Allein zu Fuß über die Alpen
Traumpfad führt Stefan Mayr in 330 Kilometern von Lenggries nach Belluno
Schwabmühlhausen Wie kombiniert man Abenteuerlust und sportlichen Ehrgeiz mit wenig Aufwand zu einem maximalen Ergebnis? Stefan Mayr hat für sich eine Antwort auf diese Frage gefunden und ist diesen Sommer den sogenannten Traumpfad von Helmut Graßler gelaufen. Das Original startete im Jahr 1977 von München nach Venedig. Mayr hat sich die flachen Strecken gespart und ist nur den Abschnitt über die Alpen gelaufen, von Lenggries nach Belluno.
330 Kilometer und 22000 Höhenmeter in 14 Tagen – das sind beinahe 24 Kilometer über 1570 Höhenmeter pro Tag. „Ich war jeden Tag acht bis zehn Stunden unterwegs“, bestätigt der 26-Jährige aus Schwabmühlhausen. Der gelernte Elektrotechniker sitzt beruflich am Schreibtisch, bewegt sich dafür aber in seiner Freizeit umso lieber. Muskelkater habe er unterwegs keinen gehabt, sagt er, aber nach der Tour hätten sich die Beine ziemlich schwer angefühlt.
Sein Rucksack hat rund zehn Kilogramm gewogen, als Mayr Ende Juli aufbrach: Schlafsack, Isomatte, Klettersteigset, Trinkwasser, Taschenmesser, Landkarten, Wanderstöcke und Kleidung. „Bergauf und bergab spürt man jedes Gramm, der Rucksack wird immer schwerer“, weiß er und würde beim nächsten Mal sogar den Schlafsack zu Hause lassen: „Auf der Strecke gibt es genügend Hütten, sodass man nicht draußen schlafen muss.“
Alpine Erfahrung ist auf der Stecke jedoch durchaus ratsam, denn der Weg führt auf knapp 3000 Meter hinauf. „Man kommt in Höhenlagen in denen auch im Sommer ein halber Meter Schnee liegen kann“, berichtet Stefan Mayr. Darüber hinaus sollte man Erfahrung mitbringen was das Wetter angeht, meint er: „Ich habe auch darüber gelesen, aber letztlich ist die Praxis wertvoller als die Theorie.“
Die Schuhe mussten danach neu besohlt werden
Und dann ist auch noch die Qualität der Ausrüstung entscheidend. Neu war auf dieser Tour eigentlich nur die Stirnlampe. Alle anderen Gegenstände hatten sich bereits auf anderen, kürzeren Wanderungen bewährt. Auch die Schuhe, die nach der Alpenüberquerung sogar neu besohlt werden mussten.
Die Einsamkeit bereitete Stefan Mayr keine Probleme. Im Gegenteil: Auf dem Weg habe er immer wieder Gleichgesinnte getroffen und abends in den Hütten gebe es auch genug Gesprächspartner. Dennoch glaubt Stefan Mayr, dass er einiges über sich gelernt hat: „Man kann sich nach so einer Tour einfach besser selbst einschätzen. Außerdem geht einem in zwei Wochen vieles durch den Kopf.“ Zum Beispiel die Möglichkeit, so etwas noch einmal zu machen. Vielleicht sogar noch ein bisschen länger, weiter und höher.
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