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02.01.2011

Unter Piraten

Unter Piraten

Dschibuti Der Handelsweg für Weingummi und Lakritze ist gesichert. Wer in diese Matrosen-Menschenkette auf den provisorischen Landungssteg der Fregatte Hamburg abkommandiert ist, das Schiff mit Lebensmitteln und eben Süßigkeiten zu bestücken, muss flink sein. Die Kartons fliegen von Hand zu Hand; zupackende Routine auf einem der größten, modernsten Kriegsschiffe der deutschen Marine, das vom Hafen in Dschibuti ausläuft, um jenen somalischen Piraten das Handwerk zu legen, die schon reihenweise internationale Handelsschiffe überfielen, zurzeit rund 600 Seeleute in ihrer Gewalt haben und seit Ende 2008 von Reedern über 100 Millionen US-Dollar Lösegeld erpressten.

Zupacken also. Fregattenkapitän Frank Schwarzhuber ist ein agiler Typ mit konzentriertem Blick, dem der Schalk im Nacken sitzt, der aber nicht wissen kann, was ihm mehr nützen wird: seine Menschenkenntnis, sein Verhandlungsgeschick oder letztlich doch die Waffenrohre vom Leichtgeschütz über die RAM-Flugabwehr bis zum Torpedo, die auf Deck und an den Flanken seiner Hamburg in alle Himmelsrichtungen zeigen. Auch zwei Hubschrauber kann Schwarzhuber losschicken, um den Freibeutern den Schneid abzukaufen. Seit einigen Wochen ist die Hamburg vor Dschibuti im Einsatz. "Wir werden zunächst in der Fläche auftreten, so lange nicht ausreichend Schiffe vorhanden sind, und später an die Hotspots fahren, an die Gefahrenherde." Ein Eingreifteam aus Estland verstärkt die 255 deutschen Offiziere.

Das Gebiet ist mehr als 18-mal so groß wie Deutschland

Die Hamburg ist das elfte Kriegsschiff der Europäischen Union, das im Rahmen der Operation Atalanta ein Seegebiet abdecken soll, welches 18,5-mal so groß ist wie Deutschland. Von West nach Ost reicht es von der Küste Somalias bis nach Indien, von Nord nach Süd vom Jemen bis nach Madagaskar. Mit elf Schiffen ist da wenig auszurichten; schon bald will die EU nachliefern. "Wenn der Atalanta-Mission das Hemd zu kurz wird, hilft die Nato", sagt Kapitän Schwarzhuber. Fünf Militär-Operationen gleichzeitig - neben Atalanta ein Nato-Verband, einer unter der Regie der Anti-Terror-Mission OEF, die US-geführte Taskforce 151 und ein regionaler Verband - überwachen die zweitwichtigste Handelsroute zwischen Europa, Asien und der arabischen Halbinsel, auf der 90 Prozent aller Handelsschiffe nach Deutschland und Europa kreuzen.

Der erste Auftrag der Marine lautet zwar, die Schiffe des Welternährungsprogramms zu schützen. Weil seit 2008 aber deutlich mehr Handelsschiffe als Schiffe des Welternährungsprogramms hier entlangschippern, ist die Priorität im Alltag klar: Piraten jagen. "Es ist das populärste Mandat", sagt General Rainer Glatz, Befehlshaber des Einsatzführungskommandos und Koordinator aller Auslandseinsätze der Bundeswehr. Zum Start im Dezember 2009 stimmten 491 Abgeordnete zu, 55 mit Nein und zwölf enthielten sich. "Es gibt wenige Einsätze, die mehr Zustimmung erfahren", so der General: "Die Seewege zu sichern ist ein vitales Interesse Deutschlands. Unsere vom Export abhängige Nation verträgt keine Störaktionen und keine rechtsfreien Räume."

2009 wurden 19 Piratengruppen erwischt, 2010 schon weit über 100. "Die Steigerungsrate zeigt: Dahinter steckt die Logistik einer organisierten Kriminalität", so Glatz. Den Erfolg misst der General daran, dass die Zahl der erfolgreichen Piratenangriffe nicht so stark steige wie die Zahl ihrer Attacken insgesamt. Das Radar der Hamburg erkennt auf fünf Seemeilen den Kopf eines Schwimmers.

