Herbergssuche handgemacht
Die Krippen von Karl Keppeler sind filigran, detailgetreu, wertvoll und unverkäuflich.
Alles ist perfekt. Es fehlt nichts. Sogar die Reservedachplatten liegen eingestaubt ganz oben auf dem Heuboden. Die handgefertigten Krippen von Karl Keppeler aus Schwabmünchen sind ein Kleinod der Extraklasse. Unglaublich filigran, aus der eigenen Gedankenwelt bis ins kleinste Detail realitätsgetreu hergestellt: Seine Arbeit ist von unschätzbarem Wert, natürlich nur ideell, weil unverkäuflich.
„Das ist mein erstklassiges Reha-Center“, sagt Karl Keppeler und zeigt stolz seine akribisch aufgeräumte Werkstatt im Keller seines Hauses. Dort vergräbt er sich Stunden, Tage, Wochen, Monate. „Hier vergesse ich meine Krankheit und die Welt darum herum.“ Seine Frau Luise stört ihn bei seiner kunstvollen Arbeit nur ungern: „Aber ab und zu muss er ja auch mal was essen“, erzählt sie, die er als seine wichtigste Beraterin bezeichnet: „Wenn ihr etwas nicht gefällt, wird es einfach weggeworfen und neu gemacht.“ Doch das kommt sehr selten vor, denn Keppelers fachmännische Arbeit ist derart erstklassig, dass es höchstens in Geschmacksfragen mal was auszusetzen gibt.
Trotz seiner 83 Jahre, der gelernte Werkzeugmacher und ehemalige Uhrmachermeister hat sich das Können und die Liebe zum Detail, zur Fertigung von kompliziertesten Kleinstteilen bis heute ebenso erhalten wie eine absolut ruhige Hand und ein unglaublich scharfes Auge. Eine auf Fingergröße geschrumpfte Leiter, eine auf Fingernagelgröße verkleinerte Stalllampe, eine auf Armbanduhrengröße reduzierte Schleifmaschine, der Fensterladen, die Stalltüre, alles wäre, in Normalgröße übertragen, voll funktionsfähig und optisch vom in der Realität verwendbaren Gegenstand kaum zu unterscheiden. „Mich macht es schon nervös, wenn ich ihm nur zuschaue, mit welcher Ruhe er arbeitet“, meint Luise Keppeler.
Am liebsten arbeitet Keppeler mit Holz und Silber: „Das lässt sich so gut verarbeiten und auf alt trimmen.“ Die besten Ideen zu seinen Krippen kommen ihm abends oder morgens im Bett, oder wenn er seine Heimatzeitung anschaut: „Zum Beispiel gefiel mir das Bild der Kirche aus meiner Heimat Langenneufnach so gut, dass ich es auschnitt und verwendete. Und einmal war eine Wolkenformation so schön, dass sie der Hintergrund für meine neuesten Werke ist.“
„Herbergsuche“ heißen die beiden identischen Krippen, in die er ein halbes Jahr Arbeit investiert hat und mit denen er sogar Hebauf feierte. Bezahlbar wäre seine Einsatz nicht: „So etwas macht man nur für seine Kinder“, sagt der rüstige Senior, der alles an seinen Krippen selbst herstellt, nur die Figuren nicht. „Aber vielleicht mache ich sogar noch einen Schnitzkurs.“
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