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  3. Erdogan-Sieg: Frust, Freude und viele Fragen unter Deutsch-Türken

Erdogan-Sieg
31.05.2023

Frust, Freude und viele Fragen unter Deutsch-Türken

Der TDG-Vorsitzende Gökay Sofuoglu nimmt «keine große Auseinandersetzung oder Unruhe» wahr.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

Der Zuspruch für Präsident Erdogan bei der Wählerschaft in Deutschland war enorm. Das bedeutet aber keinesfalls, dass die Mehrheit der Türkeistämmigen hinter ihm steht. Wächst nun die Spaltung?

Serkan Sayin lebt in Westfalen, weit entfernt von der Türkei - und doch geht ihm das Wahlergebnis sehr nahe. Der 51-Jährige ist enttäuscht, ratlos, versteht vor allem den erneut hohen Zuspruch für Präsident Recep Tayyip Erdogan unter den Auslandstürken nicht. In Deutschland holte der Amtsinhaber 67 Prozent - insgesamt kam er bei der Stichwahl auf 52 Prozent. "Ich begreife das nicht. Die Menschen, die hier frei in einer Demokratie leben, zwingen die Menschen in der Türkei, unter einer Autokratie zu leiden", sagt Sayin aus Ahlen. Allerdings bedeuten die 67 Prozent der Wählerstimmen keinesfalls, dass bundesweit zwei Drittel aller Türkeistämmigen hinter Erdogan stehen.

Sayin etwa hat sich schon vor gut 20 Jahren für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden und ist ohne türkischen Pass nicht wahlberechtigt. Er meint: "Dass Leute über die politischen Verhältnisse in der Türkei mitbestimmen, obwohl sie in anderen Ländern leben und arbeiten, ist der falsche Weg." Er befürchtet, dass der Graben zwischen Anhängern und Kritikern Erdogans hierzulande tiefer wird. Tatsächlich herrscht Feierlaune auf der einen Seite, es gab Autokorsos, lauten Jubel. Andernorts sind der Frust und die Sorgen groß.

Ein Blick auf die türkische Community hierzulande: Rund drei Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln leben in Deutschland - es kursieren Zahlen von 2,8 bis 3,5 Millionen; die Gruppe ist heterogen. Bundesweit waren diesmal 1,5 Millionen Menschen wahlberechtigt. Von ihnen haben 50,4 Prozent bei der Stichwahl ihre Stimme abgegeben - gut 500.000 von ihnen für Erdogan. Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) stellt klar, dass das - ausgehend von drei Millionen Türkeistämmigen - nur etwa 17 Prozent sind. Yunus Ulusoy vom Zentrum für Türkeistudien sagt: "Wir wissen nicht, wie die anderen ticken, die nicht gewählt haben oder die nicht wahlberechtigt sind."

Die politische Spaltung sei schon länger Realität in der Türkei und auch unter den Türkeistämmigen in Deutschland, berichtet Ulusoy aus Essen. Dass Erdogan gegen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu gewonnen hat, werde daran wohl nicht viel ändern. "Das Wahlergebnis betrifft die Menschen hier emotional, es verändert ihren Lebensalltag aber nicht". Schon bald werde der normale Alltag weitergehen.

Viele Nachrichten via Instagram

Der TGD-Vorsitzende Gökay Sofuoglu nimmt "keine große Auseinandersetzung oder Unruhe" wahr. "Die Erdogan-Wähler sind begeistert, die Anhänger der Opposition suchen nach Fehlern und Ursachen. Die oppositionellen Türkeistämmigen und die Kurden werden sich hier nicht mit den Erdogan-Anhängern bekriegen."

Der türkischstämmige Barbesitzer Safak Salda aus Berlin weiß von vielen Menschen, die die Türkei verlassen möchten. Seine Bar ist eine Art Anlaufstelle für viele Türkinnen und Türken geworden, die schon nach Deutschland ausgewandert sind oder mit dem Gedanken spielen. Auch via Instagram erreichen den früheren Radiomacher viele Nachrichten von frustrierten Türken, denen aber oft die Ressourcen oder ein Visum für einen Neustart fehlen. Am Wahlabend twitterte er - etwas scherzhaft - als Reaktion auf die Stimmergebnisse: "Ich sollte die Bar nebenan auch übernehmen, in meine Bar passen wir vermutlich nicht mehr rein."

"Der Braindrain aus der Türkei bleibt unausweichlich", meint der Journalist Hüseyin Topel aus NRW, wo besonders viele Türkeistämmige leben. Die Zuwanderung Tausender Spitzenkräfte - etwa aus Medizin, Ingenieurberufen oder dem Bildungswesen - lasse Deutschland schon seit Jahren profitieren. "Das wird anhalten."

Beck: "Systematische Desintegrationspolitik"

Sollte die demokratisch-orientierte und gut ausgebildete Jugend das Land verlassen, "rutscht die Türkei ökonomisch und technologisch ab", prognostiziert Volker Beck vom Centrum für Religionswissenschaftliche Studien in Bochum. Er rechnet mit "einer stärkeren Polarisierung zwischen türkisch- und kurdischstämmigen Demokraten und Erdogan-Anhängern". Erdogan und seine AKP betreiben nach Becks Einschätzung in Deutschland eine "systematische Desintegrationspolitik".

Und wie sieht es mit dem Austausch auf politischer Ebene aus? Musiker Tayfun Guttstadt beobachtet: "Die deutsch-türkischen Beziehungen sind auf einem sehr kühlen, aber pragmatischen Weg. Darauf haben sich alle eingespielt." Er erwartet hier keine Umbrüche. Für die Wirtschaft sieht der Künstler aus Berlin ziemlich schwarz: "Ich gehe stark davon aus, dass die Wirtschaft der Türkei in ein, zwei Jahren hart gegen die Wand fahren wird."

Wissenschaftler Ulusoy ergänzt: Aus deutscher Sicht sei die Türkei ein wichtiger Akteur im Nahen Osten. Und die Türkei würde ohne die Auslandsmärkte Deutschland und Europa in eine Wirtschaftskrise stürzen. "Man muss sich nicht lieben, aber miteinander auskommen." An den angespannten Beziehungen werde sich wohl wenig ändern.

Die Kurdische Gemeinde zieht die Integrationsbemühungen der vergangenen Jahre in Zweifel, "wenn eine halbe Million Menschen in Deutschland sich dafür entscheiden, ihre Stimme einem Präsidenten zu geben, der gegen Pressefreiheit und demokratische Werte und für religiösen Fundamentalismus steht." Zeynep Yanasmayan vom Zentrum für Integrations- und und Migrationsforschung hält es aber für zu einfach, die Wahlergebnisse hierzulande allein als Zeichen einer gescheiterten Integration zu sehen. Auch viele Stimmen aus der Politik hatten dies als Ursache für Erdogans Sieg angeführt.

Topel fordert eine Politik, die Erdogan-Anhänger "nicht stigmatisiert und vor allem nicht ausschließt". Der Journalist - er hat eine Podcast-Serie über Einwanderung, "Gastarbeiter", Rassismus bis hin zum Brandanschlag von Solingen erstellt - mahnt Aufklärung an, um Erdogan-Anhänger "zumindest aus Sicht der deutschen Demokratie nicht gänzlich zu verlieren."

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