Umstellung auf Winterzeit: "Zeitumstellung ist eine Gefahr"
Bald ist wieder Zeitumstellung. Ende Oktober müssen wir die Uhren auf Winterzeit umstellen. Eine Augsburger Studie kommt jetzt zum Schluss: Gesund ist das nicht.
Zeitumstellung 2015, nächste Runde: Am 25. Oktober werden die Uhren wieder auf Winterzeit umgestellt. Das bedeutet, dass wir eine Stunde länger schlafen können - eine feine Sache eigentlich. Trotzdem warnen Experten schon lange, dass die Umstellung der Uhren zweimal im Jahr nicht unbedingt gesund ist.
Dr. Inge Kirchberger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim KORA-Herzinfarktregister und Helmholtz-Zentrum München. In einer Studie hat sie die Folgen der Zeitumstellung für das Herz untersucht. Ihr Schluss: Die Zeitumstellung erhöht das Herzinfarkt-Risiko.
Gab es schon vor Ihrer Studie Hinweise, dass die Zeitumstellung Auswirkungen auf das Herz hat?
In den letzten Jahren sind immer mal wieder Aussagen auf Basis von Krankenkassendaten aufgetaucht, dass die Zeitumstellung Einfluss auf die Zahl der Herzinfarkte hat. Aber relevante wissenschaftliche Untersuchungen dazu gibt es kaum, in Deutschland etwa gab es gar nichts.
Wie sind Sie vorgegangen?
Wir haben die Zeitumstellung in Frühjahr und Herbst untersucht und insgesamt 25500 Herzinfarkte in der Region angeschaut. Dabei hat sich insgesamt betrachtet eine Tendenz zu mehr Herzinfarkten nach einer Zeitumstellung im Frühjahr gezeigt, die aber statistisch nicht signifikant ist, also auch zufällig sein kann. Aber wir hatten auch die Möglichkeit, bestimmte Untergruppen anzuschauen.
Was kam dabei heraus?
Wir haben gefunden, dass sowohl Männer als auch Leute, die ACE-Hemmer als Blutdrucksenker nahmen, innerhalb von drei Tagen nach der Zeitumstellung im Frühjahr ein signifikant höheres Herzinfarkt-Risiko haben.
Wie hoch ist das Risiko?
Das Risiko ist nicht vergleichbar mit dem von Hypertonie, Diabetes oder Rauchen. Es ist klein, aber insofern relevant, als es sich um ein von oben verordnetes Risiko handelt, das jeden in der Bevölkerung betrifft und dem niemand aus dem Weg gehen kann.
Wie verhält es sich im Herbst?
Auch bei der Herbstumstellung, bei der man länger schlafen kann, hat eine Gruppe ein erhöhtes Risiko – diejenigen, die schon einmal einen Infarkt hatten.
Wie sind die Ergebnisse zu erklären?
Was das höhere Risiko für Männer im Frühjahr betrifft, gibt es Hinweise, dass unterschiedliche „Chronotypen“ eine Rolle spielen. Man nimmt an, dass die „Lerchen“, also Leute, die morgens üblicherweise munter sind, weniger Probleme mit der Zeitumstellung haben als die „Nachteulen“.
Was kann man raten?
Man sollte versuchen, den Übergang „sanft“ zu gestalten und den natürlichen Schlafrhythmus möglichst beizubehalten.
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