Bombenhagel auf Gaddafis Residenz
Kampfhubschrauber greifen in Luftkrieg in Libyen ein. Über 850000 Flüchtlinge
Madrid Die Nato hat massive Angriffe auf Ziele in der libyschen Hauptstadt Tripolis geflogen. Nato-Kampfflugzeuge haben in der Nacht zum Dienstag die Festung von Diktator Muammar al-Gaddafi attackiert. Augenzeugen hörten bis zu 20 Explosionen von Bomben und Raketen. Rauch stand am Morgen über dem Areal, in dem sich Gaddafi versteckt halten soll. Es war einer der heftigsten Angriffe auf Gaddafis Residenz seit Beginn des Luftkriegs vor inzwischen über zwei Monaten.
Nach Angaben der Nato-Kommandozentrale im italienischen Neapel wurde in Gaddafis Residenzanlage Bab al-Asisija eine Fahrzeughalle der Regime-Truppen getroffen. Die Gaddafi-Einheiten „sind immer noch eine Bedrohung für die Zivilisten“, sagte Nato-General Charles Bouchard. Ein Sprecher des libyschen Regimes sagte später, eine „leere“ Halle sei getroffen worden. Trotzdem seien bei der Angriffswelle drei Zivilisten getötet und „Dutzende“ verletzt worden. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es aber nicht.
Zuvor hatte Frankreichs Verteidigungsminister Gerard Longuet bestätigt, dass künftig Kampfhubschrauber gegen Gaddafis Truppen eingesetzt werden. Französische und britische Helikopter sollen so bald wie möglich in das Geschehen eingreifen. Die Kampfhubschrauber können nach Angaben von Militärexperten aus niedriger Höhe sehr präzise angreifen und auch in Städten eingesetzt werden, um feindliche Stellungen auszuschalten.
Die Vereinten Nationen hatte die internationale Gemeinschaft ermächtigt, mit „allen notwendigen Mitteln“ gegen das libysche Militär vorzugehen, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Die Nato hat seit Ende März mehr als 3000 Angriffe geflogen. Damit konnte der Vormarsch der Gaddafi-Einheiten Richtung Osten gestoppt werden. Trotzdem wächst die Zahl der Menschen, die vor dem Krieg in Libyen flüchten. Die Internationale Organisation für Migration zählte bisher rund 850000 Flüchtlinge, die in den Nachbarländern Tunesien, Ägypten, Algerien, Niger, Tschad und Sudan ankamen. Etwa 15000 setzten in Booten nach Italien über.
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