USA schießen Spionage-Satelliten ab
Mit einer Rakete haben die USA einen außer Kontrolle geratenen Satelliten abgeschossen. Denn der hatte Gefährliches an Bord.
Washington (dpa) - Trotz Kritik Chinas und Russlands haben die USAeinen außer Kontrolle geratenen Spionagesatelliten mit giftigemRaketentreibstoff an Bord abgeschossen.
Das US-Militär zeigtesich am Donnerstag so gut wie sicher, dass der Tank mit einer halbenTonne Hydrazin dabei zerstört wurde. Alles deute auf einen direktenTreffer hin, sagte Vizegeneralstabschef James Cartwright. Problemedurch herabfallende Trümmerstücke nannte der General"unwahrscheinlich". Es war der erste Abschuss seit 1985, als die USA imZuge des Kalten Krieges eine Anti-Satelliten-Waffe erprobt hatten.
Beider eigens von US-Präsident George W. Bush genehmigten Aktion warenKomponenten des umstrittenen US-Raketenabwehrsystems genutzt worden.Demnach zerstörte eine von einem Kriegsschiff im Nordpazifikabgefeuerte und von Sensoren sowie Radar geleitete Rakete denSatelliten durch die Wucht des Aufpralls. Die Kollision erfolgte etwa240 Kilometer hoch über der Erde. Cartwright zufolge deuteten unteranderem ein dabei entstandener Feuerball und Gaswolken darauf hin, dassder Tank direkt getroffen wurde. Das US-Militär sei "in hohem Maße"überzeugt davon, dass dies gelungen sei.
Cartwright betonte, dasses sich um eine "einmalige Aktion" ausschließlich zum Schutz vonMenschen gehandelt habe. Pentagon- Angaben zufolge drohte der 2006 imWeltraum stationierte Satellit Anfang März mit seiner giftigen Frachtauf die Erde zu stürzen. Weil der Satellit von Anfang anmanövrierunfähig war, wurde der Treibstoff nicht aufgebraucht. Es seizu befürchten gewesen, dass der Tank beim Eintritt in die Erdatmosphärenicht verglühen und in einem bevölkerten Gebiet aufprallen würde - mitder Gefahr schwerer Gesundheitsschäden bis hin zum Tod für Menschen inder Nähe.
Russland und China hatten den Abschuss bereits imVorfeld scharf kritisiert. Insbesondere Moskau warf der US-Regierungvor, es handele sich in Wahrheit um einen Test der Raketenabwehr alsAnti-Satelliten- Waffe. Damit drohe ein Rüstungswettlauf im All. Pekingäußerte sich vor allem besorgt über mögliche Gefahren durch beimAbschuss entstandenen Weltraummüll. So forderte der Sprecher desAußenministeriums, Liu Jianchao, die USA am Donnerstag erneut auf, dieinternationale Gemeinschaft "umgehend" mit Informationen zu versorgen,damit vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden könnten.
China hatteselbst vor einem Jahr mit einer Rakete vom Boden aus einen eigenenausgedienten Wettersatelliten abgeschossen und damit Ängste über einneues Wettrüsten im All ausgelöst. Die USA hatten damals gegen denchinesischen Abschuss protestiert und vor einer Militarisierung desWeltraums gewarnt.
Cartwright zufolge zerfiel der Satellit vonder Größe eines Schulbusses in zahlreiche kleine Teile, "keines größerals ein Football". Viele der Trümmerstücke seien bereits in dieErdatmosphäre eingetreten. Dem General zufolge gab es zunächst keineHinweise darauf, dass Teile auf den Boden gelangten. Er schloss abernicht aus, dass sehr kleine und daher schwer sichtbare Stücke auf dieErde fielen oder bereits gefallen seien. Mögliche betroffene Länderseien bereits vorab informiert worden.
Bei der Aktion wurde eineRakete des Typs SM-3 vom Kreuzer "USS Lake Erie" im Nordpazifik ausabgefeuert und vom Aegis-Radar-und Lenksystem auf Kurs zum Satellitengebracht. Die Rakete trug an der Spitze ein Geschoss, das kurz vor demErreichen des künstlichen Erdtrabanten freigesetzt wurde. Die Kollisionbeider Objekte erfolgte Cartwright zufolge bei einerGesamtgeschwindigkeit von etwa 35 000 Stundenkilometern. Expertenverglichen die Wucht mit dem Aufprall eines Lastwagens bei einem Tempovon 1000 Kilometern in der Stunde.
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