Nordkorea veröffentlicht Foto von Nachfolger
Seoul - Nordkorea hat erstmals vor der Weltöffentlichkeit ein amtliches Bild des jüngsten Sohnes und mutmaßlichen Nachfolgers von Machthaber Kim Jong Il enthüllt.
Sein Name - Kim Jong Un - steht unter einem Gruppenfoto mit zahlreichen Vertretern des Militärs und der kommunistischen Partei, das die offizielle Zeitung "Rodong Sinmun" am Donnerstag auf ihrer Titelseite veröffentlichte und auch von anderen Staatsmedien verbreitet wurde. Nach den Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea in den vergangenen Monaten endeten unterdessen erste Gespräche zwischen Militärvertretern beider Länder ohne eine Annäherung.
Auf dem Foto posiert Kim Jong Un zusammen mit seinem gesundheitlich angeschlagenen Vater und anderen Funktionären. Es ist das erste im Ausland bekannt gewordene Bild überhaupt, das den etwa 27-jährigen Sohn als Erwachsenen zeigt. In Südkorea gab es keine Zweifel, dass es sich um Kim Jong Un handelt.
Das Bild zeigt einen ernst dreinblickenden, pausbäckigen, im dunklen Mao-Anzug sitzenden jungen Mann, der dem 68 Jahre alten Machthaber ähnlich sieht. Es wurde vor der Kumsusan-Gedächtnishalle in Pjöngjang aufgenommen, wo der einbalsamierte Leichnam des als Staatsgründer verehrten Kim Il Sung liegt - Kim Jong Uns Großvater. Auch wurde im südkoreanischen Fernsehen ein Video von einem Treffen der Arbeiterpartei gezeigt, auf dem Kim Jong Un zu sehen ist.
Die Veröffentlichung der Bilder bestätigt nach Ansicht von Beobachtern die Rolle des Sohnes als künftiger starker Mann des stalinistisch regierten Staates. Am Dienstag hatte der Militärmachthaber seinen Sohn im Rahmen des größten Treffens der Arbeiterpartei seit 30 Jahren in die erweiterte Führungsriege der Partei aufgenommen und ihn damit praktisch zum Nachfolger ernannt.
Vor dem Treffen hatte Kim Jong Il dem Sohn bereits den Rang eines Vier-Sterne-Generals verliehen. Dass die Auszeichnung vor der Vergabe der Parteiämter erfolgte, gilt als Ausdruck der "Militär-Zuerst"- Politik des Vaters. Kim Jong Un steht nach Erkenntnissen von Nordkorea-Kennern schon seit längerem als Machtnachfolger fest. Kim Jong Il soll vor gut zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten haben. Von Kim Jong Un ist nur wenig bekannt. Er soll unter anderem Namen in der Schweiz eine Schule besucht haben. Die Herrscherfamilie gilt in den Medien des Landes als Tabuthema.
Bei den Militärgesprächen im Grenzort Panmunjom wies die nordkoreanische Seite am Donnerstag erneut die Forderung zurück, dass ihr Land die Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes eingestehen und sich dafür entschuldigen müsse. Das teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit. Südkorea macht das Nachbarland für den Vorfall verantwortlich, bei dem im März 46 Soldaten getötet wurden. Nordkorea bestreitet eine Verwicklung.
Die nordkoreanischen Offiziere hätten bekräftigt, dass die Ermittlungsergebnisse zum Untergang der "Cheonan" nicht akzeptiert werden könnten, hieß es. Südkorea habe den Norden dazu aufgerufen, unverzüglich die "militärischen Drohungen und das aggressive Verhalten an den Seegrenzen" zu unterlassen. Der Vorschlag für die ersten Militärgespräche zwischen beiden Staaten seit zwei Jahren war von Nordkorea gekommen. Das Angebot wurde von Beobachtern als Hinweis verstanden, dass das Regime die angespannte Lage entschärfen wolle.
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