Obama sagt „Yes“ zur Homo-Ehe
Entscheidung bleibt aber bei Bundesstaaten
Washington Barack Obama hat sich als erster amtierender US-Präsident dafür ausgesprochen, die gleichgeschlechtliche Ehe zu ermöglichen. „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es für mich persönlich wichtig ist, vorwärtszugehen und zu bestätigen, dass ich denke, gleichgeschlechtliche Paare sollten heiraten können“, sagte er am Mittwoch in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC. Die Stellungnahme gilt als riskant, aber unausweichlich.
Der Präsident war in den vergangenen Tagen unter massiven Druck geraten, nachdem sein Vize Joe Biden und mehrere Führungskräfte sich für die Gleichberechtigung homosexueller Lebensgemeinschaften ausgesprochen hatten. Obama hatte sich bereits 1996 entsprechend geäußert, als Präsidentschaftskandidat 2008 dann aber verkündet, Ehe sei eine Einrichtung zwischen Mann und Frau.
Jahrelange Gespräche mit Freunden und Verwandten
Er habe geglaubt, dass eingetragene Partnerschaften ausreichen würden, sagte der Präsident nun. „Ich war mir bewusst, dass das Wort ,Ehe‘ etwas ist, das bei vielen Menschen sehr kraftvolle Traditionen und religiöse Überzeugungen berührt.“ Seine Überzeugung sei das Ergebnis jahrelanger Gespräche mit Freunden, Familienangehörigen, Nachbarn und Mitarbeitern, „die in unglaublich engagierten monogamen Beziehungen leben, in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, die zusammen Kinder aufziehen“. Das Thema sei auch eine Generationenfrage – seinen beiden Töchtern habe er nicht mehr erklären können, warum die gleichgeschlechtlichen Eltern ihrer Freunde vor dem Gesetz benachteiligt werden sollten.
Obama hat bereits die diskriminierende „Don’t ask, don’t tell“-Regel beim Militär abgeschafft und sich gegen das von seinem Parteifreund Bill Clinton unterzeichnete Gesetz „Defense of Marriage“ ausgesprochen. Es enthebt die Bundesstaaten der Verpflichtung, in anderen Mitgliedern der Union eingegangene Ehen zwischen Homosexuellen anzuerkennen, inklusive der daraus entstandenen Rechte bei Steuern und Versicherungen. Seine Stellungnahme überrascht deshalb nun weniger inhaltlich als in Bezug auf den Zeitpunkt: Es war selbst unter Bürgerrechtlern weithin akzeptiert, dass der Präsident sich vor den Wahlen nicht mehr offiziell zu einem so heißen Eisen äußern würde. Die Entscheidung im Einzelnen soll Sache der Bundesstaaten bleiben. In sieben der neun bei den Wahlen umkämpftesten Staaten ist eine gleichgeschlechtliche Ehe nicht möglich. Ein zehnter, North Carolina, hat sie einen Tag vor Obamas Interview verboten. Umfragen belegen allerdings auch, dass seit einigen Jahren eine Mehrheit der US-Bürger gleichgeschlechtliche Ehen unterstützt – sie wächst rapide.
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