Die Haltung zu Fragen rund um Einwanderung und Integration in Deutschland fällt positiver aus als in den vergangenen Jahren. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) am Mittwoch in Berlin vorstellte.
Angesichts der jüngsten Herausforderungen sei das nicht unbedingt zu erwarten gewesen, erklärte die SVR-Vorsitzende Petra Bendel anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse des SVR-Integrationsbarometers 2022. "Die Corona-Pandemie, aber auch die Folgen des Ukraine-Kriegs mit erneuten Fluchtbewegungen sowie die Energieversorgungs- und -preiskrise haben den Daten zufolge keinen erkennbaren negativen Einfluss auf das Zusammenleben im Einwanderungsland Deutschland."
Das Expertengremium untersucht mit dem sogenannten Integrationsklima-Index Erfahrungen und Einschätzungen von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu den Bereichen Arbeit, Bildung, soziale Beziehungen und Nachbarschaft. Der Index bildet eine Skala mit Werten von 0 bis 100 ab, wobei höhere Werte für ein besseres Integrationsklima stehen. Werte über 50 drücken dabei eine tendenziell positive, Werte unter 50 eine tendenziell negative Wahrnehmung aus. Seit 2015 ist der Index bundesweit repräsentativ.
Mit 68,5 Punkten erreicht der Index in der aktuellen Ausgabe den höchsten Wert seit 2015. Insbesondere bei Menschen ohne Migrationshintergrund verbesserte sich das Integrationsklima, und zwar im Vergleich zur letzten Erhebung 2019/2020 um 2,5 Punkte auf 68,1. Bei Befragten mit Migrationshintergrund erhöhte sich der Index moderater um 1,3 auf 70,1 Punkte.
Unterschiede bei Alter, Geschlecht und Bildungsniveau
Generell bewerten ältere Menschen, Männer und Personen mit niedrigerem Bildungsniveau das Integrationsklima negativer als jüngere Menschen, Frauen und Personen mit höherem Bildungsniveau. Die meisten empfinden das Zusammenleben mit Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe als bereichernd, über 90 Prozent zeigten sich damit laut SVR zufrieden. Zugleich gehen viele Befragte davon aus, dass Menschen mit Migrationshintergrund in der Schule und am Arbeitsplatz diskriminiert werden.
Obwohl es durch die Bank viel Zuspruch für die Demokratie gibt, beteiligen sich Menschen mit Migrationshintergrund weniger an politischen Prozessen. Deutsche mit Migrationshintergrund beteiligten sich mit 70,4 Prozent an der letzten Bundestagswahl, bei den Befragten ohne Migrationshintergrund waren es nach eigenen Angaben 87,9 Prozent.
(dpa)