Sie oder Er? Frankreich steht vor der Stichwahl
Der amtierende französische Präsident, Emmanuel Macron, tritt in der Stichwahl am Sonntag gegen seine Konkurrentin Marine Le Pen an. Eine Gegenüberstellung.
Le Pen, die Herausforderin:
So nah wie jetzt war sie der Macht noch nie. Zum dritten Mal tritt die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen bei Präsidentschaftswahlen an. „Präsidentin Marine“ stand auf den Champagnerflaschen, die es bei der Wahlparty nach der ersten Runde gab. Sollte sie aber erneut scheitern, will Le Pen das Ziel, erste rechtsextreme Präsidentin zu werden, aufgeben.
Mit Politik ist die dritte Tochter von Jean-Marie Le Pen, dem Mitbegründer des rechtsextremen Front National, aufgewachsen. Acht Jahre war sie alt, als ein Bombenanschlag auf die Wohnung der Familie verübt wurde. Verletzt wurde niemand, ein Trauma blieb. „Noch im Puppenspielalter werde ich mir einer fürchterlichen Sache bewusst: Wir sind nicht wie die anderen“, schrieb Le Pen später in ihrer Biografie. Das könnte ein Motor für ihre Angriffslust gewesen sein. Nach dem Jurastudium wurde sie Anwältin, bis sie als juristische Direktorin in das „Familienunternehmen“ Front National eintrat, wie ihre beiden älteren Schwestern. Als sie die Partei 2011 schließlich übernahm, „entteufelte“ sie diese nach und nach und öffnete sie neuen Wählerschichten, indem sie offen rassistische oder antisemitische Parolen verbot. Zugleich nahm sie Abstand von ihrem Vater, der mehrmals verurteilt wurde – unter anderem wegen Verharmlosung des Holocaust.
2018 benannte sie die Partei um in „Rassemblement National“ – „nationaler Zusammenschluss“. Nach wie vor stützt sich das Programm aber auf den Ausschluss von Ausländern und eine „France First“-Strategie, die mit den Werten der EU nicht vereinbar ist. Ihr Privatleben schützt Marine Le Pen, Mutter von drei Kindern und zweimal geschieden, strikt. In den sozialen Medien pflegt sie aber ihr Image als Katzenliebhaberin. So erscheint sie vielen nicht mehr als beinharte und autoritär auftretende Politikerin. Ihr Programm sagt freilich das Gegenteil.
Macron, der Amtsinhaber:
Letztlich konnte er es sich doch nicht verkneifen. Er solle die Gegnerin keinesfalls von oben herab behandeln, warnten viele Emmanuel Macronvor vor der Fernsehdebatte mit Marine Le Pen. Denn sein Image eines neunmalklugen Klassenstrebers ist die große Schwachstelle des französischen Präsidenten. Dann aber drückte Macron alleine mit seiner Körperhaltung seine Verachtung aus.
"Hören Sie doch auf, alles durcheinanderzubringen“, rief er. „Die Nummer kenne ich“ – damit spielte er auf das Duell vor fünf Jahren an, bei dem er seine Rivalin in Grund und Boden argumentiert hatte. Es war der Macron, den viele bewundern: smart, wortgewandt. Und zugleich jener Macron, den andere hassen: überheblich, weit entfernt vom Volk. Der Nordfranzose, Liebhaber von Literatur und Philosophie, absolvierte zwei Elitehochschulen, bevor er Karriere im Finanzministerium und bei der Privatbank Rothschild machte und dann in die Politik ging. Mit 39 Jahren war er der jüngste Präsident der Fünften Republik. Dass ihm seine Frau Brigitte dabei eine unverzichtbare Stütze war, betont er oft. Noch als Jugendlicher hatte er seine damalige Lehrerin, Mutter dreier Kinder in seinem Alter, im Schultheater kennengelernt und erobert.
Sein Amt packte er mit sagenhaftem Ehrgeiz an. Vor allem ging es Macron darum, die Wirtschaft in Schwung zu bekommen. Das gelang ihm. Der Preis aber war hoch: Bei vielen entstand das Bild eines neoliberalen Präsidenten, der den Sozialstaat aushöhle. Einerseits ist Macron kontaktfreudig, geht offen auf andere zu. Andererseits stieß er viele vor den Kopf. Mal nannte er die Franzosen „störrische Gallier“, mal bezeichnete er die Nato als „hirntot“. Macron entschied oft alleine. Diese totale Personalisierung der Politik erklärt, warum er bisweilen so geliebt oder auch so gehasst wird.
Die Diskussion ist geschlossen.
Beklagenswert, dass Macron die übergroßen Ungerechtigkeiten beim Einkommen und Vermögen wie auch den sozialen Chancen in Frankreich nicht verkleinert. Er steht so für die Fehlentwicklungen vieler konservativer Parteien.
Doch die Alternative ist viel schlimmer. Eine rassistische Politikerin, die sich mit dem faschistischen russischen Präsidenten verbündet hat. https://cdn.prod.www.spiegel.de/images/be0e77fe-1ee6-456d-b50e-6574a1ed662d_w948_r1.778_fpx46.55_fpy49.99.webp
Raimund Kamm
Nun wenn Le Pen Gewinnt hört der Europa Wahnsinn endlich auf!
Ich hoffe für Fr. Le Pen. So wie jetzt kann es nicht weiter gehen.
Pest oder Cholera? Wer von beiden ist schlimmer und würde uns mehr schaden? Wollen wir mal hoffen, von Deutschland nachteilig eingestellten Politikern verschont zu bleiben.