FC Bayern: Mit Geduld und Gomez
Trainer Heynckes hat die Mannschaft zurück auf Erfolgskurs gebracht. Nur Platzverweise stören ihn.
Jupp Heynckes eilte Richtung Ausgang der Münchner Arena. Fast wäre es dem Bayern-Trainer geglückt, die wartende Pressemeute links liegen zu lassen. Dann stoppte er, gab sich gnädig und antwortete geduldig auf Fragen. Wohl wissend, dass er nichts zu befürchten hatte.
Der 66-Jährige hat die Fußballer des deutschen Aushängeschilds wieder auf Erfolgskurs gebracht. In der Meisterschaft. In der Champions League. Und im Pokal. Vorausgesetzt die Bayern erledigen die Pflichtaufgabe am Dienstag gegen Bochum. Heynckes machte die Irrungen und Wirrungen unter seinem niederländischen Vorgänger Louis van Gaal vergessen. Am Ballbesitz hat sich gegenüber der vorangegangenen Bundesliga-Saison nichts geändert. Der ist weiter exorbitant hoch.
Auch beim 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln, der sein Tor mit elf Spielern verbarrikadierte, war vor allem eins gefordert: Geduld. „Wir haben 2:0 geführt, da haben die Kölner immer noch defensiv gespielt“, sagte Heynckes. Die Bayern wissen inzwischen damit umzugehen. Sie stehen hinten gestaffelt, agieren aber nach vorne flexibler und gedankenschneller als im Van-Gaal-Korsett. Ein Verdienst von Heynckes. Und dessen System. Von dem profitiert gewaltig Mario Gomez. 16 Tore hat der 26-Jährige in der Vorrunde erzielt. Gegen Köln schoss er zum sechsten Mal das bedeutungsvolle 1:0. Sonst fiel er nicht weiter auf. Muss er auch nicht. Dafür sind andere da, wie etwa der präzise Passgeber Toni Kroos oder Franck Ribéry. Der Geschwindigkeitstechniker wirbelte in dieser Vorrunde so ziemlich jede linke Abwehrseite durcheinander, weil Heynckes ihn offensiv machen lässt und Ribéry defensive Fesseln akzeptiert.
Hilfsmittel Provokation
Um Ribéry in seinem Schaffen zu stören, bleibt Gegenspielern meist nur Provokation. Dann erinnert sich Ribéry seiner Herkunft in Marseilles Straßen und wehrt sich. Gegen Köln handelte er sich so einen Platzverweis ein. Auch Tymoshchuk und Boateng flogen in der Vorrunde vom Platz. Der einzige Makel, den Heynckes entdecken wollte. Gegner, die sehr aggressiv spielen, seien etwas, worauf sich seine Mannschaft einstellen müsse. Andere Dinge störten Herbstmeister Heynckes an diesem Abend kaum.
Auch nicht die kleine Schwächephase unter der Saison, als der Vorsprung in der Liga schrumpfte. Rekordhalter Heynckes – keiner hat mehr Bundesligasiege als Spieler und Trainer (455) – wünschte sich, am Ende der Saison, etwas in Händen zu halten. Ein Titel, das wirkt bei den hohen Ansprüchen des FC Bayern ziemlich bescheiden.
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