Anne Spiegel hat ihre Fehltritte unter anderem mit der Krankheit ihres Mannes und dem Gemütszustand ihrer Kinder erklärt. Die Politikerin hätte wissen müssen, dass sie für ihre Familie keine Zeit mehr haben wird.
Mit der Politik ist es wie beim Fußball. Alle können mitreden oder mitspielen, aber nur bei den Wenigsten reicht es für die Bundespolitik oder die Bundesliga. Selbst talentierte Menschen scheitern, wenn ihnen der unbedingte Drang an die Spitze fehlt. Denn der Weg dorthin führt für alle, die ihn mitgehen, nur über Verzicht. Verabredungen mit Freunden, der Kinobesuch mit dem Ehegatten, der Ausflug mit den Kindern – ein geregeltes Privat- und Familienleben ist nicht mehr drin, will man im politischen Berlin Karriere machen. Das zieht sich durch die letzten Jahrzehnte, besonders Frauen sind davon betroffen. Familienministerin Anne Spiegel wusste also, was auf sie zukommt.
Der Fall Anne Spiegel zeigt: Der Politikbetrieb ist nicht familienfreundlich
Da hilft es auch nichts, dass dieser Befund bedauerlich und ärgerlich ist. Andere Länder haben ihren Politikbetrieb familien- und partnerfreundlich umgebaut, in Deutschland hingegen ist er unerbittlich und wird es zunächst leider auch bleiben. Eine Änderung könnte nur aus dem System selbst kommen, aus einem Kabinettsposten heraus kann er nicht gelingen. Sollte die Grünen-Politikerin Spiegel vorgehabt haben, einen Umschwung herbeizuführen, käme bei ihr neben dem Vorwurf der Unfähigkeit noch der der Naivität hinzu.
Kabinettsmitglieder wie Anne Spiegel haben geschworen, ihre Kraft „dem Wohle des deutschen Volkes“ zu widmen. Die Familie hat dabei das Nachsehen, Spiegel hätte nur ihre Parteifreundin Annalena Baerbock fragen müssen. Die war schon während ihrer Spitzenkandidatur kaum zu Hause, als Außenministerin ist sie es noch weniger. Dass ein Kind krank wird und gepflegt werden muss, ist nicht vorgesehen. Genauso wenig, dass sich ein Minister oder eine Ministerin auskurieren kann, sollte der eigene Körper geschwächt sein.
Der Rücktritt von Anne Spiegel war überfällig
Ministerinnen und Minister haben gegenüber anderen bei der Jobwahl allerdings einen Vorteil. Sie sind niemals gezwungen, einen solchen Posten anzunehmen. Wenn sie es tun, dann nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil Einfluss und Macht in Aussicht stehen. Kabinettsmitglieder müssen auch keine langen Kündigungsfristen einhalten, wenn sie im Job unglücklich sind oder nicht klarkommen. Ein Rücktritt ist binnen weniger Minuten erklärt.
Bei Anne Spiegel war der Rücktritt, der am Montagnachmittag erfolgte, überfällig. Ihr Auftritt vor den Kameras zeigte die 41-Jährige in einem erschütternd desolaten Zustand. Sie ist der Führung eines Ministeriums nicht mehr gewachsen, war es vielleicht nie. Ihre familiären Probleme bestanden schon vor der Ernennung. Spiegel hat sich wohl einfach zu viel zugetraut.
Die Diskussion ist geschlossen.
es sollte noch erwähnt werden, daß Frau Spiegel eine Falschaussage getätigt hat, in dem sie angeblich per video an einer kabinetssitzung teilgenommen hat, was sie später revidierte.
Ds Problem ist, dass man Frauen suggeriert, sie könnten locker flockig Familie, Beruf und Freizeit unter einen Hut bringen, wenn man sich nur gut genug organisiert. Man will Frauen zu einer Karriere ermuntern, der sie vielleicht nicht gewachsen sind mit einer Familie im Rücken. Man suggeriert, das alle Frauen das schaffen können. Nun ist eine Karrierefrau krachend gescheitert, vielleicht ist es gut so. Das zeigt endlich, das auch eine Frau, die genug verdient, um Familienleben und Kinderbetreuung finanziell gebacken zu bekommen, scheitern kann, weil es ganz einfach nicht so einfach ist. Die Vorstellung von der locker-flockigen Beruf-Familie-Karriere-Kinder-Vorstellung ist ein Idealbild, das ins Wanken gerät, wenn ein Rädchen schwächelt. Führungspositionen bedeuten immer auch Verzicht und das sollte man den Frauen auch deutlich sagen, bevor man sie - teils mittels Frauenquote - in Führungspositionen treibt, denen sie gar nicht gewachsen sind, sei es persönlich oder durch ihr Umfeld. Dies ist kein Plädoyer gegen Frauen in Führungspositionen, sondern jede einzelne muss wissen, was auf sie zukommt, wenn sie alles unter einen Hut bekommen muss. Wenn in der Presse über Frauen in Führungspositionen berichtet wird, klingt der Spagat ja immer so wahnsinnig einfach – aber man zeichnet oft nur die Sonnenseite. Und man zeichnet die Sonnenseite von Unternehmerinnen usw., man sieht aber oft nicht, was Frauen leisten, die wenig verdienen und vielleicht alleinerziehend sind und eine Familie durchzubringen haben, Frauen, die Schicht arbeiten und keine verlässliche Oma haben, die in der Nachtschicht die Kinder betreut, die zwei oder drei Jobs machen, um den Kindern "was bieten zu können", die während der Pandemie besonders betroffen waren usw. Deswegen hält sich mein Mitleid für Frau Spiegel in Grenzen, weil die Heldinnen ganz woanders zu finden sind.
