Damit den Leuten das Geld wieder lockerer in der Tasche sitzt, brauchen sie das Gefühl, dass es langsam wieder aufwärts geht. Dafür reicht es aber noch nicht.
Man mag noch nicht von guten Nachrichten sprechen, aber immerhin von der Aussicht darauf: Die Einzelhandelsumsätze sind in den vergangenen drei Monaten erstmals seit Mitte 2021 wieder gestiegen. Sollte die Inflation tatsächlich weiter langsam, aber stetig sinken und dies – Wirtschaft ist Psychologie – die Kauflaune der Verbraucherinnen und Verbraucher stimulieren, wäre das eine echte Perspektive. Der private Konsum kann ein Wachstums-Wumms sein. Aber damit das Geld wieder lockerer in der Tasche sitzt, brauchen die Leute das Gefühl, dass es allmählich aufwärts geht.
Die wirtschaftspolitische To-do-Liste in Deutschland bleibt lang
In Zeiten, in denen Deutschland unter hartnäckiger Wachstumsschwäche leidet, die Energiepreise vergleichsweise sehr hoch bleiben und Wirtschaftsverbände wie Unionspolitiker zuweilen verdächtig laut den Abgesang auf den Standort Deutschland anstimmen, will sich diese Lockerheit noch nicht einstellen. Zu Recht übrigens. Zwar ist es um das Land nicht so schlecht bestellt, wie es manche glauben machen wollen. Auch hat die Bundesregierung manches angepackt, was ihre Vorgänger fahrlässig liegen gelassen haben. Aber die wirtschaftspolitische To-do-Liste bleibt lang. Es wäre also gut, wenn das sogenannte Wachstums-Chancengesetz nicht das nächste Koalitions-Staatstheater auslösen würde. Vertrauen – und das brauchen Konsumenten – schafft das nicht.
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Ein inhaltlich erstaunlicher Artikel
Da wird erklärt:
„Die Einzelhandelsumsätze sind in den vergangenen drei Monaten erstmals seit Mitte 2021 wieder gestiegen.“
Im dazu verlinkten Artikel liest man:
„Laut den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts wurden im ersten Halbjahr 2023 im Internet- und Versandhandel real 7,3 Prozent weniger Waren verkauft.“
Das ifo-Institut erklärt:
„Wegen der hohen Inflation sinkt der private Konsum in diesem Jahr um 1,7 Prozent.“
https://www.ifo.de/pressemitteilung/2023-06-21/ifo-konjunkturprognose-sommer-2023-deutsche-wirtschaft-schrumpft-2023
Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung erklärt: „Die aktuelle Entwicklung der Verbraucherstimmung deutet darauf hin, dass die Konsumenten wieder stärker verunsichert sind. … Nach wie vor hohe Inflationsraten von derzeit etwa sechs Prozent knabbern spürbar an der Kaufkraft der Haushalte und verhindern, dass der private Konsum seinen positiven Beitrag leisten kann.“
Quelle https://amp.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/geschaefts-konsum-klima-index-stagnation-100.html
Gleichzeitig zur anhaltend hohen Inflation steigt die Arbeitslosigkeit, die Zahl der Insolvenzen springt an und rund 132 Milliarden Dollar (125 Milliarden Euro) mehr Direktinvestitionen flossen 2022 aus Deutschland ab, als im gleichen Zeitraum in die Bunderepublik investiert wurden.
Natürlich hat Wirtschaft ein psychologische Komponente. Aber in erster Linie besteht Wirtschaft aus nüchternen Zahlen. Und egal welche Parameter man derzeit herannimmt, es bleibt festzustellen:
„ "Harte" Indikatoren wie Auftragseingänge und Industrieproduktion, die sich zu Jahresbeginn deutlich erholt hatten, wiesen im März kräftige Rückgänge auf. Gerade auch in gesamtwirtschaftlich wichtigen Bereichen wie dem Maschinenbau, der Kfz-Produktion oder den energieintensiven Wirtschaftszweigen kam es zu spürbaren Rückgängen bei der Produktion. Auch die Bauindustrie, die sich zu Jahresbeginn zum Teil auch infolge von günstigen Witterungsbedingungen spürbar belebt hatte, wies am aktuellen Rande eine deutliche Abschwächung auf.“
Und das sagt niemand anderes als Habecks Ministerium.
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/Wirtschaftliche-Lage/2023/20230515-die-wirtschaftliche-lage-in-deutschland-im-mai-2023.html
Und dazu erklärt der Minister:
„»Das, was ich im Moment mache. ist das Beste. was ich in meinem bisherigen politischen Leben gemacht habe. Es bedeutet mir richtig viel, und ich bin stolz darauf.“