Streit um Verschärfung des Waffenrechts
Die Verschärfung des Waffenrechts stößt auf breite Ablehnung bei Oppositionspolitikern, Schützen und sogar bei Hinterbliebenen von Opfern des Amoklaufs von Winnenden. Von Daniel Wirsching
Diese Bluttat ist der Grund für die Neuregelung, auf die sich die Innenexperten der Großen Koalition jetzt verständigt haben. Gestern stellten die Vize-Fraktionsvorsitzenden von Union und SPD, Wolfgang Bosbach und Fritz Rudolf Körper, den Katalog von Gesetzesänderungen vor. Wenn die Fraktionen zustimmen, wird das Waffengesetz noch in diesem Jahr geändert. Siegfried Kappl fühlt sich nun als Verbrecher abgestempelt. Kappl ist Vizepräsident des Bundes Bayerischer Schützen. Die Leute hielten Sportschützen seit dem Amoklauf für potenzielle Gewalttäter.
Der Vater des 17-jährigen Amokläufers war Sportschütze und hatte eine Pistole, die Tatwaffe, nicht vorschriftsgemäß in einem Waffenschrank gelagert. Als Konsequenz sollen Waffenbesitzer künftig strenger kontrolliert und schwere Verstöße mit Gefängnis bestraft werden. Die Schützen sind empört über diese Pläne. Kappl schimpft: "Das ist Wahlkampf." Frank Göpper vom Forum Waffenrecht - ein Verein der legalen Waffenbesitzer in Deutschland - sagt: "Wir sind doch nicht kriminell." Kritik kommt ebenfalls vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Dem geht die bevorstehende Neuregelung allerdings nicht weit genug.
"Das ist Alibi-Politik und wird nicht verhindern, dass es zu einem neuen Amoklauf kommen kann", meint der BDK-Chef Klaus Jansen. Mit erheblichem Widerstand rechnet CDU-Mann Bosbach vor allem gegen den Vorschlag, dass Waffenbesitzer in ihren Wohnungen kontrolliert werden können. Für solche Kontrollen fehle sowohl bei den Ordnungsbehörden als auch bei der Polizei das Personal. Statt andere Lösungen wie die Einrichtung zentraler Lager für die Munition von Schießsportwaffen vorzuschreiben, belasse man die Situation so, wie sie ist. In deutschen Privathaushalten lagern nach Schätzungen zehn bis zwölf Millionen legale Waffen.
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