Wer zwei Mal geimpft wurde, sollte seine Rechte zurückbekommen. Ungeimpfte müssen das aushalten - auch wenn es schwer fällt.
Zuletzt ging es oft um Neid, genauer gesagt: um Impfneid. Wer auf einen Impftermin wartet, beneidet andere, die schon an der Reihe sind. Menschlich ist das verständlich, denn nach über einem Jahr Alltag in der Pandemie wünschen sich die meisten ihr altes Leben zurück, wollen ihre Lieben treffen, Essen gehen, in den Urlaub fahren. Doch der Neid auf andere darf nicht die Debatte darüber vernebeln, welche Rechte Geimpfte künftig haben sollen.
Grundrechte können nur in absoluten Ausnahmefällen beschnitten werden – wie aktuell, um die Übertragung des Coronavirus zwischen Menschen zu verhindern. Zu einer Zeit, als jeder den anderen infizieren konnte, war das die richtige Entscheidung.
Wer zwei Mal geimpft wurde, gilt als nicht mehr ansteckend
Doch wer vollständig geimpft wurde, ist nach aktuellen Erkenntnissen nicht mehr ansteckend. Ein Geimpfter hat also ein Recht auf die Rückkehr zur Normalität. Dabei handelt es sich nicht um Privilegien, sondern schlicht um die Rückgabe der Grundrechte.
Manch einer mag das unsolidarisch finden. Doch das offenbart, wie sehr das Denken schon vom Alltag in der Pandemie geprägt ist, wie sehr vor allem auf sich selbst und nicht auf die anderen geschaut wird. Wahre Solidarität bedeutet, den Geimpften ihre Freiheit zu gönnen. Den Alten, die so lange einsam waren, weil sie zu den besonders Gefährdeten gehörten. Den Pflegern, die seit über einem Jahr an vorderster Front stehen. Den Verkäufern, die die Corona-Pandemie nicht im Homeoffice aussitzen können.
Warum sollen diese Menschen, sobald sie zwei Mal geimpft sind, nicht beisammen sitzen oder in einer Ferienwohnung Urlaub machen dürfen? Weshalb sollen sie weiter eingeschränkt leben, obwohl sie niemanden in ihrem Umfeld anstecken können? Und vor allem: Was hätten die Ungeimpften davon – außer der sehr eigennützigen Gewissheit, dass es allen genauso schlecht geht wie ihnen?
Es ist also an der Zeit, sich vom Impfneid zu verabschieden – auch wenn es schwer fällt. Denn jede Impfdosis, egal ob man sie selbst bekommt oder nicht, ist ein Schritt in Richtung Normalität. Am Anfang nur für wenige, am Ende für alle.
Dieser Text ist Teil eines Pro & Kontras. Lesen Sie hier den anderen Teil: Wenn es Freiheiten gibt, dann nur für alle
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Diese Neiddebatte wird nun genau von denen geführt, welche sich entweder nicht impfen wollen oder eben so "gesund" sind
das sie eben etwas später drankommen. Was einem die Geseundheit wert ist, darüber sollten diese Leute mal zuerst nachdenken
bevor man von Solidarität daherfaselt.
Einfach im Impfportal anmelden und warten! So kann wohl am besten geplant werden (Abseits der überlasteten Hausärzte!).
So wurde mir das beim Hausarzt gesagt. Die Warteliste ist immer noch lang da.
Und wieder merkt man, dass Leerdenker und Impfverweigerer nicht über den Tellerrand hinaus sehen können. Von solchen Menschen lasse ich mir nicht vorwerfen, unsolidarisch zu sein, nur weil ich ganz offen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft fordere.
Ich bin letztes und dieses Jahr nicht in den Urlaub gefahren, habe keine Leerdenker-Demo besucht und habe die Schließungen von Freizeiteinrichtungen, Gastronomie und Hotels mit einem Seufzen akzeptiert und lasse mich freiwillig impfen. Für was ? Damit einige Querulanten wie Impfverweigerer und Leerdenker es unnötig in die Länge ziehen können und meinen, ihre Rechte zählen mehr als das Allgemeinwohl?
@Angelika W.
Sie nehme ich aus der Kritik raus, weil sie schwanger sind und sich nicht impfen lassen können, aber denken Sie bitte einen Schritt weiter.
Wird diese Zwei-Klassen-Gesellschaft nicht kommen, haben auch viele Menschen keinen Grund, sich impfen zu lassen, weil sie keine Vorteile darin sehen. Was ist die Folge?
