Zeitung: Amerika verzichtet auf Raketenschild
Warschau (dpa) - Die US-Regierung will einem polnischen Zeitungsbericht zufolge ihre Pläne für einen Raketenschild in Mitteleuropa aufgeben. Wie die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" am Donnerstag berichtete, soll der Verzicht "praktisch entschieden" sein.
"Die ausgesendeten Signale der Pentagon-Generäle sind absolut klar: diese US-Regierung sucht in der Frage der Raketenabwehr andere Lösungen als Stützpunkte in Polen und Tschechien", zitierte das Blatt den amerikanischen Raketenschild-Lobbyisten Riki Ellison. Er soll vor einer Woche an einem Treffen des US-Verteidigungsministeriums mit Vertretern der Rüstungsindustrie teilgenommen haben. Dabei seien die US-Pläne für Polen und Tschechien kein einziges Mal erwähnt worden.
Mitarbeiter von US-Präsident Barack Obama setzten sich dafür ein, dass die Abfangraketen auf Schiffen sowie in Israel, der Türkei und auf dem Balkan aufgestellt werden. Als einen Grund für die Änderung der Pläne nannte Ellison die stärkere Berücksichtigung der russischen Argumente durch das Obama-Team. Auch die hohen Kosten sollen eine Rolle gespielt haben. Eine andere Einstellung gegenüber Russland und dem Raketenschirmkomplex sei eine Tatsache, sagte der Lobbyist der Zeitung.
Warschau und Washington hatten vor einem Jahr einen Vertrag über die Stationierung von zehn Abfangraketen in Polen unterzeichnet. Der US-Stützpunkt sollte in Redzikowo bei Stolp im Nordwesten Polens entstehen. In Tschechien sollte eine Radaranlage gebaut werden. Nach dem Machtwechsel im Weißen Haus kündigte Obama eine Überprüfung des Projekts an. Der Kreml protestierte heftig gegen die amerikanischen Pläne.
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