Trump würde schädliche Informationen über seine Gegner annehmen
Ist es zulässig, im Wahlkampf auf Informationen aus Russland oder China zurückzugreifen, die den Rivalen in Schwierigkeiten bringen? Klar, meint der US-Präsident.
Im Wahlkampf Informationen von ausländischen Stellen annehmen, die dem gegner schaden? Für US-Präsident Donald Trump ist klar, dass er das tun würde. "Ich glaube, ich würde das annehmen", sagte Trump auf eine entsprechende Frage in einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC , das am Mittwochabend (Ortszeit) veröffentlicht wurde. "Das ist keine Einmischung." Es gehe schlicht und einfach um Informationen. Auf die Frage, ob sein Wahlkampfteam derlei Hinweise - zum Beispiel von Russland oder China - akzeptieren oder lieber die Bundespolizei FBI einschalten sollte, sagte Trump: "Ich glaube, man sollte vielleicht beides machen." Der US-Präsident betonte aber: "Ich denke, das sollte man sich anhören. Es ist nichts falsch daran, sich das anzuhören."
Trumps Aussagen haben politische Sprengkraft
Für Trump seien dies schlichtweg Nachforschungen über seinen politischen Gegner - und solche Nachforschungen seien durchaus üblich, auch unter Mitgliedern des Kongresses. "Sie machen das alle", behauptete er.
Das FBI würde er nur einschalten, wenn er das Gefühl hätte, dass etwas faul sei, sagte Trump. Zugleich betonte er aber: "In meinem ganzen Leben habe ich noch nie das FBI angerufen." Um sich um solcherlei Dinge zu kümmern, habe das FBI außerdem gar nicht genug Leute.
Als der Interviewer anmerkte, dass es nach Ansicht der FBI-Leitung keineswegs zulässig sei, kompromittierende Informationen ausländischer Stellen über politische Konkurrenten anzunehmen, erwiderte Donald Trump: "Der FBI-Chef liegt da falsch."
Das Interview wurde im Oval Office, dem Büro des US-Präsidenten, aufgenommen. Die Passage zu diesem Thema dauert keine zwei Minuten - doch sie hat durchaus politische Sprengkraft.
Trumps Aussagen kommen kurz nach Abschluss der Russland-Untersuchungen
Donald Trumps Äußerungen kommen nur wenige Tage, bevor er seine Wahlkampagne für die nächste Präsidentschaftswahl 2020 einläuten will, und nur wenige Wochen nach der Abschluss der Russland-Untersuchungen von Sonderermittler Robert Mueller. Überhaupt ist durchaus beachtlich, dass der Präsident der Vereinigten Staaten ganz beiläufig im Plauderton darüber spricht, dass er für seine Wiederwahl-Kampagne bei Bedarf auf Schmutz-Informationen aus dem Ausland zurückzugreifen würde, um sich so gegenüber einem politischen Gegner einen Vorteil zu verschaffen.
Sonderermittler Mueller war rund zwei Jahre lang der Frage nachgegangen, ob das Wahlkampfteam von Donald Trump geheime Absprachen mit russischen Vertretern traf und ob Trump später, als er schon Präsident war, die entsprechenden Justizermittlungen behinderte. Hintergrund der Ermittlungen war die mutmaßliche Einmischung Moskaus in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016.
Mueller hatte erklärt, er und sein Team hätten eindeutige Bemühungen Russlands nachgewiesen, Einfluss auf den Präsidentschaftswahl 2016 zu nehmen. Russland soll sich damals mit Hackerangriffen in den Wahlkampf eingemischt haben, um Trump zu helfen und dessen damaliger Konkurrentin von den Demokraten, Hillary Clinton, zu schaden. Die russische Regierung wies derlei Vorwürfe bisher konsequent zurück.
Trump versuchte Einfluss auf Mueller-Untersuchungen zu nehmen
In Muellers Abschlussbericht steht, es habe zahlreiche Kontakte zwischen Trumps Lager und Vertretern Russlands gegeben. Beweise für eine Straftat lägen aber nicht vor. Außerdem listete Muellers Team in diverse Versuche Trumps auf, Einfluss auf die Untersuchungen zu nehmen. Mueller ließ zwar offen, ob Trump sich der Justizbehinderung schuldig machte. Er sprach den Präsidenten aber auch ausdrücklich nicht von diesem Vorwurf frei, sondern legte alles Weitere quasi in die Hand des US-Kongresses.
Dort treiben die Demokraten auch nach dem Abschluss von Muellers Arbeit zahlreiche Untersuchungen gegen Trump und dessen Umfeld voran. Trump beklagt sich fast jeden Tag bitterlich darüber und fordert ein Ende der "Hexenjagd". Mit seinen neuen Äußerungen liefert er den Demokraten in der Debatte aber nur neue Argumente an die Hand.
Demokraten fordern Trumps Amtsenthebung
Der Vorsitzende des Justizausschusses im US-Repräsentantenhaus, Jerry Nadler, nannte Trumps Äußerungen schockierend. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren, die im Präsidentschaftsrennen gegen Trump antreten möchte, schrieb auf Twitter: "Eine ausländische Regierung hat unsere Wahl 2016 angegriffen, um Trump zu unterstützen, Trump hat das begrüßt, und Trump hat die Ermittlungen behindert." Nun sage der Präsident offen, dass er dies noch mal tun würde. "Es ist an der Zeit, Donald Trump des Amtes zu entheben", forderte sie. Auch andere hochrangige Demokraten reagierten empört.
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