Ein Abt, der die Spatzen pfeifen lässt
Klosterbruder besucht Realschüler in Schwabmünchen. Er spricht über Frauen, frühes Aufstehen und ausgebüxte Schlangen.
Schwabmünchen Um kurz vor neun Uhr morgens schlendert ein Mann in schwarzer Kutte über den Hof der Leonhard-Wagner-Realschule in Schwabmünchen. Vor seinem Bauch pendelt ein großes, silbernes Kreuz. Er steuert auf den Eingang zu, grinst schon von Weitem und stellt sich vor dem Haus einer Handvoll Schüler und Lehrer vor, die auf ihn warten. Der Mann, der an diesem Morgen Gast in zwei Schulklassen ist, hat einen langen Namen: Abt Johannes Don Bosco Schaber. Er sagt nur: Johannes.
Abt Johannes Schaber – fülliger Körperbau, Glatze, spitzbübisches Lachen – ist seit dem vergangenen Jahr Chef im Benediktinerkloster in Ottobeuren. Seine 18 Brüder, mit denen er dort lebt, arbeitet und betet haben ihn zum Abt gewählt. Doch etwa hundert Schüler in Schwabmünchen wollen es genauer wissen. Erst löchern die Fünftklässler den Besucher, dann stellen die Klassen 9a und 9b ihre Fragen, die sie sich vorher auf ihre Karteikarten geschrieben haben – insgesamt eineinhalb Stunden lang: Warum haben Sie keine Frau? Wann müssen Sie morgens aufstehen? Wird im Kloster auch mal gelacht?
Der Abt beantwortet jede Frage geduldig, lacht viel, macht Scherze. „Hier“, sagt er und zeigt auf sein silbernes Kreuz am Band, „ich bin der Chef im Kloster“. Doch auch er müsse um fünf Uhr zum morgendlichen Gebet aufstehen. „Das Aufstehen ist aber nicht das Problem, sondern das ins Bett kommen“, sagt er. Ihm ginge es manchmal wie kleinen Kindern, die noch nicht in das Bett wollen.
Schon mit neun Jahren als Berufswunsch Pfarrer
Selber darf der Abt keine Kinder haben – und auch keine Frau. Das verbietet ihm das Zölibat. „Man kann in einer Partnerschaft oder Familie leben. Aber nur ganz wenige leben in einer Gemeinschaft“, sagt der Abt, der dieses Leben schon seit 27 Jahren lebt. Bereits bei seiner eigenen Kommunion wusste er, dass er einmal Pfarrer werden würde – damals war er neun Jahre alt. Zehn Jahre später war es so weit, er ging als Pfarrer in das Kloster Ottobeuren. Das sei dem gebürtigen Heilbronner bei einem Familienurlaub aufgefallen und habe ihn „magisch angezogen“.
Seine Verwandtschaft sagte damals: „Der rennt ins Verderben.“ Im Kloster dürfe er keine Frau haben und müsse gehorchen. Inzwischen sei seine Familie glücklich mit der Entscheidung. „Und jetzt wo ich Abt bin, müssen die anderen mir folgen“, sagt der Abt und lacht. Dabei könne es auch mal Ärger und Aufregung geben, wie in jeder Gemeinschaft. Einem Bruder sei zum Beispiel einmal seine Schlange aus dem Terrarium ausgebüxt. Ansonsten werde im Kloster auch gelacht.
Und auch sonst lässt der Abt gerne „die Spatzen pfeifen“, wie es sein Namensvetter Don Bosco, ein italienischer Priester, in einem Zitat beschreibt. Er unternimmt dann eine Radtour, hört Musik oder spielt Trompete. Sein größtes Hobby ist aber sein Job. „Es gibt nichts Besseres“, sagt er.
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