Tagebücher von KZ-Arzt versteigert
Käufer bezahlt 245000 Dollar
New York Trotz Empörung von Opfern und Historikern sind die Tagebücher des aus Günzburg stammenden KZ-Arztes Josef Mengele in den USA versteigert worden. Mit 245000 Dollar (gut 170000 Euro) brachten die niedergeschriebenen Gedanken des „Todesengels von Auschwitz“ aber deutlich weniger als die erhofften 400000 Dollar. Einige hatten sogar einen Millionenbetrag erwartet.
Ein Sprecher des Auktionshauses in Stamford nördlich von New York bestätigte zwar den Verkauf, zum Käufer wollte er aber nichts sagen. „Es ist die Entscheidung unseres Kunden, ob er an die Öffentlichkeit treten will oder nicht“, sagte er. Das gelte auch für den Verkäufer, der ebenso anonym blieb.
Die fast 3400 mit der Hand geschriebenen Seiten sind zwischen 1960 und 1975 in Paraguay und Brasilien entstanden. Mengele war nach dem Krieg zunächst nach Süddeutschland und dann nach Südamerika geflohen. Er hatte während des Krieges in Konzentrationslagern grausame Menschenversuche gemacht. Unter anderem forschte er an Zwillingen, die er dann ermorden ließ, um die Leichen untersuchen zu können. Mengele ertrank 1979 in Brasilien. Sein Tod wurde erst 1985 bestätigt, nachdem seine Leiche gefunden worden war.
Die Bücher enthalten Gedanken und sogar Gedichte Mengeles. Nach Angaben des Auktionshauses geht es um die politischen Verhältnisse der sechziger und siebziger Jahre, aber auch um seine Flucht über Italien nach Argentinien. Aus Vorsicht habe er von sich immer in der dritten Person geschrieben.
Der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, hatte die Versteigerung als „obszön“ bezeichnet. „Und ich halte es für noch obszöner ..., dass gehofft wird, dass eine jüdische Organisation diese Tagebücher erwirbt“, sagt der Historiker. Die Dokumente gehörten in das Bundesarchiv in Berlin. (dpa, AZ)
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