
Warum Geldabheben im Ausland ab 1. Juli teurer werden kann

Ab Juli 2023 besitzen neue Girocards ("EC-Karten") das Maestro-Zeichen nicht mehr. Dann kann man damit im Ausland nicht mehr bezahlen oder Bargeld abheben.
30 Jahre lang war sie ein treuer Reisebegleiter: die Girocard (früher EC-Karte) mit Maestro-Funktion. Das Logo mit dem roten und blauen Kreis sorgte dafür, dass die eigentlich sehr deutsche Karte international über das Mastercard-System abgerechnet werden konnte. Damit wird bei allen neuen Karten ab Juli dieses Jahres Schluss sein. Das bedeutet: Außerhalb Deutschlands wird man mit der Girocard nicht mehr viel anstellen können: kein Zahlen im Restaurant oder beim Shoppen und vor allem auch kein Geldabheben. Was tun?
Für viele ändert sich erst mal nichts. Denn bereits ausgegebene Karten mit Maestro-Funktion sind noch bis zu ihrem Laufzeitende gültig. Und das mit Maestro konkurrierende System V-Pay von Visa soll vorerst bestehen bleiben. Wer aber eine neue Karte braucht und bisher Maestro hatte, muss sich nach Alternativen umsehen, um im Ausland flüssig zu bleiben. Reisende mit Kreditkarte sind fein raus. Die gängigen Mastercard- und Visakarten sind gern etwas teurer, aber international anerkannt.
Maestro-Funktion fällt weg: Viele Banken empfehlen Debitkarten zum Reisen
Die heimischen Banken, die die Girocard ausgeben, müssen sich dagegen etwas Neues einfallen lassen. Vor allem Direktbanken empfehlen ihren Kunden Debit- statt Kreditkarten und bieten oft gar keine Girocards mehr an. Das Argument: Die neuen Karten vereinen angeblich die Vorteile beider Systeme. Angepriesen werden die weltweite Akzeptanz, die Möglichkeit online zu zahlen und die Kontrolle über die Ausgaben, weil der Umsatz anders als bei der klassischen Kreditkarte sofort vom Girokonto abgebucht wird. Debitkarten sollen nach dem Willen großer Teile der Bankbranche die gute alte Girocard ablösen.
Mit der Akzeptanz der neuen Karten ist es allerdings nicht so weit her, wie die Banken versprechen. Im Netz und bei den Verbraucherschützern mehren sich die Beschwerden von Reisenden. Richtig kitzlig wird die Sache im Ausland: Bei der Stiftung Warentest hagelte es nach einem positiven Debitkartenbericht Beschwerden. Ein Urlauber hatte in den USA einen Mietwagen gebucht und bereits vollständig bezahlt. Trotzdem erhielt er am Flughafen das gemietete Auto nicht – die Debitkarte wurde nicht als Kaution akzeptiert. Erst ausführliches Telefonieren mit der Autovermieter-Hotline brachte die Lösung: eine sündhaft teure Zusatzversicherung.
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Ende der EC-Karte: Bei den Verbraucherschützern mehren sich die Beschwerden
Auch andere Reisende beschwerten sich über mangelnde Akzeptanz im Ausland: Mal wurde die Debitcard nicht am Bargeldautomaten akzeptiert, dann wieder nicht im Hotel, und schon an der ersten Tankstelle in Österreich war der neue Kartentyp am Ende. Noch einen weiteren Nachteil von Debitkarten gibt es: Hotels sichern sich während des Aufenthalts gern eine Kaution gegen Schäden am Zimmer oder unbezahlte Rechnungen. Dazu blockieren sie den – oft recht ansehnlichen – Kautionsbetrag auf dem zur Debitcard gehörigen Girokonto. Und das kann dann je nach Kontostand durchaus dazu führen, dass daheim die monatliche Mietzahlung oder andere Daueraufträge nicht ausgeführt werden. Die Stiftung Warentest hat daraufhin ihre ursprünglich positive Einschätzung der Debitcards revidiert. Ihr aktuelles Fazit: "Debitkarten sind weder für die Girocard noch für eine echte Kreditkarte ein vollwertiger Ersatz. Es ist sicherer, eine zweite Karte dabei zu haben – oder genügend Bargeld."
Aufpassen beim Geldabheben mit der Debitcard außerhalb Europa
Beim Geldabheben per Debitcard scheint es auch Kostenprobleme zu geben: Laut Verbraucherzentrale Hamburg bewirbt die DKB ihre Visa-Debitkarte damit, dass man "weltweit fast überall kostenlos Geld am Automaten" abheben kann. Der Begriff "kostenlos" bezieht sich dabei aber wohl nur auf die Gebühren der DKB-Bank.
Dabei gibt es ohnehin genug Kosten beim Geldabheben: Vor allem außerhalb der Eurozone ist Vorsicht geboten.
- Falle Nummer eins ist, dass der Bargeldautomat oder der Kartenleser im Ladengeschäft anbietet, die polnischen Zloty, Schweizer Franken oder türkischen Lira sofort in Euro umzurechnen – zu unterirdischen Kursen. Die Lockbegriffe am Display heißen "sofortige Umrechnung" und "garantierter Wechselkurs". Wer darauf eingeht, der zahlt eigentlich immer drauf.
- Falle Nummer zwei folgt, wenn die ausländische Bank bzw. der Automatenbetreiber sich das Geld von der Bank des Kunden holt. Da verlangen viele ausländische Banken happige Geldautomaten- und Zahlungsgebühren bis zu acht Euro pro Zahlungsvorgang.
- Falle Nummer drei stellt dann die heimische Bank auf. Für den Auslandseinsatz verlangt fast immer auch der heimische Kartenherausgeber noch mal eine Provision von ein bis zwei Prozent. Einzig die DKB-Kreditkarte (nicht: die Debitcard) ermöglicht laut Finanztest weiter kostenfreies Geldabheben und Bezahlen im Ausland.
Was kann man tun? Die Tester empfehlen, die Gebühren der Geldautomaten zu vergleichen und in jedem Fall die Umrechnung in Euro zu verweigern, wo immer das möglich ist. Oft hilft dabei aber nur, den Geldautomaten oder den Laden zu wechseln. Die meisten Urlauber bekommen von den Wechselkurs- und Gebührentricksereien aber nichts mit. Wer hat schon Summe und genauen Kurs in Erinnerung, wenn er Wochen später daheim auf dem Kontoauszug nur noch einen Euro-Betrag abgebucht sieht?
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Weg mit den Girocards. Es gibt genügend anerkannte Kreditkarten, die keine Jahresgebühr kosten und mit denen man auch im Ausland umsonst abheben kann.