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Frau Reichenauer:
Volltreffer (sachlich und nüchtern) - dem nichts mehr hinzuzufügen ist !
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Frau Spiegel hat Fehler gemacht. Sie hat im Umgang mit den Fehlern auch nicht geschickt agiert, versucht diese klein zu reden, aber letztlich ihren Platz geräumt.
Das verdient auch Anerkennung.
Was ich mich, bei all dem ungeschickten Verhalten von Frau Spiegel auch Frage und in den Medien meiner Meinung nach nicht thematisiert wurde: Wenn Frau Spiegel nicht im Urlaub gewesen wäre, wären die Menschen im Ahrtal früher gewarnt worden? Wäre die ganze KatastrophenschutzMaschinerie wirklich früher in Gang gesetzt worden?! Haette ihre Anwesenheit irgendetwas geändert? Haette es weniger Tote und Zerstörung gegeben? Oder ist sie nun nur der Sündenbock für eine Katastrophe, die sie so auch nicht verhindern oder abmildern haette können?!
Frau Spiegel ist erst 10 (in Worten zehn) Tage NACH der Flutkatastrophe in Urlaub gefahren. Zu dem Zeitpunkt sollte eigentlich alles zur Schadensbekämpfung eigentlich bereits organisiert sein.
Wenn man jemanden, der eh schon am Boden liegt, noch tritt - dann entstehen solche Artikel. Ich wünsche Frau Spiegel und ihrer Familie von Herzen alles Gute.
Problem war eher fehlender Auftrieb für die gewollte Flughöhe mit schmerzhaftem Absturz.
Lesenswert hierzu:
https://www.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-wiegen-134-menschenleben-weniger-schwer-als-ein-einkaufs-chip_id_73553262.html
>> 134 Tote sind doch kein Grund für einen Rücktritt - wenn Sie bei den Grünen sind <<
Das mit dem "abbinden" in ihrer PK von gestern ist wirklich gruselig!
https://www.youtube.com/watch?v=eh5usE4Rbq8
Frau Spiegel geht es wie während der Flut nur um sich selbst!
Dem Verfasser des Artikels wünsche ich von ganzen Herzen, dass ihn Mal private Probleme über den Kopf wachsen, dass er seine klugen Bemerkungen für sich behalten muss und aus dem Berufsleben zwangsweise ausscheidet. Sie beschreiben den Idealpolitiker als macht- und karrierebessenen Menschen ohne jeglichen Fehl und Tadel. Wen Leute wie Frau v.d. Leyen, Spahn , Scheuer fortlaufend Mist gebaut haben, hat auch keiner ihren Rücktritt gefordert.
Stimmt nicht. Man kann aber von einer Ministerin, die 15 KiloEuro im Monat verdient zuzüglich Dienstwagen (kein Elektro) verlangen die Wahrheit zu sagen. Man kann als Feuerwehrhäuptling auch nicht in den Urlaub fahren, wenn der halbe Ort in Flammen steht, oder?
Sorry Herr Lange, aber bestimmte Dinge im Leben lassen sich auch nicht von Politikern vorplanen. Ihr Kommentar zeigt deutlich, wie gefühlskalt inzwischen miteinander umgegangen wird. Ein Herr Steinmeier hat 2010 sich erlaubt, seiner Frau eine Niere zu spenden und dafür politische Verpflichtungen einstweilen ruhen zu lassen. Der Mensch sollte immer noch an erster Stelle stehen, dann erst sein Amt!
Wieso sollte die Frau Spiegel in der heutigen Zeit zurücktreten für etwas, das sie in anderer Position verbockt hat?
Die Frau von dr Leyen ist ja auch nicht zurückgetreten sondern noch zur Komissionspräsidentin befördert worden.
Spahn, Scheuer und Co., da gab es auch keinen erfolgten Rücktritt bei wesentlich schlimmerem Versagen. Die Liste ist um viele Namen erweiterbar.
Vier Kinder und einen kranken Mann daheim, da muss sie sich halt mal um die Familie kümmern. Und vier Wochen in den Urlaub fahren, wenn daheim die schlimmste Flut seit Jahre wütet, das geht halt gar nicht. Und diese ewige Lügerei ist einfach untragbar. Einfach absetzen und fertig.