Gleichberechtigung: Nur Baby-Pos pudern reicht nicht
In Moskau kaufen Männer Blumen, Wodka und Süßes zum Frauentag. Es ist, als ob Muttertag und Valentinstag zusammenfallen würden. Und die Frauen lassen es mit reichlich Sekt so richtig krachen. Hierzulande ist der Weltfrauentag eine nüchterne Veranstaltung.
In Moskau kaufen Männer Blumen, Wodka und Süßes zum Frauentag. Es ist, als ob Muttertag und Valentinstag zusammenfallen würden. Und die Frauen lassen es mit reichlich Sekt so richtig krachen. Hierzulande ist der heutige Weltfrauentag eine nüchterne Veranstaltung mit Stellungnahmen von Gewerkschaften, Organisationen und Politikern.
So sieht sich Cem Özdemir als "Feministen", der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter eher nicht - hat aber "Pos gepudert und Windeln gewechselt". Ihr ganz persönliches Verhältnis zur Gleichberechtigung der Geschlechter offenbarten prominente Männer der Berliner Tageszeitung taz.
Mitarbeit zu Hause hat "unterstützenden Charakter"
"Entscheidungen treffen wir gemeinsam", ließ der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, wissen, "aber meine Mitarbeit zu Hause hat eher unterstützenden Charakter." Er setze sich für "feministische Ziele" ein - echte Gleichberechtigung, eine andere Rollenverteilung sowie echte Wertschätzung der Arbeit von Frauen. "Ob mich das zum "Feministen" macht, wage ich nicht zu beurteilen."
Für Özdemir ist das keine Frage: "Solange Männer und Frauen nicht gleichberechtigt sind, das heißt Macht ebenso teilen wie Verantwortung, und gerade auch Migrantinnen nicht gleichberechtigt teilhaben können, dürfen Sie mich als Feministen bezeichnen." Schwieriger gestaltet sich die Frage für den Schriftsteller und Hessischen Kulturpreisträger Navid Kermani: "Ich befürchte, wenn ich mich als Feministen bezeichnete, bekäme meine Umgebung einen Lachanfall." Eine Erklärung dafür hat er nicht. "Aber meine Frau sagt, weil ich so ein Macho bin."
Der Psychoanalytiker Richter weiß es wiederum ganz genau: "Ich bin kein Feminist. Aber die Frauen haben mich immer als ihren Verbündeten betrachtet." Mit seiner Frau sei er seit 64 Jahren zusammen. "Als wir unsere drei Kinder bekamen, hat meine Frau gearbeitet (...) Ich hab die Vorlesungen sausen lassen und mich um die Kinder gekümmert: Pos gepudert und Windeln gewechselt. Und das hat mir Spaß gemacht."
Zum Internationalen Frauentag am 8. März hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) mehr Chancengleichheit angemahnt. "Frauen müssen die Chance bekommen, überall bis in Spitzenämter vorzurücken", sagte Schavan am Sonntag in Berlin. Zwar würden Frauen heute in Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung immer öfter auch Führungspositionen einnehmen, dennoch dominierten Männer noch häufig die Chefetagen.
Frankreich und Kanada sind da viel weiter
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat anlässlich des 100. Weltfrauentags "einen klaren gesetzlichen Rahmen" verlangt, um gleichen Lohn für Mann und Frau in absehbarer Zeit zu realisieren. "Die Bundesregierung hat es bislang bei bloßen Appellen und unverbindlichen Vereinbarungen mit den Arbeitgebern belassen", kritisierte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Andere Länder wie Frankreich und Kanada hätten längst politische Schritte für eine faire Bezahlung von Frauen eingeleitet. Wie berichtet, gehört Deutschland EU-weit zu den Ländern mit dem größten Unterschied bei der Bezahlung von Frauen und Männern. (dpa, AZ)
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