Zwischen den Fronten
Wenn im Hintergrund die Geheimdienste Regie führen, hat die Wahrheit meist schon verloren. Niemals würde die amerikanische CIA zugeben, einen Menschen im Ausland entführt, möglicherweise sogar gefoltert zu haben. Niemals würde das iranische Regime einräumen, dass es in Zeiten weltweiter Besorgnis um das eigene Atomprogramm unerhörten Druck auf die Familie eines abtrünnigen Forschers ausgeübt hat, um dessen Rückkehr zu erzwingen. Keine der beiden Seiten wird behaupten, dass die Heimreise von Sharam Amiri Teil eines Deals ist, bei dem im Gegenzug drei im Iran festgehaltene US-Bürger freigelassen werden könnten.
Wir wissen nicht, welche Rolle der Forscher im iranischen Atomprogramm wirklich spielt, welches Interesse also die USA und Europa daran haben müssen, ihn an einer Rückkehr in das Land von Mahmud Ahmadinedschad und der Mullahs zu hindern. Aber alle Geldangebote wogen offenbar weniger als die Sehnsucht nach oder die Sorge um die Familie.
Ein Forscher zwischen den Fronten: Viel spricht dafür, dass Amiri nicht freiwillig in den USA war und ebenso unfreiwillig wieder nach Teheran zurückgekehrt ist. Sein Fall wird nicht dazu beitragen, den Atomstreit zu entkrampfen. Vielmehr liefert er neuen Stoff für Propaganda. Auch die hat bekanntlich häufig nicht viel mit der Wahrheit im Sinn.
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