Ein Blick auf die Luftwaffe von morgen
Luftwaffen-Planungschef spricht über neue Aufgaben, Strukturen und Sorgen um Weltraumschrott
Kleiner und schlagkräftiger werde die Luftwaffe von morgen sein, so erfuhren es die Gäste eines Vortrags der örtlichen Sektion der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik jetzt aus erster Hand. Brigadegeneral Jörg Lebert, seit kurzem Abteilungsleiter im Kommando Luftwaffe, sprach auf dem Fliegerhorst zum Thema „Unsere Luftwaffe – heute und morgen“. Zentralisierung und Flexibilisierung waren dabei seine wichtigsten Schlagworte. Aber auch die Namensänderung der Gesellschaft war kurz ein Thema.
Denn demnächst wird die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW) in ihrem Namen nur noch die Sicherheitspolitik führen. Das soll nichts an der Ausrichtung ändern, unterstrich Sektionsvorsitzender Walter Laudes. „Wir informieren über Politik – wir machen keine Politik.“
Die Namensänderung wurde von der Bundesversammlung gegen den Widerstand des örtlichen Ablegers durchgesetzt. „Wir beschäftigen uns auch weiterhin mit Fragen der Sicherheitspolitik. In unseren Aktivitäten und der Themenwahl sind wir vollkommen unabhängig“, so Laudes. Mit Luftwaffengeneral Jörg Lebert war ein Experte gekommen. Seit rund drei Monaten ist er in Berlin-Gatow Abteilungsleiter „Weiterentwicklung und Planung“ der Luftwaffe. Auf entspannte Art erklärte er, wie sich die Teilstreitkraft auf neue Ziele und Strukturen einstelle. Unter anderem wurde der Inspekteur Luftwaffe – als deren eigentlich höchste Autorität – aktuell in seinen Befugnissen beschnitten. Bisherige fachliche Entscheidungskompetenzen wurden ins Ministerium, somit auf die zivile und politische Ebene verlagert.
Zukünftig gebe es zwei Führungsebenen, wobei sich der Inspekteur Luftwaffe als erster Ansprechpartner des Ministeriums verstehe. Laut Lebert stellt sich die Luftwaffe darauf ein, künftig Bedürfnisse der anderen Teilstreitkräfte umfassender abzudecken.
Dies soll durch organisatorische und materielle Maßnahmen erreicht werden. Lebert verhehlte aber auch nicht, dass die Verlagerung von Aufgaben zwangsläufig zu Lücken geführt habe. So fehle beispielsweise bei einigen Waffensystemen die notwendige Mobilität, was sich wiederum auf den Schutz etwa des Heeres durch die Luftwaffe auswirke.
Der General erklärte, warum künftig die Überwachung des Weltraumes eine entscheidende Rolle spielen werde. Durch sogenannten „Killersatelliten“ seien sämtliche Internetaktivitäten leicht zu stören, was bis zu einer Lähmung der Weltwirtschaft führen könne.
Auch Weltraumschrott in bedenklichem Umfang mache Sorgen. Zusammen mit Amerikanern und Briten errichtet deshalb die Bundeswehr in Kalkar (Nordhein-Westfalen) ein Weltraumlagezentrum.
Zahlreiche andere Veränderungen, besonders im Bereich der laut Lebert stark bürokratisch geprägten Beschaffung, zielen bis weit in die Zukunft. Mit technischen Nachrüstungen werde die Luftverteidigung geplant erst 2019 zum gültigen Nato-Standard aufschließen.
Um den Lufttransport mit dem neuen Airbus A400M (für Military) auf das notwendige Niveau zu bringen und die über 40 Jahre alten Trans-all-Transporter auszumustern, erhalte die Luftwaffe nach jahrelanger Verzögerung – und nach anderen beteiligten Nationen – vermutlich Ende November 2014 die erste Maschine. Von den ursprünglich angepeilten 60 Maschinen müsse die Bundeswehr zwar aus Vertragsgründen noch 53 Stück abnehmen, so Lebert, dürfe aber wegen restriktiver Haushaltsbeschlüsse nur 40 einsetzen – für den Rest werden Abnehmer gesucht.
Grundsätzlich schwebe über vielen Vorhaben der Luftwaffe das Damoklesschwert des Haushaltes. So werde im Herbst über die Finanzierung des ministeriell bereits beschlossenen Luftfahrtzentrums der Bundeswehr verhandelt. Erfahrungsgemäß werden hier Planungen einschneidend verändert, da der Finanzminister die beantragten Mittel meist nicht vollständig absegne, führte Lebert aus. Als ein Beispiel führt der Brigadegeneral die jüngsten Spekulationen an, der Einzeletat Verteidigung könne wegen aktueller Zusatzaufgaben aufgestockt werden. Verteidigunsministerin Ursula von der Leyen definierte eine nicht erfolgte Kürzung kurzerhand als Erfolg. (mimä)
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