
Warum alle Australier jetzt zu Alexander Zverev halten müssen


Alexander Zverev hat ein gewagtes Versprechen gegeben und sich mühsam in die Australian Open hineingekämpft. Jetzt steht er im Halbfinale.
Sage keiner, ein Tennisschläger habe keine Seele. Mag ihn einer auch noch so ballprügelnd schwingen, sind es doch zarte Pflänzchen, die erst in einer feinen Hand ihr edles Gemüt offenbaren. Und wer es besonders gut mit ihnen meint, spricht mit ihnen in ganzen Sätzen oder liest ihnen abends aus dem Leben von Jimmy Connors vor. Der Schläger dankt es dem Spieler mit dem klaren Klang seiner Saiten.
Wehe aber, wer sein Schlägerlein schlecht behandelt. Wer es anschreit oder ihm missmutig in die Spannung zupft, der erntet ein Wimmern, dem verweigert es sich bei Slice und Volley. Wer ihm gar sein eigenes Versagen anlastet, wer es züchtigt, wird als hässlicher Verlierer den Court verlassen. Solche Typen mag das Spiel nicht.
Alexander Zverev weiß, wovon die Rede ist. Im festen Glauben, es sei der Schläger selbst, der böswillig eine Rückhand ins Netz gedroschen habe, hat er schon zahlreiche seiner edlen Spielgeräte zu Kleinholz verarbeitet. Mit dem Wert der teuren Spielgeräte ließe sich eine Känguru-Aufzuchtstation im verbrannten Australien finanzieren.
Zverev wird älter und gescheiter
Dabei ist Zverev erst 22. Möglicherweise aber ist das genau der Grund für seine Ausraster, wie er selbst vermutet. Darauf angesprochen, warum er zuletzt seine Matches lammfromm absolvierte, retournierte Zverev, er werde wohl älter. Das jedenfalls ist sicher. Nicht auszuschließen ist darüber hinaus, dass er auch gescheiter wird. Der 22-Jährige ist mit einer ausgezeichneten Marketing-Idee in Australien angetreten. Für den Fall seines Turniersieges will er jeden australischen Dollar an die Opfer der Brandkatastrophe spenden, umgerechnet 2,5 Millionen Euro. Ein Versprechen, das angesichts seiner armseligen Verfassung zu Beginn der Australian Open leicht zu geben war. Inzwischen hat es ihn ins Halbfinale getragen (Freitag, 9.30 Uhr, Eurosport).
Zverev braucht kein Geld, sondern Sympathien. Die Gutmenschen der Welt stehen inzwischen auf seiner Seite, die Kängurus sowieso und seine Tennisschläger im Moment offenbar auch.
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