Stich für Stich entsteht eine Blumenwiese
Edeltraud Schwandner beschäftigt sich seit 65 Jahren mit feinster Handarbeit.
Einen der frühesten Nachweise für ihre Begabung für Handarbeiten hat Edeltraud Schwandner noch in der Schublade liegen: „Es ist ein Paar Strümpfe, welches ich 1952 im Schulunterricht gestrickt habe“, erzählt sie. „Damals strickten wir noch Baumwollsöckchen mit Zähnchenrand und Lochmuster.“ Diese besonderen Stücke hat sie gut aufgehoben. Seither lässt sie ihre Begeisterung für Handarbeiten nicht los.
Von 1957 bis 1959 studierte Edeltraud Schwandner Lehramt in Esslingen, gab dann in der achtklassigen Volksschule jedes Fach. Später arbeitete sie als Handarbeits- und Werklehrerin. „Auch Buben lernten in der Grundschule bei mir sticken“, erinnert sie sich und verrät: „Die Meisten waren mit großer Begeisterung dabei.“
Seit über zehn Jahren wohnt die Seniorin nun in Bobingen, ist zur Familie und den Enkeln gezogen und nimmt seit etlicher Zeit auch regelmäßig donnerstagvormittags an einem kleinen Handarbeitskreis teil. „Bei den anderen Damen habe ich mich sofort wohlgefühlt“, sagt Edeltraud Schwandner. Im Handarbeitskreis strickt und häkelt sie gerne.
Tausende von einzelnen Stichen
Schals und Loops entstehen im Salomonknoten, den sie dort erst gelernt hat. Anerkennung erhält sie von ihren Handarbeitskolleginnen aber vor allem für ihre filigranen und unwahrscheinlich detailreichen Stickbilder. Auf diesen bildet sie Blumenwiesen ebenso ab wie geometrische, zuweilen fast schon orientalisch anmutende Muster.
Unzählige Stunden, oft wochen- und monatelang sitzt Edeltraud Schwandner gerade an den Blumenbildern, die auch botanisches Interesse erkennen lassen. Roter Mohn, Lichtnelken, Hahnenfuß, Odermennig, Scabiosen, Glockenblumen und zwischendrin ein kleines Marienkäferchen oder eine winzige Schnecke – es sind wohl Tausende von einzelnen Stichen, die Schwandner zierlich gesetzt hat, bevor die Blumenwiese auf dem Stoff zum Leben erweckt wird.
Sie stickt ohne Vorlage, einzige Hilfe ist ein altes, botanisches Nachschlagewerk, in dem sie Blatt- und Blütenform überprüft und auch einmal nachsieht, wenn ihr eine gefundene Pflanze vom Namen her nicht geläufig ist. „Angefangen habe ich erst mit Fantasieblumen“, erinnert sich Edeltraud Schwandner. „Dann habe ich mir gedacht, warum nicht die Blumen sticken, die ich tatsächlich kenne und auf der Wiese sehe?“ Mit nur einem Faden des handelsüblichen, sechsfädigen Stickgarns entstehen nun Blüten, Stängel und Blätter bekannter Wiesenblumen. Fein und zierlich entsteht Stich an Stich ein beeindruckendes Bild, eine ganze Blumenlandschaft.
Wünsche zum ersten Schultag auf Stoff
Auch bunte Blüten im Kränzchen oder geometrische Muster stickt Edeltraud Schwandner gerne. Gerade arbeitet sie an einem bunten Bild für ihre Tochter, selbstverständlich in deren Lieblingsfarben. „Da mache ich dann außen noch einen Hohlsaum darum, dann kann das Bild im Rahmen schön aufgehängt werden“, erzählt sie. Für ihre Enkelkinder stickte sie schon Taufsprüche und Wünsche zum ersten Schultag auf Stoff – eine bleibende Erinnerung und eine, die mit viel Liebe hergestellt wurde.
Doch nicht nur Stoff, sondern auch Papier wird von Edeltraud Schwandner ab und an bestickt. „Da mache ich dann gerne Weihnachtskarten“, sagt sie und zeigt einen silbernen Stern auf blauem Grund. Rund eine Stunde braucht sie für so eine Karte.
„Sticken ist eine rechte Fitzelarbeit, aber ich mache das gerne“, meint Schwandner. „So habe ich immer etwas zu tun.“ Leider sei diese Handarbeit gerade gar nicht mehr in Mode. So sei es oft schwer, den passenden Stoff und gutes Garn im richtigen Farbton zu bekommen. Hat sie alles, dann entstehen aber die unglaublichsten Arbeiten. Mit Geduld, Liebe und großem Geschick.
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