Deutschland will mit Geld und Verbündeten das Klima-Ziel einhalten
Kanzler Scholz wirbt auf der Klimakonferenz in Ägypten für die weltweite Minderung des Schadstoffausstoßes. Deutschland glaubt, dass das 1,5-Grad-Ziel damit noch zu erreichen ist.
Kurz vor der Landung in Scharm el Scheich lässt sich das Problem beim Blick aus dem Regierungsflieger ganz gut betrachten. Ägypten ist vom Klimawandel schwer gezeichnet, das Nildelta etwa gehört zu den drei vom Meeresspiegelanstieg am stärksten betroffenen Regionen weltweit. Was einst der Brotkorb des Landes war und eine ganze Region mit Reis, Gemüse, Obst und Getreide versorgte, wird zusehends zur Salzwüste. Das salzige Meerwasser drückt immer weiter ins Landesinnere, ein Effekt übrigens, der an deutschen Küsten auch schon beobachtet wird. Um diese Entwicklung mindestens zu verlangsamen, sie idealerweise aufzuhalten, ist Kanzler Olaf Scholz angereist. Die 27. UN-Klimakonferenz COP findet hier statt und die Deutschen wollen sich ins Zeug legen, um zu retten, was zu retten ist.
Erderwärmung: Olaf Scholz will einen Klimaclub gründen
Der Touristenort Scharm el Scheich liegt ein gutes Stück weiter südlich vom Nildelta entfernt auf der Sinai-Halbinsel am Roten Meer. Allerorten kämpfen Klimaanlagen gegen die 26 Grad Lufttemperatur an. Palmen sollen Schatten spenden, eigentlich wächst hier nur Gestrüpp, der Bedarf an Energie und Wasser ist gigantisch. Scholz plant, mit willigen Staaten einen Klimaclub zu gründen, doch wie ankommen gegen eine Urlaubsindustrie, die unter Club was ganz anderes als Klimaschutz versteht.
Der SPD-Politiker hat eine klare Marschrichtung. Er will unter den rund 200 COP27-Staaten den Druck zur Emissionsminderung aufrechterhalten. Berlin glaubt noch fest daran, dass dadurch das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen ist, also die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit (1850 bis 1900) eingedämmt werden kann. Viel Zeit ist nicht mehr, weltweit liegt die Erhitzung schon bei etwa 1,2 Grad. Gleichwohl gibt es Staaten, die nur langsam vorankommen. „Aus unserer Sicht ist es aber, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, weiterhin erforderlich, am Tempo festzuhalten und weiter mutig und ambitioniert voranzuschreiten“, sagt ein ranghoher deutscher Diplomat.
Scholz bekräftigt nach seiner Landung die Dringlichkeit. „Jedes zehntel Grad Erderwärmung weniger bedeutet zugleich weniger Dürren und Überschwemmungen, weniger Ressourcenkonflikte, weniger Hunger und Missernten – und damit mehr Sicherheit und Wohlstand für alle“, sagt der Kanzler am Abend beim World Leaders Summit. Ein „robustes Arbeitsprogramm zur Emissionsminderung“ soll am Ende dieser COP27 stehen. Es wird konkrete Minderungsschritte enthalten und „die bislang klaffende Umsetzungslücke“ schließen, hofft Scholz.
Deutschland will viel Geld in die Klimafinanzierung stecken
Geschlossen werden soll diese Lücke mit Geld. Sehr viel Geld. Etwa 5,3 Milliarden Euro hat Deutschland bereits in die internationale Klimafinanzierung gepumpt. Rund die Hälfte davon half Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel. „Auch in Zukunft streben wir ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Finanzierung von Emissionsminderung und Klimaanpassung an“, erklärt der Kanzler und verspricht noch, dass Deutschland bis zum Jahr 2025 seinen Beitrag für die internationale Klimafinanzierung – inklusive eines Beitrags zur Biodiversität – „auf sechs Milliarden Euro jährlich ausbauen“ wird. Geld, das auch als Hebel für private Investitionen dient.
„Losses and damages“ ist auf dieser COP27 ein wichtiges Thema. Viele Staaten, die afrikanischen beispielsweise, werfen den Industriestaaten vor, dass sie nur auf Kosten eines hohen Schadstoffausstoßes reich wurden – und die armen Länder jetzt die Folgen ausbaden müssen. Scholz sagt zu, „die vom Klimawandel am schwersten betroffenen Länder gezielt im Umgang mit Verlusten und Schäden“ zu unterstützen. Ein „Globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken“ soll aufgespannt werden, Deutschland stellt dafür weitere 170 Millionen Euro zur Verfügung.
Was noch fehlt ist die Einsicht, dass der Kampf gegen den Klimawandel einen Wandel im Denken voraussetzt. Ägypten ist auch da ein Beispiel. Präsident Abdel Fattah al-Sisi lässt auf der Nilinsel Warraq ein riesiges Stadtquartier nach dem Vorbild Manhattans bauen. Das mag gut fürs Selbstwertgefühl sein, ist in der Bilanz aber schlecht fürs Klima.
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Aha, der ,,macher'' macht wieder entspannt mit Deutschen Milliarden :-)