Doch hier im somalischen Becken und dem Golf von Aden besteht die größere Herausforderung darin, Boote der Piraten von jenen der Fischer und Menschenschmuggler zu unterscheiden. Drei deutsche Kriegsschiffe sind bisher einen "scharfen Einsatz" gegen Piraten gefahren. Hauptbootsmann Walter stand am Gewehr, als am 3. Oktober der Bordhubschrauber der Fregatte Köln, der Vorgängerin der Hamburg, vorpreschte und ein Eingreifteam zu einem bedrohten Frachter flog. Der 32-Jährige hat schon acht Auslandseinsätze hinter sich und bemüht das "man", wenn er über sich spricht: "Man stand am Gewehr und hat Warnschüsse ins Wasser abgefeuert. Man war natürlich froh, nicht in die Gruppe Piraten schießen zu müssen. Man hat kein schlechtes Gefühl, weil wir es hier nicht mit hungernden Menschen zu tun haben, sondern im Grunde mit Leuten aus der organisierten Kriminalität und Hintermännern bis nach Nordamerika."

Nein, mit elf Schiffen sei der Auftrag natürlich nicht zu erfüllen, Handelswege zu sichern, so Walter. "Aber für diesen Tag war es ein Erfolg, weil die Piraten ihre Waffen über Bord werfen und erst mal nicht weiter agieren können, sondern sich neue Waffen besorgen müssen."

Die Waffen allerdings werfen die Piraten als Erstes über Bord, wenn Atalanta-Soldaten in Hightech-Manier sich anschicken, deren Boote zu entern. Möglichst alle Beweise lassen die Seeräuber im Meer versinken: Munition, Leitern, Kisten, Ankerhaken. Geklaute Kähne machen sie zu Mutterschiffen, auf denen sie die größeren Kaliber verstecken - auch panzerbrechende Waffen. "Die Piraten gehen mit brachialer Gewalt gegen die Schiffe vor. Wenn die Besatzung in ihrer Gewalt ist, kann ich wiederum nicht mit einer Hauruckaktion einschreiten", sagt Kapitän Schwarzhuber. Besonders anfällig seien langsame Frachter mit geringem Abstand zwischen Bord und Wassernaht, auf denen es zudem keinen Sicherheitsraum für die Besatzung gibt, aus dem heraus das Schiff manuell zu stoppen ist. Ist der Kahn für die Räuber manövrierunfähig, also nicht zu entführen, gehen sie schnell von Bord.

Ihre Verfolger von der Operation Atalanta wollen die Piraten verjagen und ihnen möglichst viel wegnehmen. Aber festnehmen? "Wenn Sie Piraten an Bord haben, haben Sie ein Problem an Bord", sagt Schwarzhubers Vorgänger im Einsatzgebiet, Kapitän Christopher Karow. Der Chef entscheidet, ob Freibeuter in Gewahrsam genommen werden. Das geschieht nur, wenn ein Gerichtsverfahren erfolgreich scheint, was wiederum von der Beweiskette abhängt. Also ist ein Jurist an Bord der Hamburg, der zusammen mit Militärpolizisten Fotos und Filmbeweise dokumentiert und gerichtsfest aufarbeitet. Da das britische Seerecht gilt, muss stets ein zweiter Zeuge protokollieren, was er sieht.

Ein Gebetsplatz für die Festgenommenen

Werden die Piraten tatsächlich festgenommen, müssen sie angemessen verpflegt, gekleidet und versorgt werden. Auf der Hamburg wurden dafür Duschen, Chemie-WC, Schlafstellen und ein Platz für Gebete eingerichtet. Viel Aufwand wegen ein paar entwaffneter Männer, "die vermutlich ganz nett sind, wenn sie nichts mehr zum Schießen haben", scherzt Kapitän Schwarzhuber.

Schwieriger ist es, ein Aufnahmeland zu finden, das die Piraten in Haft nehmen will. Bis auf die Seychellen und widerwillig Kenia springt nämlich niemand bei. Umso dringender geboten hält General Glatz einen internationalen Seegerichtshof. Der lässt jedoch auf sich warten. Und die Angriffe der Piraten gehen weiter.

Wohl gesichert ist bis auf Weiteres dagegen der Handelsweg für Weingummis und Lakritze.

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