Wagenknechts Angebot an eine verlorene Zeit ist für viele verlockend
Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat seine Gründungsphase überraschend professionell gemeistert. Die völlige Fokussierung auf die Gründerin ist zunächst ein Vorteil.
Sahra Wagenknecht hat am Wochenende in Berlin mit beeindruckender Disziplin ihre neue Partei aufgesetzt. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beging nicht den Kardinalfehler linker Parteien, sich in den eigenen Reihen um die reine Lehre härter zu bekämpfen als den politischen Gegner. Bisher geht das Konzept auf, mit einer kleinen, kontrollierbaren Basis von 450 Mitgliedern den Akt der Gründung zu bewerkstelligen. Schwärmer, Glücksritter und politische Esoteriker konnten Wagenknecht und ihre Getreuen bislang draußen halten.
Gelingt es, die organisatorische Strenge zu erhalten, hat das BSW gute Chancen, rechtzeitig vor den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg arbeitsfähige Landesverbände aufzubauen. Wegen der laut Umfragen komplizierten Mehrheitsverhältnisse ist es sogar denkbar, dass die neue Partei nur wenige Monate nach der Gründung an einer Landesregierung beteiligt sein wird. Dieser Schritt trüge allerdings die Gefahr der Überforderung in sich.
Alles was zählt, ist Sahra Wagenknecht
Das Konzept des Bündnisses Sahra Wagenknecht ist wie maßgeschneidert auf die Mediendemokratie unserer Zeit. Wagenknecht ist Gesicht und Inhalt ihrer gleichnamigen Partei. Personalisierung und dadurch Reduzierung von Komplexität in Reinkultur. Für den Beginn genügt das als Angebot wahrscheinlich, aber im Verlauf ist das Fundament zu schmal. Die 54-Jährige kann schließlich nicht alles allein stemmen. Sie muss nach der Gründungsphase schnell Persönlichkeiten finden, die in den Bundesländern für sich selbst stehen können.
Inhaltlich ist das Angebot eine Mischung aus einer verlorenen Zeit für West- wie Ostdeutsche. Ein Sozialstaat wie in den 80er-Jahren, der eine umfassende staatliche Fürsorge verspricht. Eine Asylpolitik der Kontrolle und Begrenzung von Migration. Schließlich das aus der historischen Scham über den Nationalsozialismus, seiner mörderischen Verbrechen und Kriegszüge erwachsene Gefühl, mit Russland ein gutes Auskommen zu finden. An diesen Zielen ist erst einmal nichts verwerflich, die Frage ist nur, ob sie in die Zeit nach der Zeitenwende passen?
Sahra Wagenknecht war stets Ikone eines Widerstrebens gegen den Zeitgeist
Aber praktische Regierungspolitik zu machen, war ohnehin nie Wagenknechts Streben. Sie war stets Ikone eines Widerstrebens gegen den Zeitgeist – sei es als Kommunistin nach dem Zusammenbruch der DDR und der Sowjetunion oder heute als Gegnerin von Gendern und den Ess- und Lebensgeboten der Grünen. Für einen Teil der Wählerschaft ist das ein romantisches Angebot, attraktiv für enttäuschte Anhänger der Linkspartei und auch der SPD. Bislang können sie ihre Enttäuschung nur bei der AfD abladen.
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Das könnte ja eventuell interessant sein, wenn Wagenknecht nicht mit dem Massenmörder und Schwerverbrecher Putin sympathisieren würde. So stellt sich für mich die Frage, in welcher Blase sie lebt oder ob sie vielleicht einen schweren "gentechnischen Defekt" hat. Für klar denkende und gut informierte Menschen disqualifiziert sie sich mit ihren realitätsfernen Aussagen doch total.
Nun ja, die Hetzjagd hat begonnen. Mal unterschwellig, mit dem Florett sozusagen, wie hier im Kommentar, wo man eine Rückwärtsgewandtheit und das Nichtverstehen der Aktualität konstruiert. Mal mit dem Degen oder Dreschflegel, wo Kommetatoren unappetitlich und geschichtsvergessend Wagenknecht und Höcke in einem Atemzug nennen. Scheinbar stösst das BSW in das richtige Wespennest, bin gespannt.
Wer braucht in D Putinfreunde?
Hat er doch. Manche trauen auf alte Volksweisheiten: "Wenn Du einen Feind nicht besiegen kannst, dann mache ihn zu Deinem Freund"
Nach den ersten Wahlen bin ich mal gespannt auf die Wählerbewegung/Wählerwanderung. Von welchen Parteien wird BSW profitieren? Inhaltlich, genau kann man es noch nicht sagen, wird sie von denen profitieren, die einen starken Staat, also einen der sich überall einmischt, wollen. Das passt eigentlich in das Profil links der Mitte und extrem rechts.
Man wird sehen, ob Wagenknecht mit ihrer neuen Partei allen anderen Parteien, vor allem der rechtsradikalen AfD, Stimmen
abjagen kann, um die Parteienlandschaft aufzumischen. Auch die Freien Wähler von Aiwanger könnten der CSU in Bayern entschei-
dende Stimmen abnehmen, so dass diese aufgrund der Wahlrechtsreform nicht mehr in den Bundestag kommt. Ebenso könnte
H.G.Maaßen mit seiner neuen Partei sowohl der AfD als auch der Union etliche Stimmen abjagen.
Das alles kann ich mir so nicht vorstellen. Am Allerwenigsten, dass BSW der AfD Stimmen abjagd.
Die Parteienlandschaften und künftige Regierungsbidungen werden dagegen künftig aber immer schwieriger.
Darauf könnten wir uns verständigen, Willi D.
"Wagenknechts Angebot an eine verlogene Zeit ist für viele verlockend"
Äh sorry, falsch gelesen, es heißt doch verlorene und nicht verlogene Zeit - letztendlich aber kein Unterschied.