Die Reiterspiele geraten zum Fiasko für den gesamten Sport
Bei der Reit-WM in den USA klappt fast nichts: Unterkünfte werden nicht fertig, Wettkämpfe abgebrochen. Das gesamte Wettkampf-Format droht Schaden zu nehmen.
Von Anfang an standen die Weltreiterspiele in Übersee unter keinem guten Stern. Erst sprangen die Gastgeber aus Kanada ab, weil sie sich nicht in der Lage sahen, das Mammut-Turnier in acht Pferdesportdisziplinen zu organisieren. Und dann bekamen die ambitionierten US-Amerikaner, die als Retter in der Not eingesprungen waren, die Grenzen dieses Unterfangens aufgezeigt.
Nur rudimentär schafften sie es, eine Geländestrecke mit Naturhindernissen aus dem Boden zu stampfen, eine WM-würdige Strecke für die Distanzreiter auszuweisen sowie Wettkampfarenen, Stallungen und Unterkünfte für 500 Pferde und dreimal so viele Menschen zu bauen. Obwohl die WM schon seit einer Woche läuft, sind die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen – und werden es wohl auch nie sein. Nach wie vor funktionieren Toiletten nicht, Pferdepfleger müssen in Zelten schlafen und überall stehen Baufahrzeuge herum.
Der Weltverband ist mit der Vergabe krachend gescheitert
Wieder ist also ein Verband – diesmal die Internationale Reiterliche Vereinigung FEI – formidabel daran gescheitert, einen passenden Austragungsort für ein am Reißbrett entworfenes Wettkampf-Format zu finden. Um dieses im Chaos enden zu lassen, hätte es in Tryon nicht einmal Hurrikan Florence gebraucht. Das große Durcheinander haben die Verbandsfunktionäre ganz allein hinbekommen, als sie die Distanzreiter auf falsche Strecken schickten und im Zeitplan derart unflexibel waren, dass die Dressur-Kür gar nicht mehr stattfinden konnte.
So gerät das Wettkampf-Format, das 1990 ins Leben gerufen und 2006 in der Pferdesport-Hochburg Aachen noch hochgelobt wurde, nicht nur in Gefahr, sondern in Verruf. Denn gerade die Reiter stehen in der Verantwortung, ihre Tiere keinen unnötigen Risiken auszusetzen, sondern ihnen optimale Bedingungen für die sportlichen Spitzenleistungen zu bieten. Für den reibungslosen Ablauf einer solchen Großveranstaltung braucht es eine perfekte Infrastruktur. Diese können derzeit nur zwei bis drei Reitsportzentren auf der Welt anbieten. Doch die Verbände finden es attraktiv, mit der Verlagerung von Turnieren neue Märkte und neue Geldgeber zu akquirieren – in Asien, in den arabischen Ländern oder eben in Übersee. Der Schuss könnte für die FEI bald nach hinten losgehen. Mit Blick auf die Zustände in Tryon verwundert es nicht, dass sich für die Weltreiterspiele 2022 bisher kein Ausrichter gefunden hat.
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