Ecclestone-Prozess: Das ist der Mann, der entschieden hat
Im Prozess gegen Formel-1-Boss Ecclestone entscheidet sich der Rechtsanwalt konsequent für die Geldauflage. Souveränität beweist er auch beim Fahrradfahren.
Die Kritik an der Einstellung des Ecclestone-Verfahrens gegen Zahlung von 100 Millionen Dollar hallt immer noch laut nach. Wieder hat sich ein Reicher freigekauft - so lautet der Tenor. Der Mann, der für die Entscheidung die Verantwortung trägt, dürften die Misstöne besonders schmerzen. Denn Peter Noll, der Vorsitzende der zuständigen Wirtschaftskammer, steht nicht im Verdacht die Reichen und Mächtigen zu schonen. Im Gegenteil.
Erfolgreicher Staatsanwalt handelt pragmatisch
Schon als Staatsanwalt ermittelte Noll, 53, gegen Wirtschaftskriminelle. Er vertrat die Anklage im Prozess gegen die EM. TV-Verantwortlichen Thomas und Florian Haffa. Er brachte Comroad-Gründer Bodo Schnabel vor Gericht. Als Richter im ersten Siemens-Prozess teilte er kräftig gegen die Konzernspitze aus.
Es ist davon auszugehen, dass Peter Noll auch keine Hemmungen gehabt hätte, den Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zu verurteilen. Doch er hat den Prozess eingestellt. Das ist eher ein Beleg dafür, dass ihm die Vorwürfe nicht zu einer Verurteilung gereicht haben. Noll hat pragmatisch entschieden: Lieber ein Haufen Geld für die Staatskasse als am Ende ein Schuss in den Ofen.
Peter Noll unterstützt "Die Grünen"
Noll ist kein Autofan. Er fährt lieber Fahrrad. Bei der Aktion „Stadtradeln“ fuhr er im vergangenen Sommer in 21 Tagen beachtliche 635 Kilometer. So steht es auf der Internetseite der Grünen Alternativen Liste in Utting.
Dort am Westufer des Ammersees wohnt Peter Noll mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Und dort in Utting ist der Richter Fraktionsvorsitzender der Grünen im Gemeinderat und Mitglied im Finanzausschuss. In der letzten Sitzung beschäftigte sich der Rat unter anderem mit einem Antrag zum Neubau einer Fischteichanlage.
Peter Noll kümmert sich also nicht nur um dicke Fische. Er steht für viel Bodenhaftung. In der Neuen Richtervereinigung, einem kleinen linksliberalen Berufsverband, engagiert er sich als Landessprecher für die Demokratisierung von Gesellschaft und Justiz, soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.
Noll: Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB ist „Gesamtkunstwerk“
Wenn einer im Prozess mit Wirtschaftsenglisch daherkommt, grätscht er dazwischen. Er will, dass die Menschen verstehen, worum es geht. Je komplexer der Sachverhalt, desto klarer wird die Sprache des Juristen. Dabei ist er oft humorvoll bis ironisch im Ton. Den Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB nannte Noll ein „Gesamtkunstwerk“, die Mittagspause läutete er mit „High Noon“ ein. In der Sache aber bleibt er konsequent.
„Allen Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“, schreibt Peter Noll selbst in seiner Vorstellung als Lokalpolitiker. Seit dem Ecclestone-Prozess gilt das in besonderem Maße auch für seine Arbeit als Richter.
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