In Butscha spendet eine prachtvoller Tannenbaum Hoffnung
Der Bürgermeister von Butscha hat seine Bürger gefragt, ob sie sich einen Weihnachtsbaum wünschten. Die Mehrheit stimmte für ja – auch aus Sorge um die Kinder.
Ein Weihnachtsbaum am Schauplatz eines Massakers: Ist das geschmacklos, verachtend den Opfern gegenüber? Oder ist es ein Stückchen Normalität inmitten des Ausnahmezustands, das Hoffnung gibt? Anatolij Fedoruk wollte diese Frage nicht allein beantworten, also stellte er sie bei Facebook. Fedoruk ist Bürgermeister von Butscha. Nach dem Abzug der russischen Truppen im April waren in der 36.000-Einwohner Stadt bei Kiew Hunderte Tote entdeckt worden. Frauen, Männer, auch Kinder, hingerichtet. Die Welt war entsetzt und Butscha wurde zum Synonym für die Menschenverachtung des russischen Angriffskriegs. Soll man nun ausgerechnet hier einen Baum aufstellen, der ja keinen andern Zweck hat, als hübsch auszusehen?
Eine klare Mehrheit wünschte sich den Tannenbaum
Das Ergebnis von Fedoruks Umfrage: Ja, man soll. Am Ende sprach sich eine klare Mehrheit für den Baum aus und so ziert nun eine hohe Tanne den zentralen Platz der Stadt, beschützt von trompetenden Engeln, dekoriert mit dem Schmuck aus dem Vorjahr. Bei vielen sei der Wunsch ausschlaggebend gewesen, den Kindern trotz allem ein bisschen Feststimmung bieten zu können, erzählte eine Angestellte der Stadtverwaltung dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Da in der Ukraine traditionell Neujahr das wichtigste Fest des Jahres ist, spricht man dort übrigens von Neujahrstanne, nicht von Weihnachtsbaum. Die Tanne bietet nicht nur seelische Zuflucht: Daneben sind dem Bericht zufolge Zelte aufgebaut, in denen es Strom gibt und Internet, in denen sich Menschen treffen, um ihre Handys zu laden, sich aufzuwärmen und auszutauschen. Und sich vielleicht gegenseitig ein bisschen Trost und Hoffnung zu spenden.
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