Motorrad-WM: Nach Ausstieg des Sponsors hängt Bradl in der Luft
Auf eine großartige Saison kann Stefan Bradl zurückblicken. Nach dem Ausstieg seines Hauptsponsors hängt der Motorrad-Renfahrer allerdings in der Luft. Von Milan Sako
Valencia. Die Spanier sind motorradverrückt. Wie sonst ist es zu erklären, dass mehr als 130 000 Fans zum letzten Saisonrennen an die Strecke in Valencia donnern, obwohl alle Titelentscheidungen bereits gefallen sind? In der Klasse bis 125 ccm stand der Franzose Mike di Meglio als Sieger fest, bei den 250ern der Italiener Marco Simoncelli und sein Landsmann Valentino Rossi kann sich nach seinem Triumph in der MotoGP die achte WM-Trophäe in den Schrank stellen. Aber die Fans wollen noch einmal ihre Stars auf der Asphaltpiste sehen.
Das Ende einer "großartigen Saison"
Zu den großen Gewinnern dieser Saison darf sich auch Stefan Bradl zählen, obwohl der 19-jährige Pilot in der dritten Runde in hohem Bogen von seiner Aprilia flog, der zweite Ausfall in Folge. "Ich habe zu früh Gas gegeben. Es war ein Fahrfehler von mir", gestand Bradl ein, der sich Prellungen und Verstauchungen zuzog. Eine Verletzung an der linken Wade aus dem Freitagtraining hat den Starter des MC Augsburg behindert.
"Aber alles in allem hat er eine großartige Saison gehabt. Mit zwei Siegen und insgesamt sechs Podestplätzen können wir zufrieden sein", zieht Vater Helmut Bradl Bilanz. Am Ende landet der Sohn des ehemaligen Vizeweltmeisters in der Gesamtwertung auf dem vierten Rang. Sandro Cortese aus Berkheim bei Memmingen beendet die WM auf Platz acht und fuhr in Valencia auf Position fünf.
Weit sind die beiden deutschen Piloten nicht auseinander. Dennoch sieht Ex-Weltmeister Dirk Raudies Vorteile für den jungen Mann aus Zahling im Landkreis Aichach-Friedberg. "Sandro und Stefan sind auf einem guten Weg. Aber wenn es um die Zweikampfstärke geht, dann hat Bradl ein klares Plus. Er ist ehrgeiziger", sagt der 44-Jährige aus Biberach.
Was die kommende Rennsaison betrifft, hat allerdings Cortese im Moment die Nase vorn. Er weiß, wo er fährt. Der Deutsche mit italienischen Wurzeln übernimmt den Platz von Weltmeister di Meglio im Team von Aki Ajo.
"Wir hängen nach der völlig überraschenden Absage unseres Hauptsponsors Grizzly Gas ein wenig in der Luft", beschreibt dagegen Vater und Manager Helmut Bradl die Situation. Zuerst wollte der Sohn unbedingt in die Klasse bis 250 ccm wechseln. Dann sprach sein österreichischer Geldgeber ein Machtwort und pochte auf einen Verbleib bei den 125ern, um schließlich vor dem Saisonfinale in Valencia Adieu zu sagen. "Es gab Kommunikationsprobleme", umschreibt der Fahrer das Zerwürfnis.
Um die Zukunft muss sich die große deutsche Motorrad-Hoffnung aber keine Sorgen machen. "Ich fahre nächstes Jahr in der Weltmeisterschaft für das Kiefer-Team", sagt der Pilot. Nur die Klasse und der Werbepartner stehen noch nicht fest.
Die Chancen stehen gut, dass der Zahlinger doch zu den 250ern aufsteigt und auf einer Honda mit Red Bull als Sponsor startet. "Das wäre die optimale Lösung", sagt sein Vater, der sich einen Verbleib in der kleinsten Kategorie ebenfalls hätte vorstellen können. "Aber der Bub will mit aller Macht nach oben. Das kann ich verstehen", sagt der ehemalige Vizeweltmeister. Auch wenn die Saison in der Viertelliterklasse rund zwei Millionen Euro gegenüber 1,2 Millionen in der kleinsten Kategorie kostet.
Stefan Bradl will irgendwann zu den Stars der PS-Szene wie Valentino Rossi, Dani Pedrosa oder Casey Stoner zählen, denen die Fans gestern frenetisch zujubelten, als hätten sie gerade die Weltmeisterschaft gewonnen. Dabei gab es im Circuit Ricardo Tormo von Valencia vor prall gefüllten Tribünen lediglich das Schaulaufen der Sieger.
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