Der Inzidenzwert wird nie sinken, weil viele Ungeimpfte sich anstecken und Sie als Schwangere hätten auch ein größeres Risiko, an Corona zu erkranken. Zudem hätten wir einen Dauer-Lockdown. Wollen Sie das wirklich?
Die Herdenimmunität kann nur dann eintreten, wenn sich fast alle impfen lassen und die Mutationen haben es dann auch schwerer, Opfer zu finden.
Ich gehe einen Schritt weiter. Da Bayern spätestens im Mai die Impfpriorisierung aufgibt, spricht absolut nichts dagegen, ab Juni oder Juli die Zwei-Klassen-Gesellschaft einzuführen. Das heißt, alle Einrichtungen werden für Geimpfte geöffnet. Dadurch wird dann bei vielen ein Umdenken stattfinden, die sich vehement weigern, sich impfen zu lassen. Ich finde es absolut traurig, dass ich so etwas überhaupt vorschlagen muss. Normalerweise sollte dies selbstverständlich sein, sich impfen zu lassen.
Und ich stelle die Frage noch einmal an alle Impfverweigerer und Leerdenker:
Verzichten Sie auch freiwillig auf eine Intensivbehandlung, wenn Sie an Corona erkranken?
Das wäre in meinen Augen dann solidarisch, wenn Sie mit "Ja" antworten würden.
Aber das werden wohl die Wenigsten tun.
In diesem Sinne
Ich bin schwanger und damit stellt sich für mich die Frage nach einer Impfung gar nicht (Schwangere werden aktuell nicht geimpft, da der Impfstoff an Schwangeren nicht ausreichend getestet worden ist). Somit habe ich keine Möglichkeit, mir "mehr Freiheiten" zu "er-impfen" - ist das gerecht oder werde ich gerade benachteiligt? Als Schwangere hat man in Corona-Zeiten sowieso schon zahlreiche Mehr-Einschränkungen!
Wenn die Mutanten , die die nachvollziehbare Sehnsucht vieler Bürger nach Urlaub zerstören und die eingeführten Mutanten unser Land übersiedeln, dann hat sich die Frage erübrigt:“ Mehr Freiheit für Geimpfte“.Weil es dann wieder von vorne los geht, wenn die Mutanten resistent gegen den Impfstoff sind.
Wirkliche Solidarität gibt es allen Lippenbekenntnis zum Trotz, nicht, zumindest sehr selten. Die Privilegierung(bewußt benutzt) von doppelt Geimpften dürfte an der Machbarkeit scheiterrn. Sinnvoll erscheint nur abzuwarten bis 70%+ geimpft sind. Aber dann kommt sicherlich die nächste Impfkampagne aus bekanntem Grunde. Ein halbwegs normales Leben wird es nach meiner Einschätzung die nächsten 5 Jahre sowieso nicht mehr geben.
Fordern ist das eine, aber wie ist das umzusetzen – ganz praktisch? Man sieht den Leuten nicht an, dass sie geimpft sind, das ist niemand auf die Stirn geschrieben. Wer kontrolliert, wer geimpft ist? Wenn ich überall meinen Impfpass herzeigen muss, dann komme ich beim Shoppen auch nicht weit, oder? Muss man diese Debatte führen, solange nicht einmal 20 % der Bevölkerung ihre zwei Impfungen bekommen haben? Teilen wir unsere Gesellschaft nun in die "guten" Geimpften und die Dummen, die noch warten müssen?
Darf der Opa dann ins Restaurant und die Enkel müssen draußen bleiben? Wie stellen Sie sich die Praxis vor? Ich würde sagen, auch wer einen Kommentar schreibt, sollte zuerst über die Machbarkeit nachdenken. Solidaritätsforderungen allein werden nicht reichen.
Die Alten waren durch diese Pandemie am meisten bedroht. Ist es tatsächlich so schwer, ihnen die etwas schneller wiedererlangte Freiheit zu gönnen? Man kann auch von den Enkeln erwarten, dass sie unter diesen Umständen gerne noch ein paar Wochen auf die obligatorische Restauranteinladung durch den Opa verzichten. Und die Gastronomen freuen sich, dass sie bald wieder aufsperren können. Eine Neiddebatte schadet allen.
Die Enkel haben im Regelfall eine noch längere Lebenserwartung als die Großeltern.
Für ältere Menschen die oft einsam durch Kontaktbeschränkungen sind, ist die durch die Impfung gewonnene Normalität oft überlebenswichtig und kein Luxus.