von Serben zerstörte Grenzübergänge ein. "Niemand sollte Zweifel an meiner Entschlossenheit haben, ein sicheres Umfeld wieder herzustellen und aufrechtzuerhalten", sagte KFOR-Kommandant Xavier Bout de Marnhac am Mittwoch in der Hauptstadt Pristina. Er beschuldigte einige nicht genannte Serbenführer, in die Ausschreitungen "Frauen und Kinder verwickelt" zu haben.
Hunderte Serben hatten am Vortag die von der UN-Kosovo-Verwaltung (UNMIK) betriebenen Grenzübergänge Jarinje und Zubin Potok demoliert und dann in Brand gesteckt. Die UNMIK hatte alle albanischen Polizisten aus Sicherheitsgründen abgezogen. Die internationale Schutztruppe KFOR bezog stattdessen dort Stellung. Die Grenzübergänge blieben auch am Mittwoch nach der Abriegelung durch die KFOR geschlossen. "Die Grenze zwischen dem Kosovo und Serbien existiert nicht mehr", begrüßten die meisten serbischen Zeitungen die neue Entwicklung am Mittwoch in Belgrad.
Der UN-Kosovo-Verwalter Joachim Rücker sprach am Mittwoch in Pristina von einem "ernsthaften Zwischenfall". Kosovo-Präsident Fatmir Sejdiu rief die Serben zur Ruhe und Teilnahme am öffentlichen Leben auf. Die KFOR sei aufgefordert, die Lage im Norden unter Kontrolle zu bringen. Nach Darstellung ihres Oberbefehlshabers hat die Truppe im Norden eine ausreichende Zahl von Soldaten stationiert, um die Lage zu kontrollieren. Die EU will trotz der Boykottdrohungen der Serben ihre Experten auch in den serbisch kontrollierten Norden schicken. "Wir ziehen uns nicht aus dem Norden zurück", versicherte der neue EU-Kosovo-Beauftragte Pieter Feith nach einem Treffen mit Sejdiu.
Serbiens Kosovo-Minister Slobodan Samardzic hat die Gewaltausbrüche im Kosovo unterstützt, weil sie angeblich den Zielen seiner Regierung entsprechen. "Ich denke, das ist legitim", sagte er im Belgrader Fernsehen. "Vielleicht ist es nicht schön, aber es ist legitim". Die Belgrader Zeitungen berichteten fast alle ebenfalls zustimmend über die Ausschreitungen. "Die Serben haben ihr Schicksal selbst in die Hand genommen: Aufstand!", schrieb die Zeitung "Press" am Mittwoch auf der Titelseite.
Ziel der Gewaltausbrüche ist nach Darstellung von Diplomaten in Pristina offenbar die Teilung des erst am letzten Sonntag ausgerufenen neuen Kosovo-Staates. Es geht in Nordkosovo um eine Fläche von rund 2400 Quadratkilometer, in denen rund 50.000 Serben in kompakten Siedlungsgebieten leben. Das Gebiet macht rund 22 Prozent des gesamten Staatsgebietes aus. Insgesamt wohnen im Kosovo zwei Millionen Albaner und 100.000 Serben.
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